Handwerker kommt nicht: Was tun bei Problemen?

Abgeschlagene Kacheln, offenliegende Rohre - wenn Katja und Gerd Sinters die Badezimmertür aufmachen, sehen sie eine Baustelle statt einem schönen neuen barrierefreien Bad. "Das ist eine Katastrophe. Wir haben 75 Prozent des Auftragspreises angezahlt und nichts ist fertig", erzählt das Paar.

Geld weg und das Bad unbenutzbar. Dabei sah es anfangs noch so gut aus: Eine Firma aus dem Internet, spezialisiert auf Sanierungen, die gut klang und auch gleich jemanden vorbeischickte, um sich das Bad anzusehen und die notwendigen Arbeiten abzuschätzen. Ehepaar Sinters unterschrieb den Auftrag, die Entkernung begann - und dann passierte auf einmal nichts mehr. Die Sanierung geriet ins Stocken. Erst hieß es, die ausgewählten Fliesen seien nicht da. Katja und Gerd Sinters suchten daraufhin andere aus. Doch die Handwerker ließen sich nicht mehr blicken. Firma und Bauleiter waren nicht mehr erreichbar.

Wie kann man einen Reinfall mit Handwerkern vermeiden? Dominik Ostendorf von der Handwerkskammer Rheinhessen rät, sich bei der Handwerkersuche erst einmal im Bekanntenkreis umzuhören. Gute Empfehlungen sind viel wert.

Auch sollte man regionalen Firmen den Vorzug geben. "Das hat den Vorteil, dass Sie sich vor Ort ansehen können, wie die Firma ausgestattet ist. Vielleicht können Sie sich sogar ältere Arbeiten oder eine Ausstellung anschauen", so Ostendorf. So lerne man den Ansprechpartner vor Ort kennen, könne sich einen eigenen Eindruck von den handelnden Personen machen und Referenzen überprüfen.

Bei der Suche in einem Branchenverzeichnis warnt die Verbraucherzentrale davor, Betriebe, die mit AAA im Namen beginnen, auszuwählen.

Dieser Trick wird verwendet, um im alphabetisch sortierten Branchenverzeichnis ganz vorne gelistet zu werden. Seriöse Firmen haben das nicht nötig.

Wer bei der Suche unsicher ist, kann sich auch an die jeweilige Handwerkskammer wenden. "Handwerker sind verpflichtet, sich dort anzumelden. Dennoch gibt es Betriebe, die dies nicht tun. Dies ist ein erstes Zeichen für fehlende Seriosität", so Ostendorf.

Bei den meisten Handwerkskammern kann man über eine Handwerker-Suche nach Postleitzahlen sortiert Fachbetriebe finden.

Vorsicht ist geboten, wenn eine kleine Firma alles anbietet - von der Badinstallation über den Dachausbau bis zur Solaranlage. "Wenn diverse Gewerke, die an sich nicht ganz einfach zu beherrschen sind, aus einer Hand angeboten werden, dann sind möglicherweise Zweifel angebracht, ob überhaupt genug Fachwissen vorhanden ist und der Betrieb seriös wirtschaftet", so Ostendorf.

Es ergibt ebenfalls Sinn, im Internet nach Erfahrungsberichten oder möglichen Beschwerden früherer Kunden zu recherchieren.

Es ist sinnvoll, mehrere Handwerksbetriebe oder Fachleute anzufragen und um einen Kostenvoranschlag zu bitten. Erst dann hat man einen guten Überblick, um den für sich am besten geeigneten zu wählen.

Achtung: Ein Kostenvoranschlag ist nicht bindend. Es kann durchaus am Ende teurer werden. Bei mehr als 15 bis 20 Prozent sollte die Firma jedoch vorab darauf hinweisen, so die Verbraucherzentrale.

"Anzahlungen sind nicht unüblich", so Ostendorf, "da haben Handwerker Vertragsfreiheit. Sie müssen aber klar im Vertrag ausgewiesen werden." Wichtig ist es dabei, immer auf die Ausweisung einer ladungsfähigen Anschrift im Inland zu achten. Dies beinhaltet die klare Nennung des Vertragspartners mit einer Firmenadresse im Vertrag, an die man im Ernstfall eine Klage schicken kann. Ist eine solche Adresse nicht vorhanden, widerspricht dies den gesetzlichen Regelungen und sollte einen Verbraucher sofort misstrauisch werden lassen.

Das Ehepaar Sinters hat Klage gegen die Firma eingereicht und macht sich nun auf die Suche nach einem Handwerksbetrieb, der den Badumbau übernimmt. Ob sie das bereits angezahlte Geld wiedersehen, ist fraglich.