Seekrankheit vorbeugen: Tabletten oder Pflaster - was hilft?
Tipps für die Schiffsreise:Seekrank auf der Kreuzfahrt - was hilft?
von Nina Drewes
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Ob Tabletten, Ingwer oder die Wahl der richtigen Kabine: Es gibt einfache Mittel gegen Seekrankheit auf dem Kreuzfahrtschiff. Was Passagiere vor und auf der Reise beachten sollten.
Nicht jeder kann auf einer Kreuzfahrt entspannt vor seinem Laptop sitzen oder ein Buch lesen. Wer seekrank ist, hat meist typische Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel.
Quelle: dpa
Der langersehnte Urlaub ist da und die Kreuzfahrt beginnt - doch statt Spaß und Erholung stehen Übelkeit und Erbrechen auf dem Programm. Auf Kreuzfahrtschiffen ist Seekrankheit laut Schiffsarzt Christian Ottomann eher selten, komme aber vor allem bei schwerer See durchaus vor - in unterschiedlichen Ausprägungen.
Bei der Seekrankheit handle es sich genau genommen nicht um eine Krankheit, "sondern um eine natürliche physiologische Reaktion des Körpers auf eine ungewohnte Bewegung, eine sogenannte Kinetose", so Ottomann. Innenohr, Augen, Hautrezeptoren, Muskeln und Gelenke nehmen dann widersprüchliche Reize wahr. "Auf diese Anpassungsstörung antwortet der Körper mit Erbrechen."
Kinder unter zwei Jahren werden praktisch nie seekrank, weil das Otolithen-System, das für den Gleichgewichtsinn zuständig ist, bei ihnen noch nicht ausgereift ist.
Bei über 60-Jährigen nimmt die Wahrscheinlichkeit, seekrank zu werden, ab, weil die Otolithen degenerieren.
"Auch ein Kapitän, der seit 30 Jahren zur See fährt, kann plötzlich seekrank werden", sagt Schiffsarzt Christian Ottomann.
Für das menschliche Gleichgewicht ist ein Sinnesorgan im Innenohr verantwortlich. Es ist nur wenige Zentimeter groß, liegt direkt neben der Hörschnecke und besteht aus zwei Teilen.26.02.2024 | 1:16 min
Tipps zur Vorbeugung von Seekrankheit
"Wer anfällig für Seekrankheit ist, sollte die Route mit Bedacht auswählen", sagt Georg Ehrmann, Deutschland-Vorsitzender der Cruise Lines International Association (CLIA). Hier helfe ein Blick in die Reisebeschreibung.
Auch in Reisebüros könne man sich diesbezüglich beraten lassen. Menschen, die nicht wissen, ob sie seekrank werden, empfiehlt Ehrmann eine Mini-Kreuzfahrt zum Ausprobieren.
Die besten Plätze an Bord für eine sanfte Fahrt
Die ungewohnten Bewegungen, mit denen man es an Bord eines Schiffes zu tun hat, sind das sogenannte Rollen und Stampfen - also die Drehbewegung um die Längsachse und das Auf und Ab des Bugs. "Um diese Bewegungen zu verhindern oder zumindest deutlich zu vermindern, verfügen Kreuzfahrtschiffe über Stabilisatoren", erklärt Ehrmann.
Der Vorsitzende des Kreuzfahrtverbands empfiehlt betroffenen Passagieren, eine Kabine in der Schiffsmitte zu buchen. "Außerdem nehmen die meisten Menschen die Schwankung des Schiffs auf den unteren Decks, die nahe der Wasserlinie liegen, weniger stark wahr als auf den höher gelegenen Decks", so Ehrmann weiter.
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Wirksame Mittel gegen Seekrankheit
Einmal an Bord rät Schiffsarzt Ottomann dazu, "an die frische Luft zu gehen und den Horizont anzuschauen, weil dann das Gehirn die ungewohnte Bewegung besser einordnen kann." In 90 Prozent der Fälle adaptiere sich der Körper innerhalb von zwei bis vier Tagen. Wer so lange nicht warten möchte, kann auf verschiedene Medikamente zurückgreifen.
Reisepflaster enthalten das aus der Tollkirsche (Belladonna) hergestellte Scopolamin, das Menschen schon seit Jahrhunderten nutzen. "Das Pflaster ist sehr einfach in der Anwendung. Man klebt es sich zehn Stunden vor Exposition hinters Ohr und es ist bis zu 72 Stunden lang wirksam", erklärt Schiffsarzt Ottomann. Es sei allerdings für Schwangere nicht geeignet.
Scopolamin-Pflaster sind wirksam, wenn man sie ordnungsgemäß anwendet. Christian Ottomann beobachtet jedoch immer wieder das Phänomen der "Doppelkleber" und "Sparfüchse".
Aus Angst vor Seekrankheit benutzen die "Doppelkleber" dem Schiffsarzt zufolge gleich zwei Pflaster. Dann sei die Dosierung zu hoch, was zu Vergiftungserscheinungen führen könne.
"Sparfüchse" schneiden das Pflaster in der Mitte durch. Das wiederum führe dazu, dass die Medikamentenabgabe nicht langsam, sondern sofort erfolge - auch hier mit Vergiftungserscheinungen als möglicher Folge.
Seekrankheit: Tabletten können helfen
Auch Reisetabletten mit Antihistaminika seien eine gute Möglichkeit, der Seekrankheit entgegenzuwirken, denn Histamin ist der Botenstoff für das Erbrechen. Wer nicht gern Tabletten schluckt, kann auf Hausmittel zurückgreifen: "Studien zufolge wirken auch Vitamin C und Ingwer hochdosiert antihistaminisch", sagt Ottomann. Oft helfe zudem schon die Placebo-Wirkung. Auch Yoga, Pilates oder Autosuggestion - etwa der feste Glaube daran, man sei gegen Seekrankheit immun - können dem Schiffsarzt zufolge eine wirkungsvolle Alternative darstellen.
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"Als Alles- und Aasfresser produzieren Schweine Diamino-Oxidase (DAO), das Histamin neutralisiert", berichtet Schiffsarzt Christian Ottomann. "Andernfalls würden sie Aas aufgrund eines Histaminschocks nicht überleben." Man habe sie früher unheimlich gerne als Lebendfutter mit auf See genommen, weil sie die Küchenabfälle fraßen und nicht seekrank wurden - anders als zum Beispiel Pferde, die nicht erbrechen können und an Koliken starben.
Lässt sich die Seekrankheit mit diesen Mitteln nicht bekämpfen oder treten besonders starke Symptome auf, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. "Auf den Kreuzfahrtschiffen steht 24 Stunden am Tag ein bordeigenes Hospital zur Verfügung", sagt CLIA Deutschland-Vorsitzender Ehrmann.
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Quelle: ZDF
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