Japankäfer und Co.: Wie gefährlich sind invasive Insekten?

    Japankäfer und Co.:Wie gefährlich sind invasive Insekten?

    von Cornelia Petereit
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    Pflanzen, Tiere und Insekten, die vom Menschen eingeschleppt werden, nennt man invasiv. Nicht nur in der Landwirtschaft, auch im Garten können sie verheerende Schäden anrichten.

    Japankäfer auf einem Blatt
    Experten warnen eindringlich vor hohen Schäden, die der Japankäfer verursachen kann. Nun wurde er auch in Deutschland gefunden.
    Quelle: Imago / imagebroker

    Jetzt sind sie auch in Süddeutschland, die ersten Exemplare des Japankäfers. Er gehört wie Buchsbaumzünsler, Tigermücke, Asiatische Hornisse und Co. zu den invasiven Insekten. Diese verdrängen heimische Arten und verursachen, etwa durch Ernteausfälle oder Bekämpfungsmaßnahmen, weltweit wirtschaftliche Schäden in Höhe von 400 Milliarden Euro pro Jahr.
    Garten-Expertin Anja Koenzen weiß, warum immer öfter von Bedrohung die Rede ist. Zum einen läge das an der Erderwärmung, zum anderen an der Globalisierung.

    Durch weltweiten Pflanzenhandel, Transport oder Reisen verbreiten sich die Invasoren.

    Anja Koenzen, Garten-Expertin

    Asiatische Hornisse auf einem weißen Lederhandschuh
    Immer mehr invasive Arten bedrohen unsere Tier- und Pflanzenwelt. Doch der Kampf gegen die gefährlichen Invasoren ist aufwendig und erfordert ungewöhnliche Mittel.20.07.2024 | 29:58 min

    Japankäfer in Deutschland - was bedeutet das?

    Japankäfer stammen eigentlich aus Asien und sind über den Luftweg nach Europa gekommen. Die gefräßigen Insekten sind gefährlich, denn rund 400 Pflanzen stehen auf ihrem Speiseplan. Die Larven ernähren sich von Gras- und Pflanzenwurzeln. Ausgewachsene Insekten machen sich über Blätter, Blüten und Früchte von Obstbäumen, Weinreben und Rosen her. Anja Koenzen warnt, dass Japankäfer ganze Plantagen vernichten könnten.

    Hier in Europa haben Japankäfer noch keine gefährlichen Fressfeinde. Bei Nutzpflanzen muss man daher schnell reagieren.

    Anja Koenzen, Garten-Expertin

    Japankäfer erkennen

    Japankäfer sind etwa 0,8 bis 1,1 Zentimeter lang, haben einen metallisch glänzenden, grünen Kopf und braune Flügel. Sie unterscheiden sich von harmlosen, heimischen Arten wie dem Gartenlaub- oder Rosenkäfer durch ein besonderes Merkmal: kleine, weiße Haarbüschel - fünf an jeder Seite und zwei am Ende des Hinterleibs. Die Flugzeit der erwachsenen Insekten ist etwa von Anfang Juli bis Anfang September.
    In Süddeutschland ist der Schädling bislang nur vereinzelt in die Falle gegangen. Trotzdem rät Anja Koenzen zu Aufmerksamkeit. "Wenn Sie einen bei sich vermuten, machen Sie ein Foto und vergleichen mit Bildern auf Fachseiten im Internet. Die Haarbüschel machen den Unterschied!"
    Bürger und Bürgerinnen können wesentlich zum Schutz vor der neuen invasiven Art beitragen, sagen Umweltverbände und Ministerien.

    Auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) warnt vor einer Einschleppung nach Deutschland und rät zu folgenden Maßnahmen:

    1. Verdachtsfälle auf einen Befall sollten dem Pflanzenschutzdienst des jeweiligen Bundeslandes umgehend mitgeteilt werden. Eine Übersicht der zuständigen Stellen samt Kontaktdaten finden Sie beim Julius-Kühn-Institut (JKI).

    2. Falls ein verdächtiger Käfer gefunden wird, sollte dieser eingefangen und in einem verschlossenen Röhrchen oder Gläschen gesichert der Behörde zur exakten Bestimmung übergeben werden. Zudem sind das Datum des Fundes sowie der genaue Fundort zu nennen.

    3. Um eine Einschleppung zu verhindern, sollten Reisende Fahrzeuge und Gepäck vor der Rückreise aus stark befallenen Regionen (Norditalien, Südschweiz) gründlich kontrollieren. Zudem sollten keine Pflanzen, Schnittblumen, Gemüse oder Früchte mitgebracht werden.

    Quelle: bmel.de

    Kahlfraß durch Buchsbaumzünsler

    Auch andere invasive Schädlinge breiten sich aus. Vor 15 Jahren in Deutschland entdeckt, ist der Buchsbaumzünsler inzwischen in ganz Mitteleuropa unterwegs. Das gefräßige Insekt ist auf Buchsbäume spezialisiert und von April bis Oktober aktiv.
    Eine Pflanze kann jährlich von bis zu vier Zünslergenerationen befallen werden. Die Nester der grünen Raupen liegen gut getarnt im Inneren der Büsche. So unentdeckt, fressen sie von innen heraus den ganzen Buchsbaum kahl. Für Anja Koenzen ist das ein großes Problem.

    Buchsbäume sind Kulturgut und ich möchte nicht auf sie verzichten!

    Anja Koenzen, Garten-Expertin

    Die Garten-Expertin befürchtet, dass die Invasoren künftig mehr werden.

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    Buchsbaumzünsler

    Ernteausfälle durch Kirschessigfliege

    Die aus Asien eingewanderte Kirschessigfliege bedroht vor allem die Ernte im Obst- und Weinanbau. Sie braucht nur acht bis vierzehn Tage zur Entwicklung und kann sich, zum Beispiel in Obstplantagen, explosionsartig vermehren. Je reifer die Früchte, desto eher werden sie befallen. Experten empfehlen daher, sie immer rechtzeitig zu pflücken und anschließend kühl zu lagern. Engmaschige Netze könnten zudem einen Befall der Pflanze verhindern.

    Viele invasive Arten werden durch den Klimawandel begünstigt. Dazu zählt auch die asiatische Tigermücke, die Gelb- und Denguefieber übertragen kann. Sie ist bereits in Mitteleuropa und Deutschland zu finden. Asiatische Tigermücken sind in der Regel tagsüber aktiv, meist in den Morgen- und frühen Abendstunden. Neben Menschen sticht die Tigermücke auch Säugetiere und Vögel und kann dadurch leicht Krankheitserreger übertragen.

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    von Kaja Adchayan
    Asiatische Tigermücke
    mit Video

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    Elisabeth Stanzl vom Naturschutzbund "NABU" im Gespräch über invasive Arten, die bestehende Ökosysteme bedrohen.22.05.2024 | 5:20 min
    Der Kampf gegen gefährliche Invasoren ist aufwendig, aber notwendig. Denn immer mehr invasive Arten bedrohen unsere Tier- und Pflanzenwelt. Allein in der Europäischen Union werden 42 invasive Tier- und 46 Pflanzenarten aufgeführt.
    Cornelia Petereit ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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