Kaffee als Muntermacher: Wann ist der beste Zeitpunkt?
Energie aus der Tasse:Wann Kaffee am besten wirkt
von Sarah Hufnagel
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Für viele gehört die Tasse Kaffee fest zum Morgenritual. Doch der frühe Morgen ist nicht immer der optimale Zeitpunkt. Wann Kaffee wirklich seine wachmachende Wirkung entfaltet.
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Mit einem Konsum von durchschnittlich 167 Litern pro Kopf und Jahr ist Kaffee eines der beliebtesten Getränke der Deutschen. Das ist einerseits auf den einzigartigen Geschmack des Getränks zurückzuführen. Andererseits ist Kaffee dank seines stimulierenden Inhaltsstoffes Koffein vor allem als Wachmacher bekannt und beliebt.
Es ist also kein Wunder, dass viele Menschen direkt nach dem Aufstehen zur ersten Tasse Kaffee greifen. Schließlich möchte man sich für den anstehenden Tag fit und leistungsfähig fühlen. Doch den Kaffee direkt nach dem Aufstehen zu trinken ist nicht unbedingt optimal, wenn man auch seine stimulierende Wirkung spüren will.
Kaffee macht durch das enthaltene Koffein nicht nur wach, sondern kann in Maßen genossen auch viele gesundheitliche Vorteile haben. So konnten Forscher aus Schweden 2023 nachweisen, dass ein Zusammenhang zwischen einem hohen Koffeingehalt im Blut und einem niedrigeren Erkrankungsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Adipositas besteht. Auch bei Migräne kann sich Kaffee positiv auswirken.
Wer allerdings zu viel Koffein zu sich nimmt, muss auch mit negativen Effekten rechnen. Dazu können Nervosität oder Schlafstörungen zählen. Langfristig kann übermäßiger Koffeinkonsum außerdem das Herz-Kreislauf-System schädigen. Wie bei vielen Lebensmitteln gilt also auch bei Kaffee: lieber in Maßen als in Massen genießen.
Kaffee nach dem Aufstehen? Besser nicht!
Der US-amerikanische Neurowissenschaftler Steven Miller hat sich den Zusammenhang zwischen der Tageszeit, zu der man den Kaffee trinkt, und dessen Wirkung schon vor etwa zehn Jahren angeschaut und dabei festgestellt: Wer seinen Kaffee direkt nach dem Aufstehen trinkt, könnte verhindern, dass er seine wachmachende Wirkung entfalten kann.
Der Grund dafür ist laut Miller der natürliche Biorhythmus des Körpers: Nach dem Aufstehen hat der nämlich seine ganz eigene Methode, auch ohne stimulierenden Kaffee wachzumachen.
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Koffein: Wirkung auf den Körper
Koffein wirkt auf das Herz-Kreislauf- und das zentrale Nervensystem, indem es bestimmte Rezeptoren blockiert. Diese binden normalerweise den müde machenden Botenstoff Adenosin, erklärt Nicole Reisch von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Damit verhindert Koffein, dass ein Müdigkeitsgefühl einsetzen kann.
Auch wenn die genauen Auswirkungen des Koffeinkonsums von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und teils genetisch bedingt sind: Wer moderate Mengen Koffein zu sich nimmt, zum Beispiel beim Genuss einer Tasse Kaffee, fühlt sich danach oft wacher und kann seine Konzentrationsfähigkeit verbessern.
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Cortisol als natürlicher Wachmacher
Beim Aufwachen schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus. Dieses Hormon, das umgangssprachlich auch als Stresshormon bezeichnet wird, sorgt ebenso wie Koffein dafür, dass wir wach werden.
Die Wirkung geht über unterschiedliche Mechanismen, aber sowohl Koffein als auch Cortisol machen wach.
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Nicole Reisch, Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
Trinken wir zusätzlich nun auch noch Kaffee, spüren wir dessen Wirkung laut Miller weniger. Der Neurowissenschaftler vermutet außerdem, dass Kaffeekonsum am frühen Morgen die Toleranz für die Wirkung des Koffeins steigern kann.
Müdigkeit, die nach dem Konsum von Kaffee einsetzt, kann verschiedene Ursachen haben. Wer zum Beispiel hohe Mengen Koffein zu sich genommen hat, wird unter Umständen umso müder, wenn die Wirkung des Stimulans wieder abklingt. Es entsteht eine Art Koffein-Crash.
Auch wer eine Koffeintoleranz aufgebaut hat, spürt die Wirkung des Kaffees möglicherweise nicht mehr und fühlt sich stattdessen noch müder als vor der Tasse Kaffee. Hier hilft nur, eine Zeit lang auf Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke zu verzichten. Dann macht der morgendliche Kaffee auch wieder wach.
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Kaffeetrinken: Warum der Zeitpunkt entscheidend ist
Nicole Reisch von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie ergänzt, dass Cortisol die Wirkung von Kaffee allerdings nur dann unterdrücken kann, wenn wir nach unserem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus, also ganz ohne Wecker, wach werden.
In diesem Fall kann es sich lohnen, dann eine Tasse des Heißgetränks zu sich zu nehmen, wenn der Cortisolspiegel im Köper ohnehin wieder sinkt. Das passiert einige Stunden nachdem wir wach geworden sind. Der Zeitpunkt nach dem Mittagessen könne dann für den Kaffeekonsum am besten sein, erklärt Reisch.
Wenn man natürlich aufwacht und ausgeschlafen ist, dann wirkt Kaffee bezüglich des wachmachenden Effekts später besser.
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Nicole Reisch, Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
Wer allerdings mit dem Klingeln des Weckers aufsteht und früh aus dem Schlaf gerissen wird, dem fehlt unter Umständen auch das wachmachende Hormon Cortisol. Hier kann Kaffee schon direkt nach dem Aufstehen fit für den Tag machen und den fehlenden Effekt des Stresshormons ausgleichen.
Gerade bei älteren Menschen kann Kaffee tatsächlich direkt dafür verantwortlich sein, dass Müdigkeit entsteht. Der Pharmazeut Egid Strehl erklärt, dass Kaffee Schlafstörungen unterbinden kann, die durch einen Überschuss von wachmachendem Kohlenstoffdioxid im Gehirn ausgelöst werden.
Dieser Überschuss entsteht vor allem, wenn das Gehirn nicht gut durchblutet wird. Ein Problem, das vor allem bei älteren Menschen auftritt. Kaffee regt jedoch die Durchblutung im Gehirn an und sorgt dadurch dafür, dass das überschüssige Kohlendioxid abtransportiert wird. Menschen, die von einer solchen altersbedingten Schlafstörung betroffen sind, können durch Kaffeekonsum daher womöglich leichter einschlafen.
Wann der perfekte Zeitpunkt für eine Tasse Kaffee ist, hängt also vor allem vom persönlichen Lebensstil und der Koffeintoleranz des Körpers ab.
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Quelle: dpa
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