Öko-Test: Fruchtriegel sind keine gesunden Snacks für Kinder
Snack für Kinder im Test:Öko-Test: Fruchtriegel sind Zuckerbomben
von Florence-Anne Kälble
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Viele Eltern haben immer einen in der Tasche: Fruchtriegel. Der vermeintlich gesunde Snack fällt bei Öko-Test komplett durch. Unter anderem, weil zu viel Zucker drin ist.
Ob auf dem Spielplatz, beim Ausflug oder einfach nur als kleiner Snack zwischendurch: Eltern bieten Kindern gerne Fruchtriegel an. Leider ist die vermeintlich gesunde Alternative aber nicht besser als Süßigkeiten. Zu diesem Ergebnis kommt Öko-Test in seiner Mai-Ausgabe. Zwölf Riegel, darunter elf Bio-Produkte, wurden getestet. Das Ergebnis ist erschreckend: Alle Riegel kassierten Abwertungen für zu viel Zucker. Einige enthielten zusätzlich Schimmelpilzgifte oder Schwermetalle.
Öko-Test: Blei und zu viel Zucker
Das einzige konventionelle Produkt im Test - der Fruchtriegel Apfel-Banane von Bebivita - ist mit der Note "ungenügend" komplett durchgefallen. Unter anderem lag das an einer erhöhten Menge an potenziell nervenschädlichem Blei und zugesetztem Eisen. Blei reichert sich im Körper an und könne gerade bei Kindern zu einer Schädigung des Nervensystems führen, erklärte Öko-Test.
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Mit dem Gesamturteil "gut" sind fünf der zwölf getesteten Riegel bewertet worden. Unter anderem der Früchteriegel Babydream Apfel-Banane von Rossmann sowie der Naturkind Fruchtriegel Apfel-Banane-Beere. Was allerdings alle Produkte im Test gemeinsam hatten, war zu viel Zucker: durchschnittlich 42,6 Gramm pro 100 Gramm. Zum Vergleich: Bei Schokoriegeln stecken in 100 Gramm im Schnitt 50 Gramm Zucker.
Fruchtriegel zwar ohne Zucker, aber dennoch ungesund
Was viele laut Öko-Test vergessen: Auch wenn den Fruchtriegeln kein Zucker zugesetzt werde, enthalten diese Fruchtzucker, auch Fructose genannt. Dieser stammt aus den Hauptzutaten Apfelsaftkonzentrat und getrockneten Bananen. Fruchtzucker sei aber nicht unbedingt besser als anderer Zucker.
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Auch Fructose könne Karies, Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes begünstigen, so Öko-Test. Deshalb rate die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einer generellen Verringerung des Zuckerverzehrs. Bei ein- bis dreijährigen Kindern mit einem angenommenen Energiebedarf von 1.200 Kilokalorien sollte laut WHO die tägliche Menge Zucker 30 Gramm, besser noch 15 Gramm, nicht übersteigen.
Fruchtriegel kein Obstersatz
Öko-Test zog bei allen Fruchtriegeln eine Note im Test ab, da sie pro 25 Gramm im Schnitt zehn Gramm Zucker enthielten und damit den von der WHO befürworteten Wert von 15 Gramm zu mehr als der Hälfte ausschöpften. Darüber hinaus kritisierte Öko-Test, dass die Riegel als "idealer Snack für zwischendurch" beworben werden.
Für die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein stelle ein Riegel aufgrund der hohen Zuckergehalte deshalb höchstens eine Alternative zu anderen Süßigkeiten dar. Sie seien jedoch kein Ersatz für frisches Obst. 25 Gramm Apfel beispielsweise enthielten laut Öko-Test knapp drei Gramm Zucker, während die Riegel im Schnitt bei zehn Gramm lägen.
Kinder sollten nicht an eine hohe Zuckerzufuhr gewöhnt werden, lautet die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein betont, dass Kinder Lebensmittel nicht nur in verarbeiteter, sondern auch in frischer Form kennenlernen sollten.
Ein Snack für Unterwegs ist wichtig - das wissen Eltern. Wer hier auf gesunde Alternativen setzen möchte, sollte zu Obst oder Gemüsesticks greifen. Apfelspalten sind eine gute Alternative für Kinder. Bunte Karottenstifte - gelb, orange oder lila - sind nicht nur ansprechend fürs Auge, sondern eignen sich ebenfalls als leckerer Snack für zwischendurch.
Wer seinen Kindern einen Fruchtriegel nicht vorenthalten möchte, kann diesen auch als Alternative zu einer Süßigkeit anbieten.
Schimmelpilzgifte in drei Produkten
In drei Produkten habe das Labor die Schimmelpilzgifte HT-2 und/oder T-2 nachgewiesen, die nach Aussage von Öko-Test unter anderem den Verdauungstrakt schädigen und das Nerven- und Immunsystem stören können. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) habe deshalb eine maximale Menge, die ein gesunder Mensch täglich zu sich nehmen könne, ohne gesundheitliche Risiken befürchten zu müssen, festgelegt. Unter anderem lag deren Gehalt bei dem Hipp Früchte Riegel Himbeere in Banane-Apfel gemäß Öko-Test im unbedenklichen Bereich. Bewertet wurde der Riegel insgesamt jedoch nur mit "befriedigend".
Getestet wurden zwölf Fruchtriegel, die Auslobungen wie "Kids" oder "Kinder" sowie eine Altersempfehlung der Hersteller ab dem zwölften Monat oder älter hatten. Darunter waren elf Bio-Produkte. Eingekauft wurden alle Produkte in Drogerien, Super- und Bio-Märkten zu Preisen zwischen 0,35 Euro und 0,70 Euro je 25 Gramm.
Alle Produkte sind in unabhängigen Laboren auf Mykotoxine und Rückstände von Pestiziden und Desinfektionsmitteln untersucht worden. Daneben wurden die Riegel auf enthaltene Mineralölbestandteile (MOSH/MOSH-Analoge sowie MOAH) und Verunreinigungen mit Blei oder Cadmium hin analysiert. Zudem sind alle Fruchtriegel gemäß der Vorgaben von Beikost beurteilt worden. Da sich die Grenzwerte für viele der genannten Schadstoffe auf die Trockenmasse der jeweiligen Beikost beziehen, ließ Öko-Test diese bei den Fruchtriegeln analysieren.
Weiterhin wurden seitens des Labors die Zuckergehalte gemessen.
Sich schlecht zu ernähren ist nicht nur ungesund, sondern auch teuer für die Gesellschaft. Aber wie gut ist das Bewusstsein für gesunde Ernährung in Deutschland?