Hochverarbeitete Lebensmittel: Warum sie so ungesund sind
Zucker und Zusatzstoffe:Machen hochverarbeitete Lebensmittel krank?
von Corinna Klee
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Von Fruchtjoghurt, Limonade bis zu veganen Ersatzprodukten: In vielen Lebensmitteln stecken Aromen, Süßungsmittel und Zucker. Warum sie eine ernste Gefahr für die Gesundheit sind.
Wie erkennt man hochverarbeitete Lebensmittel? ZDF-Reporterin Corinna Klee nimmt mit einem Ernährungsteam der Universität Gießen ihren Einkauf unter die Lupe.07.01.2025 | 5:30 min
Bei vielen Produkten ist einem klar: Sie sind nicht gesund. Trotzdem finden Chips, Schokolade und Softdrinks regelmäßig den Weg in unseren Einkaufswagen. Denn solche hochverarbeiteten Lebensmittel sind besonders lecker. Das liegt an den darin enthaltenen Aromen, Süßungsmitteln und Zucker. Sie sorgen für den besonderen Geschmack.
Das Problem: Man erkennt diese Zusatzstoffe nicht auf Anhieb. Oft stehen auf Lebensmitteln lange Zutatenlisten, der Verbraucher ist unsicher, auf welche Begriffe er achten muss, erklärt Mathias Faßhauer. Er ist Ernährungsmediziner an der Justus-Liebig-Universität Gießen und forscht mit seiner Arbeitsgruppe zum Thema hochverarbeitete Lebensmittel.
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Wann ein Lebensmittel hochverarbeitet ist
Die Hochverarbeitung eines Lebensmittels erkennt man nur, wenn man die Zutatenliste studiert und Wörter wie Aroma, Süßungsmittel, Emulgator und Farbstoff darauf findet - oft verschlüsselt als E-Nummern.
Auch zugesetzter Zucker kann ein Merkmal für Hochverarbeitung sein. Am häufigsten sind es aber zugesetzte Aromen, so Faßhauer.
Das Problem bei Aromen: Sie bringen einen "hyperleckeren" Geschmack in ein Lebensmittel, erklärt der Experte. Das hat zur Folge, dass man immer mehr davon essen möchte, Hunger- und Sättigungssignale ignoriert. Auch dann, wenn der Kalorienbedarf längst gedeckt ist. Das wird auch als "hedonisches Essen" bezeichnet.
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Welche Lebensmittel häufig hochverarbeitet sind
Softdrinks fallen fast ausnahmslos in die Kategorie der hochverarbeiteten Lebensmittel. Ebenso zählt eine Vielzahl von Snacks und Knabbereien wie Chips dazu, vor allem mit Geschmacksrichtungen wie Paprika oder exotischen Aromen.
Der überwiegende Teil der Süßigkeiten fällt in die Kategorie der hochverarbeiteten Lebensmittel, weil sie in der Regel Aromen und Süßungsmittel enthalten.
Auch bei Milchprodukten ist Vorsicht geboten. Besonders jene mit Fruchtgeschmack oder Varianten wie Schoko oder Vanille sind häufig stark verarbeitet. Diese Produkte zeichnen sich oft durch eine komplexe Zutatenliste und intensive Verarbeitungsprozesse aus, die weit über die einfache Zubereitung von Lebensmitteln hinausgehen.
Vegane Ersatzprodukte wie Würstchen, Nuggets oder Milch- und Käseersatzprodukte sind zu einem großen Teil hochverarbeitet, weil sie in der Regel mindestens Aroma enthalten. Auch viele High-Protein-Produkte fallen in die Kategorie der hochverarbeiteten Lebensmittel.
Wie verarbeitete Lebensmittel auf die Gesundheit wirken
Den Zusammenhang zwischen dem Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel und Erkrankungen belegen Studien. Zu den Folgen des Konsums gehören Übergewicht und Adipositas sowie damit zusammenhängende Krankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und nichtalkoholische Fettleber. Daneben sind Dickdarmkrebs sowie chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn zu nennen.
Auch psychische Erkrankungen können im Zusammenhang mit hochverarbeiteten Lebensmitteln stehen. Daten zeigen, dass Angststörungen, Depressionen und Schlafstörungen mit einem hohen Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln zusammenhängen können. Experten vermuten, dass dies mit einem veränderten Mikrobiom im Darm zusammenhängt.
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Warum man Süßungsmittel meiden sollte
Neben Aromen sollte man bei der Zutatenliste auch auf das Wort Süßungsmittel achten. Ernährungsmediziner Faßhauer rät, solche Produkte ebenfalls zu meiden. Die Menge an Zucker in einem Lebensmittel ist in der Nährwerttabelle angegeben. Das ist bei Süßungsmitteln, wozu Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe zählen, nicht der Fall. Man erkennt mit Blick auf die Inhaltsstoffe nur, dass Süßungsmittel enthalten sind - aber nicht, wie viel.
Studien zeigen, dass Süßungsmittel das Mikrobiom im Darm stören. Das gilt auch für Emulgatoren, die Produkte geschmeidiger machen. Farbstoffe sind ebenfalls ein Marker für Hochverarbeitung. Hier deuten Studien darauf hin, dass bestimmte Farbstoffe zu Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten bei Kindern führen könnten.
Um hochverarbeitete Lebensmittel zu identifizieren hat eine Arbeitsgruppe der Universität Gießen um Ernährungswissenschaftler Mathias Faßhauer das kostenlose Programm Neatic entwickelt. Es steht für "Natural eating with three ingredients checked" und soll dem Nutzer helfen, Dickmacher-Zutaten im Alltag zu erkennen und zu vermeiden. Dafür muss man sich nur drei Zutaten merken, identifiziert damit aber über 80 Prozent aller hochverarbeiteten Lebensmittel.
Enthält ein Lebensmittel Aroma oder Süßungsmittel, sollte man es komplett meiden. Enthält es an den ersten drei Stellen der Zutatenliste Zucker oder eines der Zuckersignalwörter (Sirup, Saft, Most, Honig, -ose, -dextrin) kann man das Produkt zwar essen, sollte den Konsum aber auf etwa 40 Gramm Zucker pro Tag beschränken. Das Programm gibt es kostenlos als App und als Arbeitsbuch zum Download. Mit Hilfe der App kann man auch Lebensmittel tracken und ungeeignete Produkte finden.
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Vegane Ersatzprodukte: WHO warnt vor gesundheitsschädlichen Auswirkungen
Die meisten veganen Fleischersatzprodukte sind hochverarbeitet, zeigt das Ergebnis einer Studie. Die Hochverarbeitung bei den untersuchten Produkten spiegele sich vor allem bei der Aromatisierung wider, so Ernährungsmediziner Faßhauer.
Aromen intensivieren den Geschmack, etwa einer veganen Bratwurst, um sie dem Original möglichst nah zu bringen. Auch Emulgatoren, Farbstoffe und andere künstliche Zusätze finden sich in Ersatzprodukten.
Hinzu kommt, dass sie oft eine hohe Energiedichte, aber kaum Nährwerte aufweisen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor möglichen gesundheitsschädlichen Auswirkungen wie Diabetes.
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Quelle: ZDF
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