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Trendreport Ernährung:Die Krisen auf dem Teller
von Christina-Maria Pfersdorf
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Der Krieg in der Ukraine hat auch auf unser Ernährungsverhalten hier in Deutschland Einfluss. Es gibt aber auch positive Entwicklungen. Das zeigt der Trendreport Ernährung 2023.
Trendreport Ernährung 2023: Die Menschen greifen eher zu Produkten, die satt machen und günstig sind. Teureres Schulessen kann derzeit zu einem Problem werden.
Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Mehr Menschen versuchen beim Kauf von Lebensmitteln zu sparen. Das ist eines der Ergebnisse des Trendreport Ernährung 2023, den das Bundeszentrum für Ernährung zusammen mit dem Ernährungsnetzwerk Nutrition Hub an diesem Mittwoch veröffentlicht.
Sorge wegen steigender Preise für Schulverpflegung
170 Expertinnen und Experten aus dem Ernährungsbereich wurde unter anderem die Frage gestellt, wie sich der Ukraine-Krieg auf die Ernährung in Deutschland auswirke:
Durch die steigenden Erzeugerpreise und die Inflation greifen die Menschen eher zu Produkten, die satt machen und günstig sind. Vor allem Familien mit niedrigem Einkommen haben beim Kauf von Lebensmitteln geringeren Handlungsspielraum. Für manche von ihnen befürchten die Fachleute sogar gesundheitliche Folgen.
Quelle: dpa
Für den vierten Trendreport Ernährung wurden vergangenen Oktober die Daten erhoben, 170 Fachleute aus dem Ernährungssektor nahmen an der Umfrage teil. Dabei standen zwei Punkte im Fokus:
- Zum einen ging es um die Nennung von zwei Ernährungstrends, denen die Expertinnen und Experten in ihrer Arbeit begegnen.
- Zum anderen sollten die Fachleute ihre Beobachtungen beschreiben, wie sich in ihrem Tätigkeitsbereich die hohe Inflation und die Folgen des Ukraine-Krieges auf das Ernährungsverhalten bemerkbar machen.
Margareta Büning-Fesel, Leiterin des Bundeszentrum für Ernährung, spricht von Ernährungsarmut:
Große Sorgen macht sich die Expertin um die Kinder: "Steigen auch die Preise für die Schulverpflegung, können sich das viele nicht mehr leisten", sagt Büning-Fesel. Gerade für Kinder aus sozial schwachen Familien sei aber die Schulmahlzeit das einzig warme und ausgewogene Essen am Tag.
Auch positive Entwicklungen in unserem Ernährungsverhalten
Trotzdem gibt es aber auch einige positive Entwicklungen in unserem Ernährungsverhalten - und das hängt mit der anderen großen Krise unserer Zeit zusammen, dem Klimawandel.
Im aktuellen Trendreport erhielt daher das Thema "nachhaltige Ernährung" die meisten Nennungen. "Was auffällt: In einer widersprüchlichen Zeit tun sich auch in Bezug auf das Essverhalten in unserer Gesellschaft Widersprüche auf", so die Verfasser.
Gesunde Ernährung heißt für jeden Menschen etwas anderes. So individuell wie wir Menschen rein äußerlich sind, so individuell sollte auch unser Essensplan sein. - Scobel über Ernährungstrends und Mythen.21.04.2022 | 57:41 min
Weiter heißt es: "48 Prozent der für diese Studie befragten Expertinnen und Experten beobachten eine Entwicklung hin zu einer klimafreundlichen und nachhaltigen Ernährung." Trotz der steigenden Preise. Dass jeden Tag Fleisch auf den Teller kommen muss, ist in diesen Zeiten für viele Teile der Bevölkerung vorbei.
Der "Flexitarismus" eint die Lager
Dennoch sind sich die befragten Fachleute einig: Aus Gründen des Geschmacks, der Gewohnheit oder der Tradition werde aber der Großteil der Bevölkerung den Schritt zu einer rein pflanzlichen Ernährung nicht gehen. Als Mittelweg liegt die pflanzenbetonte Ernährung, der Flexitarismus, klar im Trend:
Dies führt laut dem Report dazu, dass wir uns als Gesellschaft insgesamt gesünder und nachhaltiger ernähren.
Diesen Trend haben auch die Produzenten und die Lebensmittelindustrie erkannt. Immer mehr setzen hier auf Nachhaltigkeit, Transparenz und Regionalität. Dass es immer mehr vegane Ersatzprodukte zu kaufen gibt, unterstreiche diese Entwicklung. Auch in der Gemeinschaftsverpflegung spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle, fleischfreie Alternativen sind mittlerweile Standard.
Quelle: imago/Westend 61
… ist Deutschlands größtes Netzwerk von Ernährungsexpertinnen und Experten, das zum Ziel hat, gesunde und nachhaltige Ernährungsstrategien zu entwickeln. Das Bundeszentrum für Ernährung gehört zur Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und ist das Kompetenz- und Kommunikationszentrum für Ernährungsfragen in Deutschland.
Sober Drinking – Genuss ohne Promille
Dass mehr Menschen über die Ernährung ihre Gesundheit positiv beeinflussen wollen, zeigt eine weitere Entwicklung, die es zum ersten Mal in die Top Ten des Trendreports geschafft hat: Alkoholfreier Genuss, "Sober Drinking", wird immer beliebter.
Zwölf Prozent aller für den Report befragten Expertinnen und Experten beobachten, dass die Nachfrage nach innovativen alkoholfreien Alternativen zunimmt und somit auch das Angebot an Weinen, Gins und Cocktails ohne Promille.
Immer mehr Bars setzen auf den Aussschank alkoholfreier Drinks. Der Trend ist auch in der Partyhauptstadt Berlin angekommen – mit Erfolg. Warum sind "nüchterne" Bars so beliebt? 25.01.2023 | 3:37 min
Es gibt erste "Sober Bars", Bars, in denen kein Alkohol ausgeschenkt wird. Sterneköche bieten zu ihren Menüs alkoholfreie Begleitungen an, die oft aus Fruchtsäften, aus unterschiedlichen Essigen bestehen oder die auf der Basis von Kombucha hergestellt wurden. Für die Anhänger dieses Trends steht Alkoholkonsum im Widerspruch zu einer gesunden Lebensweise.
Quelle: Benoit Tessier/Reuters
Ein Trend, der auch unter den Schlagworten "Mindful Drinking" (achtsames Trinken) oder "Sober Curiosity" (nüchtern und neugierig) aus den USA nach Deutschland gekommen ist und vor allem unter den "Millennials" seine Anhänger findet. Im Vordergrund steht hierbei die Ablehnung der berauschenden Wirkung des Alkohols und des Katergefühls am nächsten Tag. Außerdem passt für viele der Konsum von Alkohol nicht zu einem gesundheitsorientierten und achtsamen Lebensstil.
Initiativen wie dem aktuellen "Dry January" oder "Sober October" folgen immer mehr Menschen. Dennoch: Trotz eines leicht rückläufigen Trends liegt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums Deutschland weit vorne. Pro Kopf werden hier jährlich zehn Liter Alkohol getrunken; 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form.
Initiativen wie dem aktuellen "Dry January" oder "Sober October" folgen immer mehr Menschen. Dennoch: Trotz eines leicht rückläufigen Trends liegt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums Deutschland weit vorne. Pro Kopf werden hier jährlich zehn Liter Alkohol getrunken; 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form.
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