Öko-Test: Grüne Wandfarbe kann giftige Schadstoffe enthalten

    Wandfarben im Öko-Test:Öko-Test: Schadstoffe in grüner Wandfarbe

    Florence-Anne Kälble
    von Florence-Anne Kälble
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    Wer die eigenen vier Wände in trendigem Grün streichen möchte, sollte bei der Wandfarbe genauer hinsehen: Öko-Test hat 19 Farben getestet, zehn davon enthielten kritische Stoffe.

    Eine Dose mit Wandfarbe, Pinsel und Zollstock liegen auf dem obersten Tritt einer Metallleiter. Neben der Dose hält eine Person einen Farbmusterstreifen an.
    Zum Streichen von Wänden wird einiges benötigt. Neben den passenden Utensilien ist vor allem die Wandfarbe wichtig. Was beim Kauf von Wandfarben beachtet werden sollte.
    Quelle: dpa

    Es grünt so grün im Wandfarben-Regal, denn Grün mit all seiner Varianz ist aktuell eine Trendfarbe. Öko-Test hat in seiner Mai-Ausgabe 19 verschiedene grüne Dispersionsfarben getestet - in zehn hatte das Labor kritische Stoffe nachgewiesen. Mit neun Farben könne bedenkenlos gestrichen werden.
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    Öko-Test bemängelte, dass nicht alle problematischen Inhaltsstoffe, die die Raumluft während des Streichens und danach belasten könnten, auf den Verpackungen erkennbar waren. Teilweise fehlten wichtige Angaben sowie Sicherheits- und Gebrauchshinweise.

    Schädliche Konservierungs-Substanzen in vielen Wandfarben

    In mehr als der Hälfte der getesteten Wandfarben wies das Labor Isothiazolinone nach. Diese Substanzen kommen vor allem zur Konservierung wasserbasierter Gemische wie Farben oder Flüssigwaschmitteln zum Einsatz. Sie sollen die Vermehrung schädlicher Organismen verhindern. Problematisch sei laut Öko-Test, dass die Substanzen als stark allergieauslösend gelten und deshalb in vielen Anwendungsbereichen wie beispielsweise Kosmetika zunehmend reglementiert werden.
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    Bewertungskriterien von Öko-Test

    In den Vergabekriterien des Umweltzeichens "Blauer Engel" für emissionsarme Wandfarben seien diese sogenannten Topfkonservierungsmittel nicht mehr erlaubt und dürften deshalb nur in Spuren nachweisbar sein. Bei der Bewertung hatte sich Öko-Test an den Spurengehalten des Blauen Engels für die häufig zusammen eingesetzten Verbindungen Benzisothiazolinon (BIT), Methylisothiazolinon (MIT) und Chlormethylisothiazolinon (CIT) orientiert. Zehn der insgesamt 19 getesteten Produkte überschritten mindestens einen dieser Werte.

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    Diese Wandfarben sind bedenklich

    In der "Einfach Schöner Pure Eleganz Serpentin Grün" hatte das Labor neben BIT und MIT auch Formaldehyd/-abspalter nachweisen können. Die Farbe wurde mit dem Gesamtergebnis "mangelhaft" bewertet. Formaldehyd wurde von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Der Stoff dünste in die Raumluft aus und könne laut Öko-Test deshalb über die Atemluft aufgenommen zu Tumoren im Nasen- und Rachenbereich führen sowie die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen.
    Die "Rust-Oleum Little Stars Luftreinigende Wandfarbe Zauberwald" versprach laut Verpackung "Wände in einen natürlichen Luftreiniger" zu verwandeln sowie die aktive Beseitigung "gesundheitsgefährdender Schadstoffe". Öko-Test wurde eine Laboranalyse vorgelegt, gemäß dieser die Farbe Formaldehyd aus der Raumluft binden können soll - jedoch nur im Vergleich zu einer leeren Prüfkammer, nicht zu einer herkömmlichen Wandfarbe. Öko-Test bewertete die Farbe mit "mangelhaft".
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    Die "Primaster Wandfarbe Wohnambiente Klee" erhielt von Öko-Test sogar das Gesamtergebnis "ungenügend". Sie enthielt den bioziden Wirkstoff Zinkpyrithion, der 2022 von der EU als wahrscheinlich reproduktionstoxisch beim Menschen eingestuft wurde. Weiterhin gilt der Stoff als sehr giftig für Wasserorganismen.

    Herkunft der Inhaltsstoffe ebenfalls besorgniserregend

    Öko-Test stellte fest, dass auch in Wandfarben das Mineral Mica zum Einsatz komme. Aber, nicht wie in Autolack wegen des Glitzereffekts, sondern als Füllstoff, welcher unter anderem die Deckkraft erhöhen solle. Ein Großteil des weltweit gehandelten Micas stamme aus Indien, wo es häufig von Kindern in illegalen Minen abgebaut werde.
    Da es für Mica keine Deklarationspflicht gebe, wurden die Anbieter seitens Öko-Test um Offenlegung der Herkunft gebeten. Fünf Hersteller bezogen laut eigener Angaben Mica aus Minen in Frankreich. Dass hier weder Kinderarbeit noch Menschenrechtsverletzungen vorlägen, konnten laut Öko-Test nur Alpina ("Alpina Feine Farben No 37 Held des Waldes") und Hornbach ("Style Color Selection, 40 Stille des Dschungels") ausreichend belegen. Beide Wandfarben wurden von Öko-Test mit "sehr gut" benotet.

    19 grüne Dispersionswandfarben wurden für Preise zwischen sechs und 69,33 Euro je Liter Farbe eingekauft. Ein spezialisiertes Labor untersuchte die Produkte im Auftrag von Öko-Test auf bestimmte Schwermetalle und weitere Elemente.

    Bei erhöhten Chromgehalten erfolgte zusätzlich eine Analyse auf wahrscheinlich krebserregendes Chrom (VI), das jedoch bei keinem Produkt nachgewiesen wurde. Zudem wurden allergieauslösende Isothiazolinone, Formaldehyd/-abspalter und die Gesamtgehalte an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) bestimmt. Letztere wurden nur in aus Sicht von Öko-Test unproblematischen Spurengehalten nachgewiesen.

    Die Produktverpackungen sind von einem Labor auf PVC/ PVDC/chlorierte Verbindungen hin untersucht worden. Per Deklaration erfasste Öko-Test darüber hinaus Zinkpyrithion.

    Vor dem Hintergrund möglicher Kinderarbeit bei der Gewinnung von Mica wurde dessen Einsatz bei den Herstellern abgefragt sowie gegebenenfalls die Herkunft belegt.

    Zudem wurde überprüft, ob auf dem Gebinde die Inhaltsstoffe sowie wichtige Warn- und Sicherheitshinweise angegeben waren sowie ob das Technische Merkblatt online und darin ergänzende Informationen zu finden waren. Dabei orientierten sich die Tester an den Vorgaben des Verbands Deutscher Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) sowie des Blauen Engels.

    Darüber hinaus sind Auslobungen zur CO2-Neutralität und zu weiterreichenden Eigenschaften der Wandfarbe erfasst worden.

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