Tubuläre Brust: Therapie und Kosten der Brustfehlbildung
Brustfehlbildung bei Frauen:Tubuläre Brust: eine unbekannte Erkrankung
von Tom Khazaleh
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Eine Brust, die schlauchartig herunterhängt, wird als tubuläre Brust bezeichnet. Die Fehlbildung löst bei betroffen Frauen große Schamgefühle aus. Was man dagegen machen kann.
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Die Fehlbildung einer tubulären Brust, auch Schlauch- oder Rüsselbrust genannt, ist häufiger als gedacht, denn viele Frauen schweigen darüber, dass die Form ihrer Brust deutlich von der Norm abweicht. Experten schätzen, dass fünf Prozent aller Frauen davon betroffen sind. Es handelt sich um eine erblich bedingte Deformität. Frauen mit einer tubulären Brust wissen oft selbst gar nicht, dass sie diese Fehlbildung haben.
In der Medizin erstmals 1976 beschrieben, wurde die tubuläre Brust erst 2014 als Krankheit anerkannt. Denn: Sie verursacht in der Regel keine körperlichen Probleme, sagt Hamid Joneidi Jafari, Plastischer Chirurg aus Bochum.
Bei Betroffenen ist das Wachstum der Brustdrüse gehemmt, die Brust bleibt unterentwickelt. Das äußert sich in unterschiedlichen Formen und Schweregraden. In der Regel zeigen sich bestimmte Merkmale wie vergrößerte Brustwarzen, eine zu hoch liegende Unterbrustfalte, ein eher geringes Brustvolumen sowie ein verminderter Hautmantel, was eine hängende Brust verursacht. Ursache ist eine angeborene Fehlentwicklung, die sich im Rahmen der Pubertät zeigt.
Schlauchbrust belastet Psyche der Betroffenen stark
Betroffene Frauen empfinden oft eine tiefe Scham und gehen Situationen aus dem Weg, in denen andere ihre Brustdeformität sehen könnten. So wird die Brust zum Beispiel unter weiten Pullovern oder Tüchern versteckt, Schwimmbäder gemieden. Nicht selten ziehen sich Frauen mit tubulärer Brust zurück. Die psychische Belastung und deren Folgen kann so groß werden, dass sie Depressionen entwickeln und psychologische Hilfe benötigen. Das kann sich auch auf Partnerschaft und Intimität auswirken.
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von Monia Mersni
Wann eine Operation der Fehlbildung sinnvoll ist
Eine tubuläre Brust lässt sich mit konservativen Methoden nicht behandeln. Nur durch eine Operation kann die Form korrigiert werden. Die Entscheidung ist immer individuell. Manche Frauen können problemlos mit der Fehlbildung leben. Dann ist kein Eingriff notwendig. Der Experte rät, die Entscheidung von der Beeinträchtigung der Lebensqualität abhängig zu machen.
Implantate und Straffung korrigieren Schlauchbrust
Eine operative Korrektur bedeutet in den meisten Fällen eine Rekonstruktion der Brust. Die genauen Maßnahmen werden individuell festgelegt. Häufig wird mehr Volumen hinzugegeben oder umverteilt. Die Unterbrustfalte wird tiefer gesetzt, die Brustwarzen werden verkleinert und in die richtige Position gebracht. Dafür sind etwa Straffungsoperationen, der Einsatz von Brustimplantaten oder Eigenfetttransplantationen notwendig.
Wie bei jedem operativen Eingriff besteht eine geringe Gefahr von Wundheilungsstörungen oder Infektionen. Eingesetzte Implantate können im Laufe der Zeit Probleme hervorrufen. So kann die äußere Hülle des Implantats im Laufe der Zeit beschädigt werden oder sich eine Kapselfibrose bilden. Dabei handelt es sich um eine harte, bindegewebsartige Kapsel rund um das Brustimplantat. Schmerzen und eine veränderte Brustform können die Folge sein. In sehr seltenen Fällen kann der Einsatz von Implantaten womöglich das Krebsrisiko erhöhen. Die Zusammenhänge sind noch Gegenstand der Forschung. Man geht davon aus, dass dies vor allem bei Implantaten mit stark aufgerauter Oberfläche der Fall ist.
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Nach Korrektur ist lebenslange Nachsorge notwendig
Vor allem die erste Zeit nach der Operation entscheidet, wie gut das Ergebnis langfristig wird. Daher sind regelmäßige Kontrollen durch den Chirurgen notwendig. Zudem sollte man die Narben regelmäßig eincremen und nicht der Sonnenstrahlung aussetzen. Je nach Umfang der Operation ist die eigentliche Behandlung bei komplikationslosem Verlauf nach sechs bis zwölf Monaten abgeschlossen. Danach sollte man die Implantate einmal pro Jahr kontrollieren lassen.
Was eine Operation kostet
Die Kosten zur Korrektur von tubulären Brüsten können stark variieren. Je nach Umfang können sie zwischen 5.000 und über 10.000 Euro liegen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Behandlung in den meisten Fällen nicht. Ausnahmen können besonders schwere Formen mit starker psychischer Belastung sein. Das muss im Einzelfall mit der Krankenkasse geklärt werden.
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