Rawdogging: Was steckt hinter dem neuen Social-Media-Trend?

    Social-Media-Challenge:Rawdogging: Wie gesund ist der TikTok-Trend?

    von Luisa Herbring
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    Keine Ablenkung und oft keine Nahrung für mehrere Stunden auf einem Flug: Rawdogging nennt sich der neue Trend auf TikTok und Instagram. Warum der Verzicht auch problematisch ist.

    In einem Flugzeug sitzen Fluggäste auf ihren Plätzen.
    Rawdogging: Warum Menschen auf langen Flügen stundenlang vor sich hinstarren.
    Quelle: dpa

    Im Flugzeug sitzen und gar nichts tun: Kein Buch lesen, keinen Film schauen, keine Musik hören. Stattdessen auf die Rückenlehne des Vordersitzes starren - und das über mehrere Stunden hinweg. Was für einige nach Langeweile klingt, ist für andere aktuell das pure Erlebnis. Und eine echte Herausforderung.
    Auf TikTok und Instagram trendet zurzeit das sogenannte Rawdogging. Eine Challenge, bei der sich Menschen - meist während eines Langstreckenflugs - dabei filmen, wie sie gar nichts tun. In den sozialen Medien gibt es dafür viel Bewunderung. Was hinter dem Trend steckt.
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    Rawdogging soll Entschleunigung bringen

    Ursprünglich ist der Begriff "Rawdogging" ein englisches Slangwort für ungeschützten Sex. Auf Social Media steht er für Disziplin und Selbstbeherrschung. Wer mitmacht, verspricht sich Entschleunigung vom Alltag als pures Erlebnis ohne Ablenkung. Neurobiologe Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig sieht Vorteile in dem Trend, etwa um sich seinen Gedanken auszusetzen.

    Gut an der Idee ist, den Langstreckenflug als Anlass zu nehmen, um zu schauen, welche Gewohnheiten man ändern möchte.

    Prof. Dr. Martin Korte, Neurobiologe

    Viral gegangen ist zum Beispiel Erling Haalands TikTok-Video. Sieben Stunden will der norwegische Fußballer ohne jede Beschäftigung auf einem Flug verbracht haben. Einige User und Userinnen versuchen sogar, sich gegenseitig zu übertreffen. Manche wollen es schon 17 Stunden geschafft haben.
    Laut Korte habe es keinen Mehrwert, wenn das Nichtstun während eines Langstreckenfluges dazu führt, dass man dies lediglich schlecht gelaunt aushält, um die Challenge durchzuziehen. Wichtig sei der Wille, auch mal Gedanken zuzulassen und Gewohnheiten langfristig umstellen zu wollen.

    Wenn man aber meint, es sei damit getan, nutzt unser Gehirn das als Ausrede, um danach vermehrt digitale Medien zu nutzen.

    Prof. Dr. Martin Korte, TU Braunschweig

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    Gesundheitliche Risiken des TikTok-Trends

    In Extremfällen verzichten einige bei der Challenge sogar auf Essen, Trinken und den Gang zur Toilette. Doch gerade während eines längeren Flugs kann es gefährlich sein, Grundbedürfnisse zu ignorieren.
    So kann der Körper laut Gesundheitskasse AOK auf einem Flug bis zu 1,5 Liter Wasser verlieren. Er droht zu dehydrieren. Erste Anzeichen für einen Flüssigkeitsmangel können Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Schwindel sein.
    Außerdem ist beim Fliegen das Risiko für eine Beinvenen-Thrombose erhöht. Um dem entgegenzuwirken, sollte man etwa doppelt so viel Wasser trinken wie sonst, ab und zu aufstehen sowie im Sitzen immer wieder die Bein- und Fußmuskulatur aktivieren.

    Experte warnt: Rawdogging ist zu extrem

    Psychologe Dominic Hennig sieht den Rawdogging-Trend auf TikTok und Instagram aus diesem Grund kritisch. Er sei zu extrem und dürfe nicht mit Achtsamkeit verwechselt werden.
    Achtsamkeit bedeute, dass man sich für einen bestimmten Moment oder Augenblick lang auf etwas konzentriert.

    Rawdogging versucht, die Konzentration und die gleichzeitige Entsagung sämtlicher anderer Bedürfnisse auf mehrere Stunden zu übertreiben.

    Dominic Hennig, Psychologe

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    Alternativen für Entspannung im Alltag

    Wer im Alltag Pausen von der permanenten Anstrengung durch Multitasking braucht, kann zum Beispiel Digital Detox ausprobieren. Laut Techniker Krankenkasse sind Ruhephasen von digitaler Dauerbeschallung vor allem für das Gehirn wichtig, um Informationen und Eindrücke zu verarbeiten.
    Statt wie beim Rawdogging über lange Zeiträume auf jegliche Ablenkung zu verzichten, können bewusst festgelegte Zeitlimits helfen, um herunterzukommen. Man könne zum Beispiel versuchen, für einen Tag auf das Smartphone zu verzichten, empfiehlt Psychologe Hennig. Nach einem Tag spüre man schon die positiven Effekte.

    Bei vielen Menschen reduzieren sich Ängste und Unsicherheiten. Viele werden aktiver im sozialen und sportlichen Bereich.

    Dominic Hennig, Psychologe

    Neurobiologe Martin Korte empfiehlt außerdem, die Langeweile während eines Flugs für Kreativität zu nutzen oder Meditations-Übungen zu machen.

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    Quelle: ZDF

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