Palmöl: Wie man es ohne schlechtes Gewissen nutzen kann

    Gefahr für Natur und Gesundheit:So kann man Palmöl guten Gewissens nutzen

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    Die Lebensmittelindustrie setzt immer mehr auf Palmöl, während Umweltschützer Alarm schlagen. Warum Palmöl trotz allem so häufig verwendet wird.

    Palmöl ist vielseitig einsetzbar, doch sein Anbau hat verheerende Auswirkungen auf die Umwelt. Die Lebensmittelindustrie setzt in vielen Fertigprodukten häufig Palmöl als billiges Fett ein.
    "Der Anbau von Ölpalmen geht teilweise leider immer noch mit der Rodung von Wäldern und der Zerstörung von wertvollen natürlichen Lebensräumen einher, was zum Rückgang der Artenvielfalt geführt hat", erklärt Ilka Petersen von der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland.
    Demnach seien laut Weltnaturschutzunion IUCN 193 Arten vom Palmölanbau betroffen und bedrohte Arten wie Orang-Utans und Tiger aus ihrem Lebensraum verdrängt worden. Auch wird nicht immer legal gerodet.

    Palmöl findet sich sowohl in Lebensmitteln als auch in vielen Produkten aus unserem Alltag. Einige Beispiele:

    • Margarine
    • Schokolade
    • Schokoaufstrich
    • Rasierschaum
    • Waschmittel
    • Lippenstift
    • Mascara
    • Kerzen
    • Kraftstoffe wie Biodiesel

    Palmöl und Palmfett sind schlecht für Umwelt und Gesundheit

    Experten warnen, dass Palmöl im Gegensatz zu einigen anderen pflanzlichen Ölen nicht zu einer gesunden Ernährung beiträgt. "Palmfett steht im Verdacht, die Entstehung von Diabetes, Gefäßerkrankungen und Krebs zu begünstigen", warnt Ilana Bollag, Fachreferentin für Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft bei PETA Deutschland.
    Der Verzehr von zu vielen gesättigten Fettsäuren könne zu einer Gefäßverengung führen, die einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen könnte.

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    Positive Eigenschaften von Palmöl

    Dass Palmöl dennoch für viele Produkte verwendet wird, hat zahlreiche Gründe:

    Palmöl ist sehr viel effektiver auf der Fläche als alle anderen Pflanzenöle.

    Ilka Petersen, WWF Deutschland

    Daher sei es auch im Preis niedriger. "Es hat diverse positive technische Eigenschaften, die schwer zu ersetzen sind", erläutert Petersen.
    Palmöl ist geschmacklos und fester als andere Öle. In den 1990er-Jahren wurden bestimmte Fette, die als ungesund galten, durch Palmöl ersetzt. Zusätzlich wollte die Kosmetikindustrie weg von tierischen und hin zu pflanzlichen Inhaltsstoffen. Daher können auch viele Kosmetikartikel sogenannte Emulgatoren und Tenside enthalten, die aus Palmöl-Bestandteilen hergestellt werden.

    • Zu frischen, regionalen Lebensmitteln statt Fertigwaren greifen - das spart Palmfett.
    • Konsum von Süßem und Fettigem reduzieren.
    • Lieber weniger und dafür besseres Fleisch kaufen, denn Palmöl fließt - neben gentechnisch verändertem Soja - in Futtermittel für Rinder, Geflügel und Schweine.
    • Zertifizierte Produkte wählen, vorzugsweise Bio oder RSPO-Standard.
    • Bewusst einkaufen und so wenig wie möglich wegwerfen, das schont den Geldbeutel und die Natur.

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    Palmöl gewinnt an Beliebtheit

    Im Zuge der Corona-Pandemie und des Krieges gegen die Ukraine kam es im Frühjahr 2022 zu Lieferengpässen bei Sonnenblumenöl. Einige Lebensmittelhersteller verwendeten für ihre Produkte schließlich Palmöl oder -fett als Ersatz. Viele Unternehmen verwenden es auch weiterhin in ihren Produkten.
    Grundsätzlich sei man aber nicht gegen Palmöl, sagt Ilka Petersen vom WWF. Palmöl durch andere Fette zu substituieren, verschiebe das Problem und würde teilweise die sechsfache Fläche benötigen.
    Auf dem Bild ist ein großer Wald und ein Fluss zu sehen.
    In Bad Freienwalde, in Brandenburg, soll eine Photovoltaikanlage entstehen. Doch dafür muss Platz geschafft werden, ein Wald soll gerodet werden. Dieser Plan ist vor Ort stark umstritten.13.09.2023 | 2:02 min

    Raps, Soja, Sonnenblumen benötigen mehr Fläche beim Anbau

    Wird Palmöl durch Sojaöl ersetzt, kommen wir vom Regen in die Traufe.

    Ilka Petersen, WWF Deutschland

    Ähnlich sehe es bei Raps und Sonnenblumen aus, die zwar nicht in den Tropen wachsen, aber auch mehr Fläche benötigen als Palmöl. "An jeden Ersatz müssen die gleichen Ansprüche an Nachhaltigkeit gestellt werden wie an Palmöl", so Petersen.

    Anbau und Konsum von Palmöl müssen sich ändern

    Die negativen Auswirkungen des Palmöl-Anbaus auf Mensch und Natur zeigen, dass ein ökologischer, ökonomischer und sozialer Kurswechsel vollzogen werden muss, hin zu nachhaltigem Palmöl. Aber nicht nur der Anbau muss sich ändern, sondern auch unser Konsumverhalten.
    "Mittlerweile gibt es für Palmöl verschiedene Label. Dennoch ist es nicht immer klar ersichtlich, welche dieser Siegel tatsächlich etwas aussagen und welche nur das Image von Unternehmen aufpolieren sollen", sagt PETA-Fachreferentin Bollag.

    Politische Lösungen für das Palmöl-Problem

    Umso wichtiger sind politische Lösungen. Eine solche hat die Europäische Union umgesetzt. Ab Ende 2024 dürfen Erzeugnisse wie Kaffee, Kakao, Palmöl oder Soja künftig nicht mehr in der EU verkauft werden, wenn dafür Wälder gerodet wurden.
    Die Bundesregierung setzt zudem auf die Initiative FONAP (Forum Nachhaltiges Palmöl e. V.). Ziel sei es, den Anteil zertifizierten Palmöls in Deutschland branchenübergreifend so schnell wie möglich auf 100 Prozent zu steigern. Wer dem Forum beitreten will, muss garantieren, dass die Standards des FONAP erfüllt werden.

    Am weitesten verbreitet ist die Palmöl-Zertifizierung "RSPO". Das steht für "Roundtable on Sustainable Palm Oil" (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) und wurde 2004 unter anderem vom WWF initiiert. Ziele sind Mindeststandards wie:

    • Verzicht auf Abholzung von Primärwäldern
    • Verzicht auf Abholzung von besonders erhaltenswerten Wäldern
    • Kernarbeitsnormen
    • Bezahlung nach Mindeststandards

    Die Umsetzung ist jedoch nur selbstverpflichtend. Und: Es gibt keine unabhängige Kontrollinstanz.

    Quelle: dpa-Custom Content

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