Schnelles Internet via Glasfaser: Mit Homeoffice und Streaming wünschen sich das viele Deutsche. Der Ausbau geht voran. Doch es gibt schwarze Schafe, die an Haustüren klingeln.
Bei Glasfaseranschlüssen gibt es Unterschiede. Nicht jeder schafft die maximale Datenmenge. Kabelnetzunternehmen versuchen vor allem bei Haustürgeschäften genau solche Anschlüsse als "echte Glasfaser" zu verkaufen.19.06.2023 | 6:02 min
In den letzten Wochen sind beim Glasfaser-Ausbau vermehrt Berichte über betrügerische Machenschaften aufgetaucht. Die Betroffenen berichten von Haustürbesuchen durch angebliche Vertreter von bekannten Internetanbietern. Diese versprechen schnelles und zuverlässiges Glasfaser-Internet zu günstigen Preisen und drängen die Kunden zum sofortigen Abschluss des Vertrages.
Angebliche Vertreter machen Druck an der Haustür
Oftmals werde den überrumpelten und ahnungslosen Kund*innen vorgegaukelt, das Internet würde bald abgestellt werden und man hätte keine andere Wahl, als sofort einen Vertrag zu unterschreiben, so die Berichte. Bei späterem Abschluss würde der Vertrag exorbitant teurer. Das seien typische Verhaltensweisen, mit denen diese Kundendienstler an der Haustüre Druck ausübten.
Glasfaserkabel sind Lichtwellenleiter, kurz LWL genannt. Das sind dünne Kunststofffasern, die optische Signale in Form von Licht bzw. Lichtsignalen über weite Strecken übertragen können. Trotz weiter Strecken ist eine hohe Bandbreite möglich. Das liefert kein anderes kommerzielles System, kein Kupferkabel und auch kein Funksystem. Deshalb sind Lichtwellenleiter das Übertragungsmedium der Zukunft.
Auch Jens Berg aus Düsseldorf ist dem auf den Leim gegangen, als zwei Vertreter mit Telekom-Logo bei ihm klingelten. "Die haben gesagt, der Wechsel muss zwangsläufig erfolgen, egal, ob man zustimmt oder nicht. Und daraufhin habe ich dann natürlich gedacht, wenn ich das sowieso machen muss, dann kann ich das auch jetzt machen." Berg unterschrieb den Vertrag, obwohl er mit seinem DSL-Anschluss bei Vodafone zufrieden ist und in seiner Straße nicht einmal mit dem Glasfaserausbau begonnen wurde.
Vorsicht vor falschen Glasfaseranschlüssen
Immer wieder versuchen Vertriebsmitarbeiter, einen Glasfaser-Kupferkabel-Mix als Glasfaseranschluss zu verkaufen. Doch hierbei wird eine Reststrecke mit dem bereits vorhandenen Kupferkabel überbrückt, was die Geschwindigkeit des Datentransfers drosselt. Nur der sogenannte FTTH-Anschluss (Fiber to the home) ist ein Glasfaseranschluss, bei dem man als Privatkunde im Internet bis zu einem Gigabit pro Sekunde Datentransfer erreichen kann.
Fiber to the home (FTTH) - Glasfaser nach Hause: Bei dieser oftmals als echtem Glasfaseranschluss bezeichneter Anbindung geht das Kabel bis in die Wohnung. Das ist die schnellstmögliche Anbindung, die für Privatkunden bis zu einem Gbit/s ermöglicht.
Fiber to the building (FTTB) - Glasfaser ins Gebäude: Die Glasfaser geht bis in den Keller eines Gebäudes zum Hauptübergabepunkt (HÜP). Die Reststrecke wird über das vorhandene Kupferkabel überbrückt, was die Geschwindigkeit bereits drosselt.
Fiber to the curb (FTTC) - Glasfaser an die Bordsteinkante: Hier reicht die Glasfaser nur bis an den Verteilerkasten am Straßenrand. Die Reststrecke wird auch hier über das vorhandene Kupferkabel überbrückt.
Grundsätzlich gilt: Je länger die Strecke des Kupferkabels ist, desto langsamer ist die Datenübertragung.
Beschwerden bei der Verbraucherzentrale nehmen zu
Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale berichtet über immer mehr Beschwerden bezüglich der Haustürgeschäfte. Sein Tipp:
Man sollte nicht voreilig irgendetwas unterschreiben.
„
Felix Flosbach, Verbraucherzentrale
Wenn man nicht genau wisse, was der Vertreter einem jetzt verkaufen möchte oder worum es gehe, sollte man sich umfassend informieren, erläuter Flosbach. "Und zur Not den Vertreter bitten, noch einmal wiederzukommen, und sich vorher die Informationsmaterialien geben zu lassen."
Glasfaser-Unternehmen engagieren Subunternehmer
Hintergrund ist, dass viele Anbieter von Glasfaseranschlüssen Subfirmen mit der Akquise von Neukunden beauftragen, damit sie flächendeckend ihre Verträge anbieten können. Diese arbeiten meist auf Provisionsbasis. Eine spezielle Ausbildung für die Vertreter wird nicht benötigt. Laut Verbraucherzentrale fühlen sich viele Kunden betrogen und hilflos gegenüber den Vertretern, die hartnäckig in ihrem Auftreten seien.
Um sich vor solchen betrügerischen Angeboten zu schützen, sollten Kunden außerdem genau prüfen, mit wem sie einen Vertrag abschließen. Dabei können sie sich auf offizielle Anbieterlisten verlassen oder direkt mit den Unternehmen Kontakt aufnehmen. Es ist auch ratsam, Verträge gründlich durchzulesen.
Kostenloser Widerruf innerhalb von 14 Tagen möglich
Darüber hinaus sollten Kunden ihre Rechte kennen. Wenn sie einen Vertrag innerhalb von 14 Tagen widerrufen oder kündigen, dürfen keine Kosten anfallen. Wenn sie den Verdacht auf Betrug haben, können Verbraucherschutzorganisationen helfen.
Glasfaser ist die Technologie der Zukunft. Doch am Ende sollte jeder - gut informiert - selbst entscheiden, wann und bei welchem Anbieter er einen Vertrag abschließt.
Anja Klingen ist Reporterin und Redakteurin im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.
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