Symptom-Checker-App: Vor- und Nachteile der Online-Diagnose
Diagnose per Gesundheits-App:Wie zuverlässig sind Symptom-Checker-Apps?
von Thilo Hopert
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Symptom-Checker-Apps versprechen schnelle Hilfe bei Beschwerden - doch wie zuverlässig ist das? Ein Überblick über Chancen, Risiken und Grenzen der digitalen Diagnose.
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Kopfschmerzen, Müdigkeit und irgendwie tut es im Ohr weh - was könnte das sein? Bei manchen Beschwerden scheut man den direkten Weg zum Arzt, ist aber dennoch verunsichert. Symptom-Checker-Apps sollen helfen, Beschwerden einzuordnen. Was bringen sie?
"Die größte Chance besteht darin, dass Symptom-Checker-Apps ihre Nutzerinnen und Nutzer dazu befähigen, sich besser um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu kümmern, sprich die Gesundheitskompetenz erhöhen", sagt Malte Schmieding, der am Institut für Medizinische Informatik der Charité Berlin zu digitalen Gesundheitsanwendungen forscht.
"Diese Chance besteht vor allem dann, wenn Patientinnen und Patienten gute Symptom-Checker-Apps anstelle von weniger verlässlichen Online-Informationsquellen nutzen und die Empfehlungen der App mit dem eigenen Vorwissen gut zusammenzubringen", so Schmieding.
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Daten: Die Gesundheitsversorgung sei vor allem auf Diagnosen ausgerichtet, sagt Malte Schmieding. Bei der Datengrundlage von Symptomen bestehe Nachholbedarf. Diese sei aber wichtig, um von Symptomen auf Krankheiten zu schließen.
Kontext: Ein guter medizinischer Ratschlag sei abhängig von vielen Kontextfaktoren, etwa ob kürzlich ein Medikament abgesetzt wurde oder wie die persönliche Krankheitsgeschichte aussieht.
Eingabe: Nutzer können zwar die gleichen Symptome meinen, diese aber ganz unterschiedlich in die Apps eingeben. Die Apps müssen die Angaben entsprechend interpretieren können.
Gute Symptom-Checker-Apps erkennen
Wer eine Symptom-Checker-App nutzt, sollte prüfen, ob sie vertrauenswürdig ist - das gilt für Apps und Online-Portale gleichermaßen. "Es ist nicht trivial, bei dem großen Angebot eine gute und dann auch noch die passendste App zu finden", sagt Schmieding.
Kristina Spöhrer, Vorstandsmitglied und Sprecherin der AG Digitales im Hausärztinnen- und Hausärzteverband, sagt: "Die Apps sollten ihre Ergebnisse klar einordnen und deutlich machen, dass es sich hierbei nicht um ärztlich geprüfte Diagnosen handelt." Zudem sei wichtig, dass nachvollziehbar ist, wie die Anwendungen zu der jeweiligen Einschätzung kommen. Einen guten Überblick zu verlässlichen Anbietern bieten unabhängige Portale wie die Stiftung Warentest.
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Die Ergebnisse der Symptom-Checker einordnen
Hat man eine App gefunden und gibt seine Beschwerden ein, bekommt man ein Ergebnis. Und nun?
Patienten sollten sich bewusst machen, dass Symptom-Checker-Apps keine Diagnosen liefern.
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Dr. Kristina Spöhrer, Sprecherin der AG Digitales im Hausärztinnen- und Hausärzteverband
Die Apps würden Krankheiten zusammentragen, die unter Umständen zu den von den Patienten berichteten Symptomen passen könnten, so Spöhrer. Das bedeutet: Man sollte sich von den Vorschlägen nicht in Panik versetzen lassen. Gleichzeitig sollte man mit ernsten Symptomen auch nicht auf den Arztbesuch verzichten, nur weil die App einen anderen Ratschlag gibt. "Symptom-Checker-Apps können bestimmten Patienten Orientierung geben, den Arztbesuch ersetzen sie jedoch nicht", sagt Spöhrer.
Hier kommt es darauf an, wie man grundsätzlich mit solchen Ergebnissen umgeht: "Wer geneigt ist, sich durch Gesundheitsinformationen verunsichern zu lassen, den können Symptom-Checker-Apps verunsichern, egal ob deren Einschätzungen richtig oder falsch waren", sagt Malte Schmieding.
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Symptom-Checker-Apps in der Praxis
Wer Symptom-Checker-Apps nutzt, sollte auch deren Herausforderungen kennen. "Die Nutzer sind sehr vielfältig, deren Beschwerdebilder und Anliegen auch", so Schmieding. So wie es keinen Arzt gebe, der perfekt für alle Patienten ist, werde es auch keine perfekte App geben. "Leider neigen wir oft zu der Erwartung, dass Technik erst perfekt sein muss, um nützlich sein zu können."
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In einer aktuellen Studie wurden Symptom-Checker-Apps in den Notaufnahmen der Charité Berlin erprobt. Ein Ergebnis: Deutlich mehr Patienten wie auch Ärzte hatten zumindest den Eindruck, dass die App hilfreich statt hinderlich war. Wichtig sei auch das Ergebnis, dass die Patienten, die einen Symptom-Checker verwendeten, ihren behandelnden Ärzten nicht weniger vertrauten, sagt Malte Schmieding vom Institut für Medizinische Informatik der Charité, der an der Studie beteiligt war. Genau das sei jedoch ein gängiger Vorbehalt gegen Symptom-Checker-Apps und Online-Gesundheitsinformationen allgemein.
Anwendungsfälle in der Patientensteuerung gibt es bereits. Verschiedene Anbieter nutzen etwa Symptom-Checker - nicht zuletzt der Patientenservice 116 117 mit dem "Patienten-Navi". Und: "Wenn Ärzte mit einer komplexen und schwer zuordenbaren Symptomkonstellation konfrontiert sind, können diese Apps dabei helfen, auf die richtige Spur zu kommen", sagt Kristina Spöhrer.
Sowohl für Ärzte als auch Patienten ist dabei wichtig: "Symptome dürfen niemals isoliert betrachtet werden, sondern müssen im Kontext einer Vielzahl an Rahmenbedingungen bewertet werden", so Spöhrer. Nur so können die Ergebnisse auch einen Mehrwert haben.
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Quelle: dpa
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