Mitarbeitergespräch vorbereiten: Tipps für Arbeitnehmer
Tipps zu Vorbereitung und Ablauf:So nutzen Sie das Mitarbeitergespräch optimal
von Jenna Busanny
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Viele Unternehmen bieten regelmäßig Mitarbeitergespräche an. Experten erklären, wie wichtig die Vorbereitung auf das Gespräch mit dem Chef ist und was besprochen werden darf.
Ist ein Mitarbeitergespräch geplant, sind viele im Vorfeld sehr aufgeregt. Wie sich beide Parteien vorbereiten können, um das Mitarbeitergespräch optimal zu nutzen.
Quelle: obs
Ob alle paar Monate oder einmal im Jahr - Mitarbeitergespräche, oft Entwicklungs- oder Feedbackgespräch genannt, sind ein wichtiges Instrument in Unternehmen. "Hier tauschen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber über die Leistungen in der Vergangenheit und die künftige Personalentwicklung aus", erklärt Kaarina Hauer von der Arbeitnehmerkammer Bremen.
Gibt es eine Betriebsvereinbarung im Unternehmen, sind Mitarbeitergespräche darin festgelegt. Einen Anspruch auf ein Gespräch haben Mitarbeitende sonst aber nicht. Werden sie aber eingeladen, müssen sie teilnehmen.
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Themen in Mitarbeitergesprächen
Wer sich gut vorbereiten will, sollte den Sinn und Zweck eines meist vertraulichen Feedbackgespräches kennen. Im Allgemeinen geht es um die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden, zum Beispiel in Bezug auf Workload und Verantwortung oder Möglichkeiten zur Weiterbildung. "Manche Firmen haben durch Betriebsvereinbarungen standardisierte Mitarbeitergespräche", so Hauer. Es lohne sich also, die Fragebögen zu kennen. Aber nicht alles gehöre in ein Entwicklungsgespräch.
Wer über das Thema Gehalt sprechen will, sollte dafür besser einen separaten Termin machen.
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Kaarina Hauer, Leitung Rechtspolitik und -beratung, Arbeitnehmerkammer Bremen
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Zweck und Anlässe des Mitarbeitergesprächs
Ob Vorgesetzter oder Mitarbeiter - beide Seiten profitieren von einem Mitarbeitergespräch. Arbeitnehmende haben die Möglichkeit, wertvolles Feedback zu erhalten, die eigene Karriere zu planen und offen über eventuelle Schwierigkeiten zu sprechen. Für die Führungsebene bietet sich wiederum eine gute Gelegenheit, sich ein Bild von den Fähigkeiten der Angestellten und deren Arbeitsweise zu machen und gezielt Unterstützung bei der Weiterentwicklung anzubieten. Beide Parteien können im Mitarbeitergespräch klare Erwartungen formulieren, Stärken erkennen und in einen offenen Austausch kommen.
Wer sich nicht sicher ist, warum der Chef zum Mitarbeitergespräch einlädt, sollte besser noch einmal nachfragen. Anlass können Vertragsangelegenheiten sein, wie das Ende der Probezeit, der Ablauf eines befristeten Arbeitsvertrags oder eine bevorstehende Abmahnung oder Kündigung. Außerdem Versetzungen, Beförderungen und Umstrukturierungen in Abteilungen. Auch das sogenannte Krankenrückkehrgespräch nach Arbeitsunfähigkeit oder Beschwerden von Arbeitnehmern sind Gründe für einen Termin.
Mitarbeitergespräche vorbereiten
Kaarina Hauer rät, den Zeitraum seit dem letzten Gespräch zu reflektieren und mit dem Protokoll zu vergleichen. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Wurden die Ziele erreicht? Welche Ziele sollen noch erreicht werden? "Was ich in der Regel vermisse, ist, dass Mitarbeitende auch mal die Perspektive wechseln und sich in die Situation des Gegenübers hineinversetzen", sagt Gabriele Bollhöfer, Business-Coach in einem Unternehmen.
Wenn ich etwas erreichen will, sollte ich mich fragen: Was hat mein Gegenüber davon?
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Gabriele Bollhöfer, Business-Coach
Bollhöfer sieht immer wieder, wie Mitarbeitende sich darauf konzentrieren, was sie unbedingt durchsetzen wollen und welche Argumente sie vorbringen können. Die Expertin weist aber darauf, hin: "Wer an sein Ziel kommen will, sollte versuchen eine Win-Win-Situation zu schaffen und dementsprechend zu formulieren." Am besten vorher einmal Probesprechen.
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Notizen und Agenda mitnehmen
"Schreiben Sie sich Stichpunkte für das Gespräch auf", rät Rechtsexpertin Hauer. "So signalisieren Sie, dass Sie sich vorbereitet haben. Und Sie vergessen keine Aspekte."
Coach Bollhöfer empfiehlt, sich für eine Selbstbewertung positive Aspekte rauszusuchen und zu belegen: "Die Eselsbrücke dazu ist 'ZDF' - Zahlen, Daten, Fakten". Diese sollten sich auf die eigene Leistung beziehen - was haben Sie wann erreicht? Dazu gehören Verkaufszahlen oder Bilanzen aber auch erfolgreich abgeschlossene Fort- und Weiterbildungen.
Auch eine kleine Themenagenda lohne sich. Zum Bespiel über die Rolle im Team, kommende Aufgaben oder Vorschläge für eine Weiterbildung, so die Beraterin.
Steht es in der Betriebsvereinbarung, ist eine bestimmte Form einzuhalten und am Ende von beiden Parteien zu unterschreiben - darauf weist Juristin Kaarina Hauer hin. Ohne Betriebsvereinbarung gebe es keine Protokollpflicht. Wer will, könne dem Arbeitgeber anbieten, das Protokoll selbst zu schreiben. Wichtig: Unterzeichnen Sie nichts, dem Sie nicht zustimmen. Und auch keine vertraglichen Veränderungen wie etwa veränderte Arbeitszeiten oder weniger Gehalt. Wer unsicher ist, bittet am besten erst einmal um Bedenkzeit und holt sich dann rechtlichen Rat ein.
Cheffing bezeichnet das Führen von unten, also aus dem Team. Es kann dabei positiver Teil der Unternehmenskultur sein, aber auch Unzufriedenheiten von Mitarbeitern aufzeigen.
von Thilo Hopert
mit Video
Auf Feedback reagieren
Positives Feedback hört wohl jeder gerne. Coach Bollhöfer betont aber:
Nur ein konstruktives Feedback hilft bei der Weiterentwicklung.
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Gabriele Bollhöfer, Deutscher Bundesverband Coaching (DBVC)
Mit negativem Feedback umzugehen ist nicht immer leicht. Bollhöfers oberste Regel: Cool bleiben! "Hören Sie es sich an, versuchen Sie zu verstehen und fragen Sie nach." Die Expertin empfiehlt Sätze wie: "Vielen Dank für die Offenheit" oder: "Das anschauliche Feedback hilft mir". Es gehe nicht darum, sich zu rechtfertigen, sondern in einen Dialog zu kommen. Fragen Sie dazu die Führungskraft nach Tipps: "Wie kann ich feststellen, dass ich einen Schritt weitergekommen bin?".
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Feedback geben
Kaarina Hauer weist darauf hin, dass das Feedback in beide Richtungen gehen kann, also auch vom Mitarbeiter an die Führungskraft. Wer Kritik äußert, sollte respektvoll bleiben und Ich-Botschaften senden, zum Beispiel "Ich würde mir wünschen, dass …". Klären Sie, ob ein Externer am Gespräch teilnehmen wird.
Ziehen Sie eine dritte Person hinzu, wenn Sie sich unwohl fühlen oder der Gesprächspartner Sie an die Wand redet.
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Kaarina Hauer, Arbeitnehmerkammer Bremen
Hier empfiehlt sich etwa der Betriebsrat oder eine Gleichstellungsbeauftragte.
Niemand redet gerne übers Scheitern, besonders über wirtschaftliche Fehlschläge. Scheitern ist eng verbunden mit Scham. Dabei kann es unter bestimmten Bedingungen eine Chance sein.
von Nadja Kaltwasser
mit Video
Quelle: dpa
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