Haustiere an Silvester schützen: Der Umgang mit der Angst
Tipps gegen Angst und Stress:Wie Silvester für Haustiere entspannter wird
von Jenna Busanny
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Laute Geräusche und Lichteffekte durch Böller und Feuerwerk versetzen viele Tiere in Angst und Panik. Mit diesen sieben Tipps können Tierbesitzer ihre Tiere vor Stress schützen.
Zur richtigen Zeit Gassi gehen - das ist eine der Strategien, die bei Hunden helfen, den Stress durch Böller beim Rutsch ins neue Jahr zu verringern.
Quelle: imago/Bihlmayerfotografie
Sie zittern, sie verstecken sich oder weigern sich zu fressen - viele Hunde und Katzen zeigen Angstsymptome, sobald die Knallerei um den Jahreswechsel losgeht. "Diese können bei jedem Tier unterschiedlich aussehen. Je nach Gesundheitszustand kann es zu eventuellen Traumata oder bis zum Herzinfarkt führen", erklärt Tobias Udave von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten". So können Sie ihre Haustiere schützen.
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Tipp 1: Haustiere an laute Geräusche gewöhnen
Haustiere können auf Silvester vorbereitet werden. Je früher man sein Haustier an laute Geräusche und Lichter gewöhnt, desto ruhiger bleibt es in der Regel in entsprechenden Situationen.
Ob diese Methode funktioniert, müsse man bei jedem Tier individuell testen. Dabei beginne man erst ganz kurz und leise und steigere die Lautstärke und die Länge dann mit der Zeit, so der Experte. Leuchteffekte könne man über den Fernseher abspielen.
Je jünger das Tier, desto einfacher ist die Gewöhnung. Doch auch bei älteren Tieren lohnt sich der Versuch. Wer dazu noch ein Leckerli füttere, verknüpfe die Geräusche mit einer positiven Erfahrung (Gegenkonditionierung).
Tipp 2: Gassi-Gänge zu den richtigen Zeiten
Udave weist darauf hin, gerade am Silvesterabend die Spaziergänge mit Hunden zeitlich gut zu planen und früh genug rauszugehen, wenn es noch einigermaßen ruhig ist. Ganz wichtig dabei: Das Tier gut sichern, falls es doch mal in Panik geraten sollte. Denn in einer Paniksituation ist es nicht mehr ansprechbar.
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Tipp 3: Einen sicheren Rückzugsort für Ihr Haustier schaffen
In der Wohnung selbst sollten Beisitzerinnen und Besitzer ihrem Tier das ruhigste Zimmer zur Verfügung stellen, rät Janet Bernhardt, Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins. Am besten schließe man die Gardinen und ziehe die Rollos runter, um den Raum zu verdunkeln. "Bauen Sie Ihrem Hund oder Ihrer Katze eine Höhle, in der sie sich verstecken können - das bringt oftmals sehr, sehr viel", so die Expertin, die selbst zwei Hunde besitzt.
Tipp 4: Angst richtig begegnen
"Streicheleinheiten oder Mitleid können die Angst bestärken", weiß Janet Bernhardt. Das Tier versteht die Worte an sich nicht. Der mitleidige Ton in der Stimme transportiert daher eher die Botschaft, dass die Angst bei dem Tier gerade berechtigt ist. Es fühlt sich in seiner Angst bestätigt.
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Tipp 5: Ablenkung statt Angst
Was man aber ausprobieren könne sei, das Tier abzulenken, so Bernhardt. Sie selbst habe mit ihrer Boxerhündin gespielt, wenn es laut wurde. Bei manchen Hunden und Katzen kann diese Methode gut funktionieren.
Auch Haustiere wie Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen und Hasen reagieren oft ängstlich auf Lichteffekte und Geräusche. Hier gilt ebenfalls, es den Tieren am Silvesterabend so angenehm wie möglich zu machen: den Raum verdunkeln, eine Decke über den Käfig legen (dabei darauf achten, dass genug Luftzufuhr vorhanden ist) und eventuell beruhigende Musik abspielen.
Tipp 6: Mit Entspannungsmusik die Nerven Ihres Haustiers beruhigen
Ein sehr simpler, aber effektiver Trick: "Spielen Sie Ihrem Tier Entspannungsmusik vor", rät Tobias Udave. Am besten auf einer angemessenen Lautstärke, um den Krach draußen zumindest ansatzweise zu übertönen.
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Tipp 7: Anti-Stress-Westen
Der Experte Tobias Udave hat noch einen weiteren Rat, der bei einigen Hunden gut funktioniert: Anti-Stress-Westen, die auch unter dem Namen "Beruhigungsshirts" bekannt sind. Sie üben einen sanften Druck auf den Brustkorb des Tieres aus und tragen somit zur Stressreduzierung und Angstminderung bei.
Vielen Menschen ist vielleicht gar nicht bewusst, welche Auswirkungen Silvesterknaller und Feuerwerk auf Tiere haben können. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten sammelt auf Ihrer Website unter dem Motto #böllerfrei Berichte: Wer Tierleid mitbekommt, kann seine Erfahrung mit der Organisation teilen. Die Geschichten werden auf der Website von Vier Pfoten und in den sozialen Medien anonym veröffentlicht - in der Hoffnung, dass mehr Menschen das Leid der Tiere verstehen und sensibler damit umgehen.
Vorsicht bei Medikamenten und homöopathischen Leckerlis
Tiere, die sehr große Angst oder ein Trauma erlitten haben, können zur Beruhigung unterstützende Medikamente bekommen, erklärt Bernhardt. Dazu sollten Besitzer sich unbedingt von einem Tierarzt beraten lassen.
Frei verkäufliche homöopathische Mittel, wie beruhigende Leckerlis, seien mit Vorsicht zu genießen. "Das kann mal funktionieren - es kommt dabei individuell auf das Tier an. Es sollte aber nicht zu lange eingesetzt werden, da sich sonst Abhängigkeiten ergeben können", so Janet Bernhardt.
Keine Beruhigung durch Alkohol
Von Alkohol für Tiere sollte man grundsätzlich die Finger lassen, warnt die Expertin, auch zur Beruhigung. Denn die Reaktionen der Tiere können unterschiedlich ausfallen - sowohl von der Verträglichkeit als auch vom Verhalten. Verhaltensweisen wie Ängste oder Aggressivität können durch Alkohol noch verstärkt werden.
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Quelle: ZDF
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