Krankenversicherung in Deutschland: Privat oder gesetzlich?

    Privat oder gesetzlich:Welche Krankenversicherung für wen?

    von Gregor Bauernfeind
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    Eine private Krankenversicherung kann Vorteile haben, kostet aber auch. Wer damit liebäugelt, sollte sich in jungen Jahren entscheiden. Es gilt: Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

    Zu sehen sind viele verschiedene Krankenkassenkarten bunt ineinander gewürfelt. Dazwischen klemmt versteckt ein zehn Euro-Schein.
    Die Wahl zwischen GKV und PKV hängt von mehreren Faktoren wie Einkommen, Alter und Gesundheitszustand ab. Beide Krankenversicherungsmodelle bieten Vorteile, haben aber auch Nachteile.
    Quelle: dapd

    Rund 90 Prozent der Menschen in Deutschland sind in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert, nur circa zehn Prozent in der privaten Krankenversicherung (PKV). Was macht beide Modelle aus?
    In der GKV ist der Leistungsumfang gesetzlich geregelt, die Krankenkassen unterscheiden sich nur im Detail voneinander. Die Beitragshöhe richtet sich nach dem Einkommen - verdienen Versicherte weniger, zahlen sie auch weniger. Kinder und Ehepartner ohne eigenes Einkommen können in der GKV kostenfrei mitversichert werden.

    Kranken- und Pflegeversicherung
    :Lauterbach: Ab 2025 höhere Beiträge erwartet

    Viele Arbeitnehmer in Deutschland müssen sich im kommenden Jahr auf steigende Beitragssätze einrichten. Laut dem Bundesgesundheitsminister profitierten die Beitragszahler auch.
    Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht bei einer Pressekonferenz.
    mit Video
    Das ist bei der PKV anders: Hier können sich Versicherte ihren Leistungsumfang individuell zusammenstellen, müssen dafür aber auch selbst aufkommen. Die Beitragshöhe hängt von Alter, Gesundheit und den gewählten Leistungen ab, das Einkommen spielt keine Rolle. In der Regel übernehmen Privatversicherte die Verantwortung, die Beiträge lebenslang aufzubringen.

    Wann sich ein Wechsel für Angestellte lohnt

    Generell ist als Angestellter der Eintritt in die PKV nur mit einem Jahreseinkommen über der sogenannten "Jahresarbeitsentgeltgrenze" von 69.300 Euro (Stand: 2024) möglich. Wer in diese Gruppe fällt, sollte bedenken: Auch privatversicherten Mitarbeitenden zahlt der Arbeitgeber einen Teil des KV-Beitrags, allerdings nur bis zu dem Betrag, der auch gesetzlich Krankenversicherten zusteht.
    Wer mit einem Wechsel in die PKV liebäugelt, sollte jung und gesund sein, damit die Beiträge nicht zu hoch werden: "Ich würde sagen, ab 40 Jahren ist es zu spät", sagt Silke Möhring, Juristin und Expertin für Krankenversicherungen bei der Verbraucherzentrale Hessen. Attraktiv kann die PKV zudem für Singles sein, denn für sie spielt der Faktor Familie keine Rolle.

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    von D. Rzepka, B. Spiekermann und S. Schultz
    Krankenkassenkarte und Geld

    PKV für Selbstständige und Beamte

    Den meisten Beamten fällt die Entscheidung für die PKV leicht: Einen Teil der Gesundheitskosten übernimmt der Dienstherr, das nennt man Beihilfe. Weil viele PKV-Unternehmen sogenannte beihilfekonforme Tarife anbieten, die die Restkosten im Krankheitsfall übernehmen, entscheiden sich viele dafür. Laut Silke Möhring ist die PKV für Beamten in der Regel die vorteilhaftere Wahl.
    Selbstständige können unabhängig vom Einkommen zwischen GKV und PKV wählen. Die Beiträge zahlen sie komplett selbst. Gerade für gutverdienende Selbstständige kann die PKV attraktiv sein, da die Beiträge sich nicht nach dem Einkommen richten.
    Gesundheitskarte verschiedener gesetzlicher Krankenkassen
    Worauf Sie bei der Wahl der gesetzlichen Krankenkasse achten können.09.09.2024 | 3:33 min

    • Die PKV ermöglicht zwar bessere Leistungen gegen Bezahlung, aber die Beiträge bleiben auch im Alter hoch, wenn die Einkünfte sinken.
    • Privat Krankenversicherte gehen für Gesundheitskosten in Vorleistung. Das bedeutet einen vergleichsweise hohen Verwaltungsaufwand.
    • Privatversicherte seien bei Ärzten oft beliebt, weiß Expertin Silke Möhring, denn häufig gebe es für sie höhere Honorare. Deshalb bekämen privat Krankenversicherte oft schneller Termine und würden auch noch bei Aufnahmesperre in die Patientenkartei eingefügt.
    • Die Kehrseite der Beliebtheit: Laut Möhring raten Mediziner unter Umständen auch zu überflüssigen Behandlungen.

    Privat krankenversichern, um zu sparen?

    Wer denkt, er könne mit der PKV langfristig sparen, unterliegt meist einem Trugschluss: Zwar können die Kosten in jungen Jahren gering sein, doch Versicherte müssen steigende Beiträge im Alter einkalkulieren. Faustregel: Bei einem Eintritt in die PKV mit Mitte 30 verdreifacht sich die Beitragshöhe bis zum Rentenalter. Hinzu kommt: Zum 1. Januar 2025 werden die Beiträge für rund zwei Drittel der Privatversicherten deutlich angehoben.
    "Das kann für Selbstständige eine richtige Falle werden", warnt Möhring. Man sollte sich also gut überlegen, ob man zum Beispiel auch im Rentenalter die Beiträge noch zahlen kann. Denn eine Rückkehr in die GKV ist nicht vorgesehen. Privatversicherte müssten dafür ihre Jobsituation ändern, sich etwa von der Selbstständigkeit in eine Anstellung begeben oder als Angestellte ihr Jahreseinkommen unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze drücken. Ab 55 Jahren können Privatversicherte nur noch in absoluten Ausnahmefällen zurück.

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    Quelle: ZDF

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