Notfallordner anlegen: Wichtige Dokumente für den Notfall
Regelungen für den Ernstfall:Diese Dokumente gehören in den Notfallordner
von Svetlana Leitz
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Was, wenn durch einen Unfall keine eigenen Entscheidungen mehr möglich sind? Mit Dokumenten im Notfallordner können Sie vorsorgen, dass alles so geregelt wird, wie Sie es möchten.
Es ist eine Horrrorvision: Man ist nach einem Unfall nicht mehr in der Lage, sich zu äußern und ein Fremder bestimmt über Leben oder Tod, über medizinische Behandlungen. Nur eine Vorsorgevollmacht schafft da Sicherheit.09.01.2023 | 3:32 min
Vorsorgevollmacht, Testament und eine Liste mit persönlichen Wünschen: Diese Dokumente sorgen dafür, dass nach dem eigenen Willen gehandelt wird, falls man sich nicht mehr selbst äußern kann, zum Beispiel aufgrund von Unfall, Krankheit oder Alter. Denn mit Erreichen der Volljährigkeit darf niemand mehr ohne Ihre Zustimmung Entscheidungen für Sie treffen - weder rechtlich oder finanziell noch gesundheitlich.
Auf den Notfallordner können dann die zuständigen Vertrauenspersonen zugreifen, erklärt Querling.
Vorsorgevollmacht: Das wichtigste Dokument für den Notfall
Durch eine Vorsorgevollmacht bekommt eine Vertrauensperson die Bevollmächtigung, im Ernstfall stellvertretend rechtliche Angelegenheiten zu entscheiden. Als Vertrauensperson können eine oder mehrere Personen eingetragen werden, sie können für alle oder nur einzelne Bereiche verantwortlich sein. Das können zum Beispiel Entscheidungen zur Gesundheit oder zum Vermögen sein.
Damit der persönliche Wille rechtssicher formuliert wird, kann eine Vorsorgevollmacht zum Beispiel online bei den Verbraucherzentralen erstellt werden. Im Anschluss muss das Dokument ausgedruckt und unterschrieben werden.
Nach einem schweren Unfall oder bei Demenz brauchen Sie jemanden, der in Ihrem Sinne handelt. Eine Vorsorgevollmacht schafft da Sicherheit. Seit 2023 gibt es neue Regeln.
von S. Hahn und A. Geburtig
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Bei Unsicherheiten und komplizierteren Fällen lohnt sich allerdings eine Rechtsberatung und der Gang zu einem Notariat. "Menschen haben die Tendenz, solche wichtigen Unterlagen zu verstecken, aber das ist der falsche Weg", so Pflegeexpertin Verena Querling.
Digitale Konten und Bankvollmachten
Wichtig ist es auch, seine Wünsche und Entscheidungen für den eigenen digitalen Nachlass zu formulieren. Also: Wie soll es mit Ihren Online-Konten weitergehen, wenn Sie sich selbst nicht mehr darum kümmern können? In den Notfallordner sollte deshalb auch eine Übersicht über E-Mail-Konten, Social-Media-Accounts und andere digitale Daten, zusammen mit Hinweisen, was damit in welchem Fall passieren soll.
Die Bankvollmachten sollten mit der betreffenden Bank abgesprochen werden. Denn trotz Vorsorgevollmacht gibt es immer wieder Konflikte zwischen bevollmächtigten Vertrauenspersonen und Finanzinstituten. Sicherer ist es daher, gegebenenfalls eine gesonderte Kontovollmacht bei der Bank zu erteilen.
Betreuungsverfügung: Für alle, die keine Vertrauensperson bevollmächtigt haben, setzt das Gericht eine Betreuungsperson ein. Die Person können Sie bestimmen. Sie muss sich an Ihre Wünsche etwa bezüglich finanzieller und gesundheitlicher Fragen halten, die Sie in der Verfügung hinterlegen.
Patientenverfügung: Welche medizinischen Maßnahmen möchten Sie - oder auch nicht? Sie haben die Wahl.
Die Sorgerechtsverfügung ist wichtig für alle Eltern und Erziehungsberechtigten: Wer soll sich um Ihre Kinder kümmern, falls Ihnen etwas passiert?
Zur Sicherheit können auch alle Verfügungen und Vollmachten im Zentralen Vorsorgeregister hinterlegt werden.
Auch nach dem Tod laufen digitale Abos weiter, Accounts auf Facebook und Instagram sind verwaist und an die Musiksammlung im Netz kommt keiner ran: Was soll nach dem Tod mit dem digitalen Leben geschehen?16.01.2023 | 3:22 min
Testament und persönliche Wünsche
Um kein Risiko einzugehen, dass im Todesfall das Erbe nicht nach den eigenen Wünschen verteilt wird, ist ein Testament wichtig. Hierbei lohnen sich gegebenenfalls rechtliche Unterstützung und der Gang zu einem Notariat, um ein rechtssicheres Dokument zu erhalten.
Ein Testament soll den letzten Willen eines Menschen regeln, doch nur 39 Prozent der Deutschen verfassen überhaupt eines. Worauf man bei einem Testament achten sollte.16.07.2024 | 2:54 min
Im Notfallordner können Sie auch Ihre persönlichen Wünsche hinterlegen: Was ist Ihnen wichtig, für sich und Ihre Angehörigen? In welchen Fällen wollen Sie weiterleben - und in welchen nicht? Was soll mit Ihrem Besitz passieren? Wo und wie wollen Sie leben, wenn Sie nicht mehr selbstständig sein können? Antworten auf diese Fragen können Sie formlos dokumentieren.
Die Patientenverfügung bestimmt, welche Behandlung oder Nichtbehandlung man bekommen soll, wenn man sich selbst nicht mehr äußern kann. Das kann man kostenlos festlegen.09.01.2023 | 3:51 min
Wer entscheidet, wenn keine Vollmachten vorliegen?
Dann entscheiden unter anderem Ärzte, das Gericht oder enge Angehörige über den mutmaßlichen Willen der Person, die zu dem Zeitpunkt keine Wahl treffen kann. Gegebenenfalls kann auch gerichtlich eine rechtliche Betreuung eingesetzt werden. Die Expertin rät deshalb dazu, die eigenen Angelegenheiten vorsorglich selbst zu regeln.
Übrigens: Alle Vollmachten können jederzeit geändert werden.
Im Fall einer Evakuierung sollte man wichtige Dokumente, Nahrungsmittel und Medikamente dabei haben. Diese Dinge gehören in den Notfallrucksack - ein Überblick.