KI zum Klimaschonen: Wie alte Heizungen effizienter werden

    Mit KI Nebenkosten senken:Wie alte Heizungen effizienter werden

    Redakteur Lothar Becker, ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.
    von Lothar Becker
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    Mit neuster Technologie und Cloud-basierter künstlicher intelligenz kann der Verbrauch alter Heizungsanlagen deutlich reduziert werden. Dabei wird ein altes Prinzip neu gedacht.

    Heizkosten sparen durch künstliche Intelligenz
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    Valerie Haller
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    KI steuert Sensoren und Ventile der Heizanlage

    Das Problem liegt für Mario Dufner, Gründer der PAUL TECH AG, im System klassischer Zentralheizungen: Die produzieren oft mehr Energie, als tatsächlich gebraucht wird:

    Momentan findet in unseren Gebäuden eine Überversorgung statt. Das heißt, wir produzieren im Keller viel zu viel Wärme, weil wir gar nicht wissen, wie viel Energie wir tatsächlich brauchen.

    Mario Dufner, Unternehmer

    "Mithilfe einer künstlichen Intelligenz, mithilfe eines Algorithmus, wissen wir das und können dann eben genau die richtige Energiemenge zur Verfügung stellen", so Dufner weiter.
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    Dazu baut die Mannheimer Firma an den Wasserleitungen einer Heizungsanlage Sensoren und ferngesteuerte Ventile ein. Ein künstliche Intelligenz steuert damit, wie viel warmes Wasser vom Heizkessel in die Heizkörper der Wohnungen fließen soll.

    System funktioniert für alle Energiearten

    Dabei ist es egal, womit eine Heizung betrieben wird, ob Öl, Gas oder eine Wärmepumpe. Dufner erklärt das so: "Wir erzeugen einen künstlichen Wärmestau indem wir dafür sorgen, dass die Fließgeschwindigkeit des Wassers extrem minimiert wird." Das heißt:

    Die Verweildauer des Wassers im Heizkörper wird erhöht und dadurch wird mehr Energie an den Raum abgegeben.

    Mario Dufner, Unternehmer

    15 bis 25 Prozent an Einsparung sind laut Hersteller dank der KI realistisch. Der Neusser Bauverein war bereit, eine Pilotanlage mit 385 Wohnungen mit dem System der künstlichen Intelligenz auszustatten. Aus dem Stand wurden Einsparungen registriert.
    Grafik: CO2-Einsparung
    Die KI-gesteuerte Heizung spart, laut Hersteller, besonders an milden Wintertagen Energie ein.
    Quelle: PailTech AG

    Infos für die KI: Früheres Heizverhalten und Wetterdaten

    Heinrich Thiel, Aufsichtsratsvorsitzender des Neusser Bauvereins ist zufrieden:

    Unsere Mieter verhalten sich ja auch unterschiedlich, die KI lernt aber anhand des Verhaltens der Mieter.

    Heinrich Thiel, Neusser Bauverein GmbH

    Die KI vergleicht, wie jemand bei einer Wetterlage im letzten Jahr geheizt hat, und steuert die Heizungsanlage bei einer entsprechenden Wetterprognose schon im Voraus passend.
    Die künstliche Intelligenz sammelt Daten rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, und gleicht sie permanent ab. Interne Daten, aber auch externe Daten, wie Tages- und Nachttemperaturen.

    Künstliche Intelligenz meldet auch Schäden

    Die KI würde außerdem sofort bemerken, wenn selbst der kleinste Wasserrohrbruch entsteht. Sie würde bei einem Druckabfall in der Leitung sofort Alarm schlagen.
    Der Neusser Bauverein will die Ergebnisse bis zum Ende des Jahres genau auswerten. Wenn das System erfolgreich bleibt, könnte es auch auch in weiteren Gebäuden nachgerüstet werden, sagt Heinrich Thiel:

    Was natürlich für uns besonders spannend ist, ist der Klimaschutzaspekt.

    Heinrich Thiel, Neusser Bauverein GmbH

    Sanierung eines Hausdaches
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    "Insgesamt werden wir durch die Maßnahme allein beim Bauverein 860 Tonnen CO2 einsparen", ergänzt Thiel. "Das wird sich natürlich dann noch ausweiten, wenn wir es auf andere städtische Gebäude wie Schulen, Kitas oder auch das Rathaus anwenden werden."

    Umbaumaßnahmen nur an zentraler Anlage

    Die KI-Heizungssteuerung kommt dabei ohne Installationen in den Wohnungen aus. Die Kosten für den Einbau der Steuerungen und den Betrieb der KI werden über den eingesparten Verbrauch amortisiert und gedeckt.
    Eins bleibt aber auch mit künstlicher Intelligenz gleich: Wie warm es in einer Wohnung sein soll, entscheiden natürlich immer die Mieter. Hatice Dileks Wohnung war im letzten Jahr eher kalt, sagt sie. Oft stellte sie die Heizung auf Stufe 5 und musste mehrere Hundert Euro nachzahlen.
    Jetzt erreicht sie mit Heizkörpern auf Stufe 2 oder 3 eine angenehme Raumtemperatur, und statt einer Nebenkostennachzahlung könnte es Ende des Jahres sogar eine Rückzahlung geben.

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