Vegane Medikamente: Frei von tierischen Inhaltsstoffen
Von Tabletten bis Salbe:So finden Sie vegane Medikamente
von Markus Böhle
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Immer mehr Menschen leben vegan. In Bezug auf Medikamente ist das besonders schwer. Tierfreie Arzneimittel sind selten, die Kennzeichnung teils unklar. Welche Optionen gibt es?
Gelatine in Kapseln, Milchzucker in Tabletten: In vielen Medikamenten stecken tierische Inhaltsstoffe. Wie man vegane Alternativen findet.02.01.2025 | 5:32 min
Husten, Schnupfen, Schmerzen: Es sind meist die üblichen Beschwerden, die Kunden in die Apotheken führen. Aber auch Fragen zu Arzneimitteln, etwa ob ein Medikament vegan ist. Das sei früher kein Thema gewesen, sagt Apothekerin Stefanie Schön-Heider, gewinne aber zunehmend an Bedeutung.
Wir können nachschauen und helfen. Dazu sind wir da.
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Stefanie Schön-Heider, Apothekerin
Auch Pharmafirmen haben den Zeitgeist erkannt. Die Nachfrage nach veganen Alternativen wachse, schreibt der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. auf ZDF-Anfrage.
Medikamente: Viele Hilfsstoffe aus tierischen Quellen
Durch die Nachfrage nach veganen Medikamenten tritt ein Problem zutage, das bislang wenig Beachtung fand: tierische Inhaltsstoffe, die in der Arzneimittelproduktion weit verbreitet sind. Rund hunderttausend Medikamente sind in Deutschland auf dem Markt. Ein großer Anteil enthält tierische Inhaltsstoffe.
Darunter fallen einige Wirkstoffe, vor allem aber zahlreiche Hilfsstoffe wie Gelatine zur Herstellung von Kapselhüllen, Milchzucker, der in Tabletten als Füllstoff dient oder das aus Schafwolle gewonnene Lanolin (Wollwachs, Wollfett) als Basis für viele Salben und Cremes.
Dass in Medikamenten so oft Substanzen aus tierischen Quellen stecken, begründen Unternehmen mit der traditionellen Verwendung zur Herstellung, technologischen Vorteilen und Kostenfaktoren. Diese Hilfsstoffe auszutauschen, ist mit neuen Studien, hohem Aufwand und Kosten verbunden. Teils fehlen dafür auch vegane Alternativen.
Medikamente bestehen aus Wirkstoffen und Hilfsstoffen. Hilfsstoffe sollen vor allem den Wirkstoff eines Medikaments während der Lagerung und der Einnahme schützen. Außerdem sorgen sie dafür, dass der Wirkstoff am richtigen Ort, zum Beispiel im Darm, und zur richtigen Zeit freigesetzt wird.
Alle Komponenten sind aufeinander abgestimmt und beeinflussen sich gegenseitig. Hilfsstoffe können deshalb nicht einfach ausgetauscht werden. Die Hersteller dürfen es auch nicht, weil sich die Zulassung der Arzneimittel auf die genau beschriebene Zusammensetzung bezieht. Will man es doch, müssen für eine Zulassungsänderung oder Neuzulassung meist viele Studien wiederholt werden.
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Tierversuche kaum vermeidbar
Wer ein Medikament nicht einnehme, weil es nicht vegan ist, könne gesundheitliche Nachteile haben, so Schön-Heider. Wichtig sei deshalb eine gute Beratung. Zu beachten sei auch, dass nicht jeder Veganer auf alle tierischen Inhaltsstoffe verzichte.
Gerade bei rezeptfreien Medikamenten wie Paracetamol oder Ibuprofen gebe es aber meist Alternativen ohne tierische Inhaltsstoffe, erklärt die Apothekerin. Auch helfe es oft, die Darreichungsform zu wechseln, etwa Hustensaft statt hustenlösender Kapseln oder Tabletten, um Stoffe wie Laktose oder Gelatine zu vermeiden.
Für Menschen, die auch auf "tierversuchsfreie" Medikamente achten, sei die Auswahl noch stärker eingeschränkt, weiß Schön-Heider. Denn Arzneistoffe werden nur zugelassen, wenn sie in Tierversuchen getestet wurden. Generika könnten eine Option sein, so die Apothekerin. Sie machen die ursprünglichen Tests der Originalfirma nicht rückgängig, erfordern aber keine neuen Tierversuche.
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Vegan-Siegel nur bei Nahrungsergänzungsmitteln
Für Verbraucher ist es schwer vegane Medikamente zu erkennen. Bei Nahrungsergänzungsmitteln sei das einfacher, sagt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Viele Präparate wie Vitamin B12 würden heute meist vegan hergestellt und mit Vegan-Siegeln beworben.
Nahrungsergänzungsmittel fallen unter das Lebensmittelrecht. Da gibt es bereits Regeln und Kriterien, was vegan oder vegetarisch angeht.
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Angela Clausen, Verbraucherzentrale NRW
Bei Arzneimitteln ist die Kennzeichnung anders geregelt. Der Verband Pharma Deutschland e. V. erklärt auf ZDF-Anfrage: "Werbliche Begriffe sind grundsätzlich nicht erlaubt." Begriffen wie vegan oder vegetarisch könne die Absicht einer Verkaufsförderung unterstellt werden. Das würde in der Regel von den Zulassungsbehörden nicht akzeptiert.
Mit diesen Tipps können Sie herauszufinden, ob ein Medikament tierische Inhaltsstoffe enthält.
Beipackzettel prüfen: Alle Inhaltsstoffe müssen dort aufgeführt sein. Offensichtlich tierische Inhaltsstoffe wie Gelatine oder Laktose fallen so schnell auf.
Spezielle Apps: Sie können eine noch genauere Orientierung geben, ob ein Medikament vegan ist oder nicht.
Apotheke aufsuchen: Apotheker können Uneindeutigkeiten abklären und bei der Suche nach veganen Alternativen helfen.
Andere Darreichungsform: Oft lohnt es sich nach Säften oder Tropfen zu fragen statt nach Tabletten oder Kapseln. So lassen sich Hilfsstoffe wie Laktose oder Gelatine teilweise vermeiden.
Innovationen: Einige Pharmaunternehmen setzen vermehrt auf Kapseln aus Zellulose.
Kompromisse: Nicht für jedes Medikament gibt es vegane Alternativen. Verbraucher müssen dann die eigene Gesundheit und Überzeugungen abwägen.
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Arzneimittelberatung am besten in der Apotheke
Selbst wer den Beipackzettel liest und alle Stoffe kennt, ist danach nicht immer sicher, so Stephanie Schön-Heider. Denn viele Präparate enthalten Stearate. Diese Hilfsstoffe können tierischer oder pflanzlicher Herkunft sein. Oft ist nicht vermerkt, was zutrifft. Dann hilft nur die Nachfrage beim Hersteller.
Wir haben Zugriff auf Datenbanken, können Hersteller kontaktieren, finden vegane Alternativen und beraten dazu.
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Stefanie Schön-Heider, Apothekerin
Fazit: Für Veganer gibt es einige tierfreie Arzneimittel. Zu Kompromissen sollte man aber bereit sein, um gesundheitliche Nachteile zu vermeiden.
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von Thilo Hopert
mit Video
Quelle: ZDF
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