Schimmelpilzgifte und Pestizide:Öko-Test: Kein ungetrübter Apfelsaft-Genuss
von Florence-Anne Kälble
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Apfelsaft ist hierzulande sehr beliebt. Öko-Test hat 32 Säfte der naturtrüben Variante einem Test unterzogen. Trotz größtenteils positivem Ergebnis gibt es Ausreißer nach unten.
Öko-Test hat mehrere Apfelsaft-Marken unter die Lupe genommen. Wo gab es Kritik und welche Säfte konnten punkten?
Quelle: imago/Shotshop
Apfelsaft ist eines der beliebtesten Saftgetränke hierzulande. Grund genug für Öko-Test, sich aktuell mit dem naturtrüben Getränk zu befassen. 32 Säfte, 16 aus Bio-Anbau und 16 aus konventioneller Landwirtschaft, waren auf dem Prüfstand. 15 erhielten die Bestnote "sehr gut", unter anderem der tegut Streuobst Apfelsaft naturtrüb. Elf wurden mit "gut" bewertet, wie der Albi Apfel naturtrüb.
In 14 der 16 konventionellen Apfelsäfte wies das Labor Rückstände von zwei bis sechs Pestiziden nach. In drei Säften sei die Menge des bedenklichen Insektizids Acetamiprid so hoch gewesen, dass Öko-Test sie als abwertungsrelevant eingestuft habe. Betroffen waren unter anderem Beckers Bester Naturtrüber Apfel sowie der Paradiso Apfel naturtrüb. Beide mit der Gesamtnote "befriedigend".
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Öko-Test: Schimmelpilzgifte nachgewiesen
War noch im Apfelsaft-Test aus dem Jahr 2022 von Schimmelpilzen keine Rede, wies das Labor dieses Mal das Mykotoxin Patulin nach. Spuren fanden sich in sechs Säften. Schädliche Auswirkungen gebe es laut Öko-Test aber keine. In einem Produkt jedoch, dem Eos Bio Apfelsaft Naturtrüb - Gesamtnote "ausreichend" - schöpfte der vom Labor gemessene Patulingehalt den bestehenden EU-Grenzwert zu mehr als der Hälfte aus. Die Tester werteten das Produkt deshalb ab, da Patulin als erbgutverändernd gelte.
Weiterhin sei es ein Nervengift und könne zu Verdauungsstörungen wie Erbrechen und Magenschleimhautentzündungen mit Blutungen führen, so die Tester. Da Äpfel die größte Kontaminationsquelle seien, könnten Produzenten durch sorgfältige Ernte, Lagerung und Verarbeitung die Belastung senken, betonte Öko-Test.
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Positiv fiel auf: Während in 2022 das im Obstanbau verbotene Spritzgift Mepiquat noch in drei Apfelsäften mit Rückstandshöchstmengen nachgewiesen wurde, so wurde es im aktuellen Test nur in wenigen Produkten in geringen Spuren gefunden. Und diese seien laut Öko-Test gesundheitlich unbedenklich.
Laut Schätzungen des Statistischen Bundesamts haben deutsche Obstbaubetriebe 2024 eine weit unterdurchschnittliche Ernte eingefahren. Bei Streuobst falle laut der Prognose des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) die Ernte allenfalls durchschnittlich aus. Es gebe jedoch regionale Unterschiede, so Öko-Test. So sollen in Thüringen und Sachsen die Ausfälle bis zu 60 Prozent betragen und auch in Nordrhein-Westfalen werde eine um die Hälfte schlechtere Ernte im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Aus den Anbaugebieten am Bodensee sowie im niedersächsischen Alten Land werden voraussichtlich gut drei Viertel der deutschen Äpfel kommen.
Fraglich sei, so Öko-Test weiter, ob die Menge zur Deckung des Bedarfs ausreiche. Hinzu komme, dass auch Importe die Verluste wohl nur schwer ausgleichen können, da europaweit die Erne schlechter als in den Vorjahren ausfalle.
Verpackung von Apfelsaft führt zu Abwertungen
Für teilweise starke Punktabzüge sorgten wenig umweltfreundliche Verpackungen. Öko-Test kritisierte beispielsweise, dass Edeka seinen Bio Apfelsaft naturtrüb, Demeter mit der Gesamtnote "befriedigend" in einer Einweg-Glasflasche verkaufe. Diese seien nach Einschätzung des Umweltbundesamts ökologisch nicht sinnvoll. Hersteller sollten Glas-Mehrwegflaschen nutzen. Diese könnten bis zu 50-mal wiederbefüllt werden.
Daneben bemängelten die Tester, dass der Globus Apfel Direktsaft naturtrüb in einer Einweg-PET-Flasche verkauft werde, die zusätzlich einen Rezyklatanteil von weniger als 50 Prozent aufweise. Laut Öko-Test habe sich die Getränkeverpackungsbranche dazu bekannt, den Rezyklatanteil in PET-Einwegflaschen bis 2022 auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen.
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Getränkekartons seien laut den Testern im Vorteil. Gemäß einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) zeigten sich Getränkekartons nach Maßgabe der bilanzierten Wirkungskategorien und angewendeten Auswertestrategien mindestens gleichwertig mit Glas-Mehrweggebinden, PET-Einwegflaschen jedoch nicht. Getränkekartons wurden deshalb von den Testern nicht abgewertet. In den Deckeldichtungen aller acht in Glasflaschen angebotenen Säfte wies das Labor PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen nach, die bei der Entsorgung die Umwelt belasten.
Weitere Kritikpunkte von Öko-Test
Daneben kritisierte Öko-Test, dass Selbstverständlichkeiten wie die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben nicht werbewirksam eingesetzt werden sollten. Vier Produkte erhielten deshalb Noten-Abzüge.
Ferner bemängelten die Tester, dass beispielsweise der Bio Sonne Bio-Saft Apfel naturtrüb, der mit der Gesamtnote "sehr gut" bewertet wurde, mit einem gemessenen Gesamtsäuregehalt von weniger als vier Gramm pro Liter nicht die Deklaration "mild" trage. Nach Ansicht von Öko-Test müsste diese auf der Verpackung stehen.
Testverfahren von Öko-Test
Insgesamt sind 32 naturtrübe Apfelsäfte in Getränkekartons, Glas- und Plastikflaschen zu einem Preis zwischen 99 Cent und 3,99 Euro je Liter eingekauft worden. Wichtiges Auswahlkriterium: Es durften ausschließlich Direktsäfte, kein Konzentrat sein. 16 Säfte sind dabei aus ökologisch, die anderen 16 aus konventionell angebauten Äpfeln hergestellt worden.
Ein Labor untersuchte die Produkte auf Pestizide, Chlormequat und Mepiquat sowie auf das Schimmelpilzgift Patulin. Die Verpackung wurde auf umweltbelastende PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen untersucht. Darüber hinaus ließ Öko-Test einige Qualitätsparameter gemäß der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung sowie der Leitsätze für Fruchtsaft und Fruchtnektar überprüfen, die alle Säfte erfüllten: Mithilfe des Brix-Wertes lassen sich die relative Dichte und die Süße des Saftes bestimmen – je höher der Wert, desto besser die Qualität der Früchte. Auch der pH-Wert war Teil der Prüfung.
Ethanolgehalte geben Aufschluss über Gärungsprozesse, Methanol über eine mögliche Enzymbehandlung bei der Obstverarbeitung. Hydroxymethylfurfural kann anzeigen, ob der Saft beim Pasteurisieren zu stark oder zu lange erhitzt wurde. Außerdem wurde die Gesamtsäure bestimmt und anhand der Messwerte abgeglichen, ob ein Apfelsaft mit weniger als vier Gramm Säure pro Liter Saft den Leitsätzen entsprechend als „mild“ gekennzeichnet wurde. Hinzu kam eine Analyse der flüchtigen Säuren und Milchsäure als Indikatoren für eine mikrobielle Belastung des Produkts – hier sei laut Öko-Test alles unauffällig gewesen.
Zudem wurde ermitteltet, ob die Anbieter auf der Packung mit Selbstverständlichkeiten warb, etwa dass ihr Produkt wie gesetzlich vorgeschrieben keinen Zucker, keine Konservierungsmittel oder Farbstoffe enthielt.
Darüber hinaus erfassten die Tester, ob die Säfte in Getränkekartons, Einweg- oder Mehrwegflaschen aus Kunststoff oder aus Glas abgefüllt waren. Handelte es sich um Plastik, wurde von den Herstellern Belege über den Anteil an Recyclingmaterial aus dem Wertstoffkreislauf angefordert. Klimaauslobungen ohne ausreichende Erläuterungen wurden keine auf den Verpackungen gefunden, bei zugesetztem Vitamin C war die Angabe in der Nährwerttabelle korrekt, und angegebene Nutri-Scores waren nachvollziehbar.
Er ist das Lieblingsobst der Deutschen und soll den Arzt fernhalten: der Apfel. Wie gesund und verträglich er ist, hängt von der Sorte ab.
von Nadja Baran
mit Video
Quelle: ZDF
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