Period Positivity: Das steckt hinter dem Trend

    Enttabuisierung der Menstruation:Period Positivity: Das steckt dahinter

    von Bonnie Kruse
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    Die Periode unterliegt noch immer einer gesellschaftlichen Stigmatisierung. Die Bewegung "Period Positivity" will das ändern, Scham abbauen und eine offene Kommunikation fördern.

    Eine Fau hält einen Tampon in der Hand.
    Das Ziel der "Period Positivity"-Bewegung: Menstruation soll kein Tabuthema mehr sein.
    Quelle: imago

    "Erdbeerwoche", "Ketchup-Woche" oder "Tante Rosi": Die Periode hat viele Namen und unterliegt noch immer einem Stigma. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte sich in den vergangenen Jahren die Bewegung "Period Positivity", die von der New Yorkerin Chella Quint ins Leben gerufen wurde. Unter dem Hashtag #periodpositive ist die Bewegung in den Sozialen Medien bekannt.

    Menstruation: Raus aus der Tabuzone

    Mit dem Begriff "Period Positivity" möchte Chella Quint eine positive Einstellung zur Periode fördern sowie Scham und Stigma abbauen. "Offen über die Periode zu sprechen, ist ein positiver Akt und eine Ablehnung des Menstruationsstigmas," so die Autorin und Aktivistin Chella Quint. Damit ist nicht gemeint, alle Perioden zu feiern. Denn schließlich bekommen nicht alle Frauen ihre Monatsblutung, andere kämpfen mit starken Schmerzen.

    Bei einer Endometriose wachsen gutartige Wucherungen, die aus gebärmutterschleimhautartigem Gewebe bestehen, außerhalb der Gebärmutterhöhle. Häufig befinden sie sich im unteren Bauch- beziehungsweise Beckenraum, an Eierstöcken, in tieferen Wandschichten der Gebärmutter sowie in Eileitern. Die Betroffenen haben meist krampfartige Schmerzen, manchmal auch chronische Rücken- und Bauchschmerzen, die während des Zyklus auftreten. Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung mit etwa zwei Millionen erkrankten Frauen in Deutschland und einer der häufigsten Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch.

    "'Period Positivity' bedeutet nicht, dass sich die Periode automatisch gut anfühlt", sagt Chella Quint. "Vielmehr geht es um eine offene Kommunikation über die Periode und alle Aspekte der Menstruationsgesundheit, wie auch Krankheit und Wechseljahre." "Period Positivity" beziehe laut Quint trans- und nicht-binäre Menschen mit Menstruation sowie diejenigen, die keine Menstruation haben, mit ein.
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    Stigmatisierende Werbebotschaften für Menstruationsprodukte

    Einige Hersteller suggerieren in ihrer Werbung für Menstruationsprodukte, dass Frauen mit diesen die Periode unsichtbar machen können. Ein Unreinheitsgedanke, der bewusst durch die Werbung gefördert werde, sagt die Autorin Franka Frei, die sich zusammen mit dem Berliner Verein Periodensystem e. V. gegen Periodenarmut einsetzt. Die Produkte versprechen, dass die menstruierende Person sauber, frisch und rein bleibe. Diese Botschaften können Stigmatisierung und Schamgefühle befeuern.
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    Weniger Scham durch mehr Aufklärung

    Einem Bericht der Hilfsorganisation Plan International aus dem Jahr 2022 zufolge sind für 97 Prozent aller befragten Mädchen und Frauen Blutflecken auf der Kleidung ein Worst-Case-Szenario und stark mit Scham behaftet. "Egal, ob es um Blutflecke auf der Kleidung, Schmerzen und Endometriose oder Kosten für Menstruationsprodukte und Schmerzmittel geht - das alles muss durch konstante Thematisierung und Aufklärung in den (sozialen) Medien, in Schulen und auch bei Jungen und Männern weiter normalisiert werden", erklärt Alexandra Tschacher von Plan International.

    Menstruieren kostet Geld, doch nicht jeder kann sich Hygieneprodukte leisten. Von der Periodenarmut (auf Englisch "Period Poverty") sind laut Plan International 23 Prozent der befragten Mädchen und Frauen allein in Deutschland betroffen. Weltweit haben 500 Millionen Menstruierende keinen Zugang zu hygienischen Menstruationsprodukten. Laut dem Bericht der Hilfsorganisation würden sich 49 Prozent (in der jüngsten Gruppe der 16- bis 24-Jährigen sind es 70 Prozent) besser mit Hygieneartikeln versorgen, wären diese günstiger. Die Folge: Perioden-Produkte werden länger benutzt, was zu Infektionen führen kann.

    Steffi Platt steht vor einer lilablauen Wand. Sie hat eine orangefarbene Leggings und einen rosa Blazer an. Außerdem trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift: "I‘m on period.". In der rechten Hand hält sie eine Gebärmutter aus Plüsch. Ihren linken Arm hat sie in die Hüfte gestemmt. Sie lächelt in die Kamera.
    Offen über die Periode sprechen? Auch mit dem Chef? Für Steffi ist das kein Tabu.14.04.2024 | 27:07 min

    Kritik an "Period Positivity"

    Doch in Bezug auf die Bewegung gibt es auch kritische Stimmen. Die Autorin und Journalistin Şeyda Kurt etwa stört sich zwar ebenfalls an der Tabuisierung der Periode, fragt aber: "Warum können Körperflüssigkeiten nicht einfach ebensolche bleiben?" An der Periode sei nichts per se gut oder schlecht. "Sie ist eine körperliche Funktion, die sich bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich äußert." Für Kurt ist die Bewegung ein "pseudofeministischer Widerstand", bei dem die Message laute: "Die Periode ist nicht eklig, sondern Teil eines erfüllten Frauenlebens."

    Mehr Sichtbarkeit der Periode bedeutet nicht immer bessere Gesundheitsversorgung für menstruierende Menschen.

    Şeyda Kurt, Autorin und Journalistin

    Ein weiterer Aspekt, den Şeyda Kurt kritisiert: Mit der Glorifizierung der Periode sei vor allem den Märkten geholfen. Zielt "Period Positivity" also nur auf Kommerz ab? Fakt ist: Bis 2030 soll der Markt für Hygieneprodukte laut dem Marktforschungsinstitut Market Research Future jährlich um knapp 7 Prozent wachsen. In den letzten Jahren haben einige Marken, die Menstruations-Produkte vertreiben, den "Period Positivity"-Trend in ihren Kampagnen genutzt, was den Eindruck einer Kommerzialisierung erwecken kann. Letztlich zielt der Trend aber vor allem auf eines ab: Offener über Menstruation zu reden und eine selbstbewusste Einstellung zu fördern.

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    Eine Produktionsarbeiterin hält Tampons in ihren Händen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa-Custom Content

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