Gig-Working: Diese Vor- und Nachteile hat das Arbeitskonzept
Aufträge über Onlineplattformen:Gig-Working - Boomendes Arbeitsmodell
von Sabine Meuter
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Beim Gig-Working vergeben Auftraggeber über digitale Plattformen kleine, zeitlich befristete Jobs an Auftragnehmer. Welche Vor- und Nachteile diese Form des Arbeitens hat.
Lebensmittel liefern, Pakete zustellen, Fahrdienste: Gig-Worker bleiben so lange bei einem Unternehmen, wie ihre Arbeitskraft benötigt wird.
Quelle: Imago / Shotshop
Über digitale Plattformen zeitlich begrenzte Aufträge vergeben und bekommen - in der Arbeitswelt ist das weit verbreitet. Schätzungen der EU-Kommission zufolge dürften bis 2025 über solche Plattformen europaweit 43 Millionen Menschen arbeiten - 2022 waren es noch 28 Millionen Menschen.
Eine Form der plattformbasierten Arbeit ist das Gig-Working. "Hierbei vergeben Auftraggeber kurzzeitige Jobs im Dienstleistungsbereich, die in der physischen Welt erbracht werden", erläutert Adél Holdampf-Wendel vom Digitalverband Bitkom e. V. in Berlin. Physische Welt heißt: zum Beispiel im unmittelbaren Wohnbereich eines Auftraggebers - als Fahrer oder in einer Firma.
Das englische Wort "Gig" bedeutet übersetzt "Auftritt". Verwendet wurde der Begriff ursprünglich in der Musikbranche. Es geht um den zeitlich begrenzten Auftritt eines Musikers oder einer Band gegen Geld. Mit dem Ende des Auftritts gibt es keine weitere Bezahlung. Dieses Modell dominierte lange Zeit in der Künstler- und Veranstaltungsbranche. In Anlehnung daran funktionieren auch die sogenannten Gig-Jobs.
In nur Minuten liefern Kuriere Lebensmittel bis zur Haustür. Für die Lieferdienste geht es um Milliarden. Für die Kundschaft um mehr Komfort. Den Preis zahlen die Beschäftigten.10.11.2022 | 44:16 min
Beispiele für Gig-Working
Gig-Working ist nicht nur auf eine bestimmte Branche bezogen, sondern taucht in vielen Bereichen auf. Dazu gehören zum Beispiel:
Kinderbetreuung und -unterhaltung, etwa für einen Abend oder ein Wochenende Kinder beaufsichtigen, aber auch ein Engagement als Nikolaus
Auch Liefer- oder Kurierdienste wie Essenslieferung, das Befördern von Möbelstücken oder Lebensmitteleinkäufen sind typische Gig-Working-Jobs.
Für die überwiegende Mehrheit sei diese Form des Arbeitens ein Nebenverdienst.
Sie radeln, hämmern, putzen – während der Corona-Pandemie hielten Plattformbeschäftigte Deutschland am Laufen. Lieferdienste für Lebensmittel wuchsen rasant.09.02.2023 | 29:48 min
Gig-Working im Unterschied zu Cloudwork
Im Gegensatz zu Gig-Working, wo es um Aufträge in der physischen Welt geht, gibt es auch digital basierte Jobs. Sie werden als Cloudwork, Crowdwork oder Clickwork bezeichnet. "Hier erfolgt die Umsetzung des jeweiligen Auftrags online", so Holdampf-Wendel. Das kann von zu Hause oder von jedem anderen beliebigen Ort aus erfolgen.
Beispiele für Cloudwork, Crowdwork oder Clickwork sind: Programmieren, Übersetzen, Ghostwriting, Datenpflege und Logo- oder Web-Design.
Einfache Arbeiter finden immer seltener eine Stelle. Auf Tagesjobbörsen bieten sie ihre Arbeitskraft an. In einigen Branchen sind solche Tagelöhner sogar gesucht.
von Michael Stagneth
mit Video
Gig-Working: Vor- und Nachteile aus Sicht des Auftragnehmers
Ein Vorteil des Gig-Workings: Auftragnehmer arbeiten selbstbestimmt. Sie entscheiden, wann und welche Aufgaben sie übernehmen und welche nicht. Weitere Vorteile: Keine dauerhaften Verpflichtungen, keine beziehungsweise geringe Akquisekosten sowie die Möglichkeit der gleichzeitigen oder wechselnden Tätigkeit für mehrere Auftraggeber.
Doch Gig-Working kann für Auftragnehmer auch mit Nachteilen verbunden sein. So ist der Verdienst in der Regel nicht mehr als ein Nebenverdienst. Weitere Nachteile: unregelmäßige und je nach Auftrag schwankende Einnahmen. Und nicht zuletzt der Mehraufwand bei der Steuererklärung, da die Einnahmen zu versteuern sind.
Die Berufswelt steht vor großen Veränderungen: Fachkräftemangel und Digitalisierung erfordern innovative Arbeitsmodelle. Und beim Einzelnen wächst der Wunsch nach mehr Flexibilität und Freizeit.27.04.2024 | 29:44 min
Gig-Working: Vor- und Nachteile aus Sicht des Auftraggebers
Auftraggeber finden über eine Plattform zügig jemanden, der ihnen bei einer bestimmten Angelegenheit behilflich ist. Weitere Vorteile: Die Plattform übernimmt häufig die Vertrags- und Zahlabwicklung. Ist der Auftrag erledigt und ist man mit dem Auftraggeber zufrieden, hat man jemanden für alle Fälle in der Hinterhand. Andererseits muss eine langfristige Bindung, die nicht erwünscht ist, nicht eingegangen werden.
Wie immer sind aber auch Nachteile möglich, etwa wenn der Auftragnehmer sich als nicht loyal gegenüber dem Auftraggeber erweist. Um einen kurzzeitigen Job attraktiv zu machen, sind mitunter vergleichsweise hohe Honorare plus Anfahrtskosten zu zahlen. Zudem kann die Einarbeitung eines Gig-Workers zeitaufwendig sein.
Die Arbeitswelt verändert sich. Damit unterliegen auch die Arbeitsformen einem Wandel. Das kann Angst machen - und auch Fragen aufwerfen. Was hinter den Methoden steckt.
mit Video
Quelle: ZDF
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