Haarausfall: Was bei der Haartransplantation zu beachten ist
Haartransplantation bei Glatze:Wem eine OP bei Haarausfall hilft
von Jenna Busanny
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Geheimratsecken? Glatze? Eine verminderte Haardichte ist bei vielen Menschen genetisch bedingt. Doch nicht jeder will sich damit abfinden. Eine Möglichkeit: Haare verpflanzen.
Haartransplantationen - in Deutschland sehr teuer, in der Türkei bezahlbar. Die Nachfrage boomt, aber ist der Eingriff im Ausland auch sicher? 04.04.2024 | 3:09 min
Ob in der Shampoo-Werbung oder in den Sozialen Medien - gerne stellen Männer mit dickem, glänzendem Haar ihre prachtvolle Mähne zur Schau. Immerhin sind Haare in unserer Gesellschaft ein Zeichen für Vitalität und Jugend.
Doch die Realität sieht meist anders aus: Fast 40 Prozent aller Männer sind von Haarausfall betroffen, heißt es beim Bundesverband der Zweithaar-Spezialisten (BVZ). Meist handele es sich um erblich bedingten Haarausfall, der mit Geheimratsecken beginne und mit einer Glatze ende. Auch Frauen sind betroffen - aber in einer kleineren Anzahl von rund 20 Prozent.
Schönheitsoperationen boomen, auch im Ausland. Ob Türkei, Polen, Tschechien: Die OPs sind viel günstiger als in Deutschland. Wie sich Patienten vor hohen Kosten schützen können.
von Arta Ramadani
mit Video
Haarverpflanzung: Beratung beim Spezialisten
Für wen kommt eine Haartransplantation eigentlich infrage? Generell "für alle Frauen und Männer, die unter Haarverlust der behaarten Kopfhaut leiden", sagt Frank Neidel, Vizepräsident beim Haarverband deutscher Haarchirurgen (VDHC). Aber: Vorher sollte auf jeden Fall eine medizinische Untersuchung und Beratung bei einem Haarchirurgen stattfinden.
Nur ein Spezialist könne abschätzen, ob eine Operation Sinn ergebe oder nicht. Bei der fachärztlichen Analyse werde dann ein Konzept erstellt, wie das Haar trotz weiterführendem Haarausfall voll aussieht. Grundsätzlich sei auch bei einer Vollglatze eine Transplantation möglich.
Zum Beispiel, wenn jemand unter totalem Haarverlust am gesamten Körper leidet - das Krankheitsbild nennt sich Alopecia Totalis.
Methode bei Haartransplantationen
Eine Haartransplantation ist eine Umverteilung von Haaren: "Aus dem eigenen Haarkranz werden Haarwurzeln entnommen und in die kahlen oder wenig behaarten Gebiete umverteilt", heißt es auf der Website des VDHC. "Die Haarwurzeln sind lebendige Stammzellen, die lebenslang wieder Haare an den kahlen Stellen produzieren", erklärt Frank Neidel.
Für die erste Behandlung kommt laut VDHC nur die Transplantation von Kopfhaaren infrage. Sollte es zu weiteren Verpflanzungen kommen, doch die Spenderfläche am Hinterkopf ist erschöpft, können prinzipiell auch Haare aus anderen Körperregionen verwendet werden - zum Beispiel Barthaare. Was genau möglich ist, entscheidet der behandelnde Chirurg.
Neidel weist darauf hin, dass Fremdhaartransplantationen nicht möglich sind, denn sie würden als Fremdhaar erkannt und vom Körper abgestoßen werden.
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Ablauf der Haartransplantation
Die Haartransplantation ist ein mikrochirurgischer Eingriff, der in der Regel drei bis acht Stunden dauert. "Die einzelnen Haarwurzeln werden mit sehr dünnen, feinen Hohlnadeln aus der Haut geschnitten", erklärt Neidel den Vorgang. Die kleinen Löcher, aus denen die Wurzeln entnommen werden, verschließen sich sofort.
Die entnommenen Wurzeln pflanzt der Chirurg auf den kahlen Stellen wieder ein. "Ähnlich wie eine Pflanze, die aus dem Beet herausgestochen und an anderer Stelle wieder eingepflanzt wird", erklärt der Experte. Das Ganze wird unter örtlicher Betäubung vorgenommen und die Patientinnen und Patienten befinden sich in einem leichten Dämmerschlaf. Schmerzen haben sie also nicht.
Der Heilungsprozess ist in der Regel bereits nach sieben bis 14 Tagen abgeschlossen. Neidel empfiehlt, mit sportlichen Aktivitäten jedoch drei Wochen zu warten. Leichte Bewegung ist schon am nächsten Tag wieder möglich.
Mögliche Risiken
Auch wenn es sich bei der Haartransplantation um einen mikrochirurgischen Eingriff handelt, bestehen trotzdem Risiken. Die Stiftung Warentest weist auf Folgendes hin:
Die einzelnen Haare wachsen nicht an oder werden herausgedrückt oder -gezogen.
Die Kopfhaut kann sich entzünden.
Durch zu dichtes Setzen kann das Gewebe vernarben oder es bilden sich Knötchen.
Rund 2.700 Behandlungsfehler meldeten die Krankenkassen für letztes Jahr. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Was Patienten tun können, wenn beim Arzt etwas schiefgegangen ist.
von Samuel Kirsch
FAQ
Kosten für Haartransplantation im Ausland niedriger
Je nach Umfang betragen die Kosten für eine Haartransplantation zwischen 3.000 und 10.000 Euro. Im Ausland sind die Kosten erheblich niedriger. Doch Haarchirurg Neidel warnt vor den Risiken: Oft führe kein ärztliches Personal die Verpflanzung durch.
Egal in welchem Land - wer als Patientin oder Patient auf Nummer sich gehen will, sollte nach Chirurgen suchen, die sich in einem offiziellen Verband organisiert haben. "Der Operateur sollte eine Approbation haben, Facharzt sein und vorwiegend diesen Eingriff durchführen", rät Neidel.
Auch die Stiftung Warentest rät zur Wahl eines seriösen Chirurgen und Instituts. Denn werden die Haare bei jungen Menschen zu früh verpflanzt und der Haarausfall ist noch nicht abgeschlossen, können die verpflanzten Areale zu buschigen Inseln auf der sich weiter ausdehnenden kahlen Fläche werden.
Eine gesunde, nährstoffreiche Ernährung ist ein guter Anfang zur Prävention gegen Haarausfall. Studien dazu bilden jedoch kein eindeutiges Bild ab, heißt es bei der International Society of Hair Restoration Surgery (ISHRS). Gerade bei genetisch bedingtem Haarausfall hätten Hausmittel oder im Internet angebotene Wundermittel in der Regel keine Wirksamkeit.
Es gebe sehr wirksame Medikamente, die den Haarwuchs fördern wie Finasterid und Minoxidil, so Frank Neidel. Diese müssen aber diszipliniert und lebenslang eingenommen werden - und können Nebenwirkungen mit sich bringen.