Suizidprävention: Hilfe bei Suizidgedanken und Depression

    Suizidprävention:Jugendlichen mit Suizidgedanken helfen

    von Saskia Schüring
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    Nachdem ihr Sohn sich das Leben nahm, gründeten Alix und Oliver Puhl ein gemeinnütziges Unternehmen - mit dem Ziel, suizidgefährdeten Jugendlichen zu helfen, bevor es zu spät ist.

    Suizidprävention
    Die Einrichtung Tomoni in Frankfurt bietet Angebote zur Früherkennung psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen an.10.09.2024 | 9:32 min
    Rund 200 Jugendliche nehmen sich im Jahr das Leben. Rund zwanzigmal höher liegt die Zahl der Suizidversuche. Emil hatte eine Autismus-Spektrum-Störung und war 16, als er Suizid beging. Die psychische Erkrankung wurde erst erkannt, als er bereits eine schwere Depression entwickelt hatte. Oliver Puhl, sein Vater, beschreibt den Suizid seines Sohnes: "Es war wie eine Kernschmelze und es gab kein Zurück mehr in unser altes Leben." Es sei ein Schmerz, der einen fast zerreißt, so formuliert es Alix Puhl, seine Mutter.
    Laut dem Bundesministerium für Gesundheit konnte die Zahl der in Deutschland jährlich begangenen Suizide bis etwa 2008 deutlich reduziert werden, stagnierte aber seither auf dem Niveau von 9.000 bis 10.000 Suiziden, wie die Studie aus dem Jahr 2022 belegt. Bei zwischen 50 bis 90 Prozent der Personen, die durch Suizid gestorben sind, lag eine psychische Erkrankung vor, häufig Depressionen, Psychosen, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen.
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    Die Zahl psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen - und dadurch auch die Nachfrage nach Therapieplätzen - ist durch die Coronapandemie deutlich gestiegen.18.07.2023 | 9:12 min

    Schweigen über Suizid und Depression aus Angst

    Als Emil den Suizid ankündigte, sei sie wie versteinert gewesen, erinnert sich Alix Puhl. Nach seinem fünfwöchigen Klinikaufenthalt wollte sie ihn nicht mehr darauf ansprechen, "aus Angst und Unsicherheit, ob das nicht erneut etwas bei ihm auslösen würde", sagt Puhl. Heute weiß sie, das genau das Gegenteil richtig gewesen wäre.

    Was wirklich schaden kann, sind Nichtstun und Wegsehen.

    Alix Puhl, gründete ein Unternehmen zur Suizid-Prävention

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    Ein Junge sitzt traurig an einer Wand. (Symbolbild)

    Jugendliche mit Suizidgedanken ansprechen

    Die Scheu, junge Menschen auf einen möglichen Suizid anzusprechen, sei ganz normal, erklärt der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Jörn-Gabriel Schmidt aus Hessen. Es gehe dabei um etwas Existenzielles, das Gefühle von Ohnmacht und Angst auslösen kann, so Schmidt.
    Wichtig sei es, Jugendliche, die sich plötzlich zurückziehen, Hobbys und Freunde sein lassen, kaum schlafen, apathisch und traurig wirken oder sich selbst verletzten, direkt anzusprechen, erläutert Jörn-Gabriel Schmidt. Auch die ganz direkte Frage "Machst du dir gerade Gedanken darüber, dass Du nicht mehr leben möchtest?" sei hilfreich, so Schmidt. Nach seiner Erfahrung entlastet das direkte Sprechen über Suizidgedanken die Jugendlichen. Verdrängen sei aus seiner Sicht genau das Falsche.
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    Hilfe für den Umgang mit psychischen Krisen bei Jugendlichen

    Alix und Oliver Puhl lernten, dass es viele ähnliche Geschichten in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis gibt - und wie viel Ohnmacht vorherrscht, auch bei Lehrkräften. Nur die wenigsten wissen, wie sie mit psychischen Erkrankungen umgehen sollen.
    2022 gründeten sie daher das Mental-Health-Start-up Tomoni (japanisch für "Zusammen"). Japanisch war Emils Lieblingssprache. Zusammen mit Experten sowie interessierten und teils auch betroffenen Jugendlichen entwickeln sie Lehrmaterial, mit dem sich Eltern und Lehrer online weiterbilden können. Dies soll dabei helfen, psychische Krankheiten so früh wie möglich zu erkennen und die Jugendlichen richtig ansprechen zu können, um einen möglichen Suizid zu verhindern. Die 17-jährige Kaya ist eine der Ehrenamtlichen bei Tomoni: "Ich bin selbst betroffen und froh, dass ich all den Scheiß, den ich erlebt habe, hier in etwas Positives umwandeln kann."

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    Die Lehrkräfte und Eltern seien vor allem dankbar, so Alix Puhl. Viele würden zum ersten Mal erkennen, warum ein Schüler sich so "merkwürdig" verhalte. So könnten sie inzwischen zum Beispiel auch Panikattacken erkennen und besser auf die Jugendlichen zugehen, erzählt die Gründerin des Start-ups.

    Emils Tod änderte ihr ganzes Leben

    Oliver Puhl hängte nach Emils Tod seinen Job als Investmentbanker an den Nagel und arbeitet inzwischen hauptberuflich mit seiner Frau für das gemeinnützige Unternehmen Tomoni, das durch Stiftungen und Spenden finanziert wird. Wenn sie schon für Emil nichts tun könnten, so hofft Alix Puhl, zumindest vielen anderen gefährdeten jungen Menschen eine Hilfe zu sein. "Vielleicht war das ja Emils Botschaft, dass wir uns kümmern sollen", sagt Oliver Puhl. Und das machen Alix und Oliver Puhl voller Herzblut.

    Hilfe bei Suizidgedanken





    Saskia Schüring ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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    Quelle: ZDF

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