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Plastik auch Umwelt-Problem:Kaugummi ohne Gummi - eine Alternative?
von Marc Rosenthal
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Polyvinylacetat, Butylkautschuk: Woraus herkömmliches Kaugummi besteht, ist vielen nicht bewusst. Welche Alternativen es zu Plastik zwischen den Zähnen gibt.
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Für den frischen Atem, zum besseren Konzentrieren, aus Gewohnheit: Jeder Deutsche kaut rund 100 Kaugummis im Jahr.
Wer hat den Kaugummi erfunden?
Die Geschichte des Kaugummis reicht Jahrtausende zurück. Schon die alten Griechen, Azteken und Mayas kauten auf verschiedenen Substanzen. Diese frühen Formen des Kaugummis bestanden oft aus Harz, Bienenwachs oder Baumrinde.
Im 19. Jahrhundert kam der Amerikaner Thomas Adams auf die Idee, Chicle, ein natürliches Baumharz aus Mittelamerika, als Kaugummi zu vermarkten.
Heute gibt es Kaugummi in Dutzenden Geschmacksrichtungen und Formen: von klassischer Minze bis hin zu exotischen Fruchtaromen, von zuckerfrei bis extra zuckerhaltig - die Auswahl ist schier endlos.
Kaugummi, um den Atem zu verbessern
Aber der Geschmack ist nicht der einzige Grund fürs Kauen: Eine der häufigsten Verwendungen von Kaugummi ist die Verbesserung des Atems. Die meisten Kaugummis enthalten Minze oder andere Aromen, die dabei helfen, Mundgeruch zu bekämpfen.
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Auch beim Stressabbau kann er helfen. Es wird angenommen, dass das Kauen dazu beiträgt, Spannungen abzubauen und die Konzentration zu steigern. Manchen hilft er, den Appetit zu zügeln und weniger zu naschen. Allgemein gilt: Kaugummi regt den Speichelfluss an und sorgt für eine bessere Mundflora.
Kaumasse chemisch - fast wie ein Autoreifen
Die Herstellungsverfahren von Kaugummis haben sich im Lauf der Zeit ständig weiterentwickelt. Was heutzutage kaum bekannt ist: Sie werden unter anderem aus Erdöl hergestellt - die Kaumasse ist rein chemisch nicht weit entfernt von Autoreifen oder Schutzhandschuhen.
Kaugummis sind deshalb auch ein echtes Umwelt-Problem, denn sie lösen sich - wenn überhaupt - erst nach Jahren auf. Bis zu 80 ausgespuckte Kaugummis kleben im Schnitt auf einem Quadratmeter Stadt. Die Beseitigung der klebrigen Dinger kostet deutsche Kommunen jedes Jahr Millionen Euro.
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Natürliche Kaugummi-Sorten aus nachwachsenden Rohstoffen
Vielleicht existiert aber schon eine Lösung auch für dieses Problem: Immer öfter gibt es in Geschäften "Kaugummi ohne Plastik" oder "Natur-Kaugummis" - ohne Zucker, ohne Aspartam und ohne andere schädliche Inhaltstoffe.
Aspartam (E 951) ist ein synthetischer Süßstoff. Aufgrund seiner im Vergleich zu Zucker 200 Mal höheren Süßkraft wird er in viel geringeren Mengen eingesetzt und für die Ernährung bei Diabetes verwendet.
Im Juli 2023 stufte die zur WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) Aspartam als möglicherweise krebserregend ein. Bei Verzehr innerhalb des empfohlenen Höchstwerts von 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag bestehe aber kein erhöhtes Krebsrisiko.
Viele Zutaten auch bei plastikfreiem Kaugummi aus großen Fabriken
Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin beschäftigt sich intensiv mit den Inhaltsstoffen von Kaugummis. Laut Hersteller würden sich bei den plastikfreien Varianten die Rohstoffe schon nach einigen Wochen abbauen. Ob das genau so stimmt, wisse sie nicht, so Schautz. Deutlich schneller als bei herkömmlichem Kaugummi sollte es aber auf jeden Fall gehen.
Bezüglich eines Mythos, der sich seit Generationen hält, gibt Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin Entwarnung: Das Runterschlucken eines Kaugummis - ob mit oder ohne Plastik - sei nicht gefährlich. Er werde weder steckenbleiben noch den Magen verkleben, sondern einfach unverdaut wieder rauskommen, sagt Britta Schautz.
Die weiteren Zutaten außer der Kaumasse kämen allerdings standardisiert aus großen Fabriken, kritisiert Schautz. "Unterm Strich sind sie auf jeden Fall natürlicher, sind besser für die Umwelt." Aber ganz das ursprüngliche Produkt, als was sie sich gerne darstellten, seien plastikfreie Kaugummis nicht, erläutert die Ernährungsexpertin.
Die neuen "Öko-Kaugummis" sind allesamt etwas teurer als die herkömmlichen Modelle. Aber sie sind ein kleiner Schritt zum Verzicht auf Erdöl bzw. Plastik. Ob das Kau-Erlebnis eine gleichwertige Alternative bietet, muss jeder selbst für sich herausfinden.
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