Kreuzotter, Ringelnatter und Co.: Schlangen im Garten

    Rettung für bedrohte Arten:Schlangen im Garten: Faszinierende Nützlinge

    von Christian Ehrlich
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    Eine Schlange im Garten - das ist für viele eine Horrorvorstellung. Artenschützer Christian Ehrlich erklärt, warum das kein Grund für Panik ist, sondern sogar nützlich sein kann.

    Christian Ehrlich zu Schlangen
    Artenschutzexperte Christian Ehrlich klärt auf über die in Deutschland lebenden Schlangenarten. Außerdem gibt er Tipps für eine Reptilienburg für den Garten.23.08.2024 | 8:04 min
    Schlangen gehören zu den am meisten verkannten Tieren Deutschlands. Angst und Ekel, aber vor allem Unwissen, dominieren. Daher haben es die hoch bedrohten Tiere schwer zu überleben. Natürlich gestaltete Gärten können ihnen als Rückzugsort dienen. Und keine Sorge: Auch wenn sich die Reptilien ansiedeln, sieht man sie äußerst selten. Zudem ist es ein echtes Erlebnis, diese faszinierenden Tiere "live" zu erleben.

    Warum Schlangen nützlich sind

    Schlangen sind ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Nahrungsnetzes. Sie fressen Nager, Amphibien, Fische und andere Beutetiere, die so nicht überhandnehmen. Schlangen selbst sind Beute zum Beispiel für Greifvögel, Marder und Igel.
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    Schlangen erwischen vor allem kranke Beutetiere und verhindern so zudem den Ausbruch von Krankheiten. Und: Wer sich darauf einlässt und das Glück hat, beispielsweise eine Ringelnatter beobachten zu können, wird fasziniert sein - vor allem in dem Wissen, dass sie dem Menschen absolut nichts tun kann.

    Auch wenn das oft angenommen wird: Die Blindschleiche ist keine Schlange, sondern eine Echse ohne sichtbare Beine. Das erkannte man unter anderem daran, dass Blindschleichen bewegliche Augenlider haben (Schlangen können nicht blinzeln), eine breite Zunge und ihren Schwanz abwerfen, wenn man sie ärgert.

    Die nur 40 bis 50 Zentimeter langen, dämmerungsaktiven Blindschleichen ernähren sich in erster Linie von Schnecken, Raupen und Regenwürmern, gelegentlich von allerlei Insekten und Spinnen - sie sind also im Garten sehr nützlich. Ihnen helfen Gartenbesitzer mit feuchten Totholzhaufen und trockenen Steinmauern, wo sie ihr Sonnenbad nehmen können - ein paar wilde Ecken im Garten sind also wie so oft sinnvoll.

    Übrigens ist der Name nicht ganz richtig: Blindschleichen sind zwar farbenblind, können aber dennoch sehen, wenn auch nicht besonders gut.

    Welche Schlangen gibt es in Deutschland?

    Weltweit gibt es schätzungsweise 3.000 Schlangenarten, nur sieben von ihnen sind in Deutschland beheimatet. Davon sind nur zwei Arten giftig: die Kreuzotter und die Aspisviper. Beides sind Tierarten, die als "Kulturflüchter" eingestuft werden - sie meiden also den Menschen. In einen Garten trauen sie sich daher fast nie.
    Am häufigsten verbreitet sind zwei sehr ähnlich aussehende Arten der Ringelnattern. Ringelnattern sind 80 bis 120 Zentimeter lang, ungiftig und keine Würgeschlangen. Sie fressen Fische und Amphibien, seltener auch Mäuse und Schnecken. Man erkennt sie an zwei halbmondförmigen, gelben Flecken an den Seiten des Hinterkopfs. Da sie Wasser brauchen, ist ein Teich ihr Lebensmittelpunkt.

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    Ungiftig und heimisch

    Eine weitere ungiftige Schlangenart, die am Wasser lebt, ist die maximal einen Meter lange Würfelnatter. In großen Teilen Deutschlands ist sie nahezu ausgerottet, sie wird daher stellenweise wieder angesiedelt. Zu finden ist sie vor allem noch in Rheinland-Pfalz an den Nebenflüssen von Lahn, Mosel und Rhein sowie an der Elbe in Sachsen. Sie ist tagaktiv, liebt sonnige, steinige Ufer und frisst in erster Linie kleine Fische.
    Bewohner eher trockener Biotope ist die kleine, zierliche Schlingnatter. Sie wird nur 60 bis 70 Zentimeter lang und bewohnt vor allem Heiden, Südhänge und Trockenmauern. Ihr Futter besteht aus Eidechsen, anderen Schlangen, Nagern und auch Spitzmäusen. Ihre Zähne sind so kurz, dass sie in der Regel keine Chance haben, menschlich Haut zu durchbeißen.

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    Wie schaffe ich einen Platz für Schlangen im Garten?

    Ein Garten lockt in aller Regel fast ausschließlich die noch recht häufig vorkommenden, völlig harmlosen Ringelnattern an. Diese benötigen einen Teich mit natürlichem Ufer und einem Besatz aus kleinen, heimischen Fischarten wie zum Beispiel Moderlieschen und Bitterling. Ideal sind zudem größere Steine oder Trockenmauern zum Sonnenbaden.
    Als Platz für die Winterruhe und zur Eiablage sollten Totholzhaufen und/oder ein Komposthaufen zur Verfügung stehen. Zudem ist eine eher natürliche Gartengestaltung von Vorteil, da so auch ausreichend Futter vorhanden ist. Eine "Reptilienburg" aus alten Gehwegplatten kann zusätzlich angelegt werden. Vorteil: Dies alles hilft auch selten gewordenen Fröschen, Blindschleichen, Eidechsen und vielen Insekten.

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