Gepanschter Honig: Neue Etiketten sollen Verbrauchern helfen
Imker kämpfen für Original:Mit neuen Etiketten gegen gepanschten Honig
von Carla Behnke
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Woher kommt der Honig im Supermarkt? Laut EU-Kommission nicht immer nur aus dem Bienenstock. Immer öfter wird bei außereuropäischen Importen gepanscht. Das hat Folgen.
Honig gehört zu den am häufigsten verfälschten Lebensmitteln auf dem deutschen Markt. Er wird gerne mit Zuckerrübensirup "gestreckt" - trotz EU-Honigverordnung, die es tatsächlich gibt. Wie kann man als Verbraucher echten Imkerhonig erkennen?01.06.2023 | 4:26 min
Honig soll gut für fast alles sein: gegen Erkältungen und Halsschmerzen, für die Darmflora und das Herz. Zumindest, wenn es sich um echten Honig handelt. Dass man beim flüssigen Gold aus dem Supermarktregal immer reinem Honig in der Hand hält, ist aber längst nicht gesichert. Das hat eine Studie der EU-Kommission festgestellt: Knapp die Hälfte des Honigs, der in die EU importiert wird, ist gestreckt, vor allem mit Zuckersirup.
Gestreckter Honig geschmacklich nicht zu erkennen
Und importiert wird viel in Europa: insgesamt 175.000 Tonnen. Zum Vergleich: 218.000 Tonnen werden in der EU produziert. Erlaubt ist das Panschen nicht, sogar streng verboten - aber sonderlich schwierig ist es auch nicht.
Honig besteht von Natur aus zu etwa 80 Prozent aus Zucker; den Unterschied zwischen echtem Honig und gestrecktem schmeckt man nicht heraus. In einer Untersuchung der Europäischen Kommission waren von 320 untersuchten Proben 147 verfälscht.
Heimische Imker können die hohe Nachfrage nach dem süßen Nahrungsmittel bei Weitem nicht decken. So wird nach immer neuen Herstellungsverfahren und Lieferwegen gesucht.03.10.2020 | 42:47 min
Etiketten bisher ohne Auskunft über genaue Herkunft
Wie das geht? Einfach dargestellt: Wasser und Zucker verrühren, erwärmen, natürlich im industriellen Maßstab, und dann dem guten Honig zusetzen.
Für den Käufer ist nicht erkennbar, ob es sich um ein gestrecktes Produkt handelt. Auf den Etiketten wird noch nicht einmal ersichtlich, aus welchem Land der Honig stammt. Dort ist nur zu lesen: "Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern."
Stadtimkern ist in. Also alles super? Nicht ganz. Die Anzahl Bienenstöcke übersteigt das vorhandene Nahrungsangebot. Es gibt zu viele Bienen für zu wenig Futterquellen. 20.05.2022 | 6:39 min
Imker fordern gesetzliche Regelung, woher Honig stammt
Für die deutschen Imker ist schon lange klar: "Wenn dort beispielsweise Honig aus Argentinien und China drin ist, muss das prozentual genau angegeben werden", sagt Bernhard Heuvel vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund. "Einige Länder wie Frankreich oder Ungarn haben das schon als nationales Gesetz durchgesetzt. Wir sollten das auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern machen", fordert Heuvel.
Auf europäischer Ebene setzt jetzt die EU-Kommission an: Sie will mit einem Gesetzespaket für mehr Transparenz sorgen. Danach soll auf den Etiketten klar gemacht werden, aus welchen Ländern der Honig stammt. Einige Mitgliedsstaaten hatten auch eine Pflicht gefordert, Prozentwerte anzugeben, zu welchen Teilen der Honig aus den jeweiligen Ländern kommt. Das allerdings konnte sich nicht durchsetzen.
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von Mark Hugo
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Imker vs. Import-Honig: Kosten werden zum Faktor beim Kunden
Für europäische Imker wird die aktuelle Situation immer mehr zum Problem. Der Import-Honig kostet nur etwa 2,17 Euro pro Kilo; die Imker zahlen fast genauso viel allein für das Futter ihrer Bienen. Dazu kommen Gläser, die Maschinen, die zur Abfüllung nötig sind, der Transport mit stetig steigenden Kosten und mehr. Mit dem billigen Import-Honig preislich mitzuhalten, ist praktisch unmöglich. Er kostet im Supermarkt meist gerade einmal die Hälfte.
Selbst wenn der Honig aus einer deutschen Region kommt und wir ihn so gut wie möglich verarbeiten: Irgendwann ist Feierabend bei den Kunden und das merkt man dann auch, wenn die Produkte im Regal stehen bleiben.
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Bernhard Heuvel, Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund
Gepanschter Honig: Folgen für Wirtschaft, Biodiversität und Konsumenten
Sollten die Imker ihre Bienenstöcke aufgeben, stellt dies eine erhebliche Gefahr für die Biodiversität dar. Nicht nur für das Ökosystem und die Risiken für die Nahrungsversorgung, sondern auch für die Wirtschaft. Laut der Studie Biodiversität der Allianz drohen ohne Bienen Verluste von drei Milliarden US-Dollar, also gut 2,8 Milliarden Euro.
Und neben den finanziellen Aspekten spielen für Imker wie Bernhard Heuvel noch ganz andere Aspekte eine Rolle. "Der Honig, der aus Bienenvolk kommt, hat eine ganz andere Gesundheitsqualität", erklärt der Berufsimker und führt Enzyme an, die später die gesundheitsfördernden Stoffe produzieren. Und all das fehle im gepanschten Honig.
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