Speiseröhrenkrebs - was sind die ersten Symptome?

    Unbemerkte Gefahr:Speiseröhrenkrebs erkennen und behandeln

    von Corinna Klee
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    Speiseröhrenkrebs nimmt weltweit zu - auch in Deutschland. Oft bleibt er lange unbemerkt. Dabei steigen die Heilungschancen erheblich, je früher er erkannt wird.

    Eine 3D-animierte Illustration von Speiseröhrenkrebs.
    Speiseröhrenkrebs ist tückisch, weil er meist erst spät Symptome verursacht. Dabei hängt die Heilung davon ab, in welchem Stadium er erkannt wird.
    Quelle: Imago / Panthermedia

    Bei Speiseröhrenkrebs verändern sich die Zellen der Schleimhaut in der Speiseröhre. Das Problem: Nur etwa jeden dritten Tumor entdecken Ärzte in einem frühen Stadium. Bei vielen Betroffenen verursacht er nämlich erst dann Beschwerden, wenn die Erkrankung fortgeschritten ist.
    Schluckstörungen können ebenso ein Warnsignal sein wie Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Erbrechen. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. In Deutschland gibt es kein Angebot zur Früherkennung.
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    Verschiedene Formen von Speiseröhrenkrebs

    Man unterscheidet zwei Arten des Speiseröhrenkarzinoms: das Plattenepithelkarzinom und das Adenokarzinom. Ein Plattenepithelkarzinom entsteht aus den Epithelzellen, den flachen Zellen in der obersten Schicht der Schleimhaut, die in der gesamten Speiseröhre zu finden sind. Das Adenokarzinom bildet sich aus den Drüsenzellen der Schleimhaut, die sich am unteren Ende der Speiseröhre befinden.

    Je früher Speiseröhrenkrebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungs- und Überlebenschancen. Diagnostiziert wird er durch eine Spiegelung der Speiseröhre mit einem Endoskop sowie Ultraschall, Röntgenkontrastuntersuchung und Computertomografie.

    Wichtig bei der Diagnose sind Fragen wie: Welches Karzinom ist es? Wo genau sitzt es? Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten und gibt es Metastasen? Wenn alle Ergebnisse vorliegen, wird gemeinsam mit den Ärzten die individuelle Behandlung geplant, bei der auch der Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigt wird.

    Risikofaktoren begünstigen Speiseröhrenkrebs

    Noch vor sechzig Jahren gab es fast ausschließlich Plattenepithelkarzinome. Die Ursache: meist Rauchen und ein erhöhter Alkoholkonsum. Adenokarzinome kamen praktisch gar nicht vor. Heute seien Adenokarzinome schon bei der Hälfte aller Speiseröhrenkrebse in Europa und den USA vertreten, erklärt Jörg Albert, Gastroenterologe am Klinikum Stuttgart.

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    Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung des Adenokarzinoms ist neben Übergewicht ein Reflux, der anhaltende Rückfluss von Magen- und Gallensäure in die Speiseröhre, was meist mit Sodbrennen einhergeht. Dadurch, so Albert weiter, verändere sich die Schleimhaut über die Jahre krankhaft. Es entstehe ein sogenannter Barrett-Ösophagus.

    Auf dieser veränderten Schleimhaut können zunächst Krebsvorstufen und dann Krebs entstehen. Das passiert bei etwa drei Prozent aller Patienten mit Barrett-Ösophagus.

    Prof. Dr. Jörg Albert, Gastroenterologe, Klinikum Stuttgart

    Alkohol und Nikotin sind die wichtigsten Risikofaktoren für Speiseröhrenkrebs, insbesondere in Kombination. Durch den Verzicht wird das Krebsrisiko deutlich gesenkt - auch für Speiseröhrenkrebs.

    Daneben spielen Lebensstil und Ernährung eine große Rolle. Vor allem gilt: Übergewicht, Sodbrennen und einen hohen Fettkonsum vermeiden. Stattdessen sollte man sich ausgewogen mit frischen Nahrungsmitteln mit viel Obst und Gemüse ernähren.

    Ist man an einem Barrett-Ösophagus erkrankt, sollte man regelmäßige Spiegelungen des Magens und der Speiseröhre vornehmen lassen.
    Speiseröhrenkrebs kann auch ohne Risikofaktoren auftreten. Beschwerden sollte man deswegen ernst nehmen und im Zweifel abklären lassen.

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    Wann Speisenröhrenkrebs operiert werden muss

    Wird der Tumor früh erkannt, befindet er sich womöglich nur auf der Oberfläche der Speiseröhrenschleimhaut und ist noch nicht tiefer in das Gewebe eingedrungen. Dann kann man ihn unter Erhalt der Speiseröhre mit einem kleinen Eingriff endoskopisch entfernen.
    Ab einer gewissen Tiefe des Karzinoms müsse man aber davon ausgehen, dass die Patienten Lymphknotenmetastasen haben, erklärt Chirurg Jörg Könermann. Dann sei eine Operation unumgänglich.

    Wenn man nur lokal abtragen würde, würde man die Lymphknotenmetastasen im Bauchraum oder im Brustkorb lassen. Damit würde sich die Prognose des Patienten erheblich verschlechtern.

    Prof. Dr. Jörg Könermann, Chirurg, Klinikum Stuttgart

    Ziel der Operation ist es, den Tumor und umliegendes Gewebe komplett zu entfernen. Dabei wird die Speiseröhre ganz oder teilweise entnommen und die umgebenden Lymphknoten entfernt. Der Magen wird zu einem Schlauchmagen geformt und mit dem oberen Anteil der Speiseröhre verbunden.
    Sind Metastasen vorhanden, wird vor der Operation zunächst eine Chemotherapie oder eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie durchgeführt.

    Zunächst schließt sich eine Reha an, in der die Patienten nach dem schweren Eingriff wieder zu Kräften kommen. Aufgrund der Magenverkleinerung können sie nur noch kleinere Portionen essen. Um das Gewicht zu halten und den Kalorienbedarf zu decken, sollten täglich mehrere Mahlzeiten eingenommen werden, zum Beispiel sechs Mahlzeiten statt drei.

    Viele Lebensmittel wie Rohkost oder Hülsenfrüchte, Scharfes oder Saures, müssen Betroffene zunächst meiden. Ein Diätassistent hilft dabei, die neue Ernährung in den Alltag zu integrieren. Wichtig ist die regelmäßige endoskopische Nachkontrolle.

    Barrett-Schleimhaut kann entfernt werden

    Bei der Operation wird der untere Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre entfernt, sodass Magensäure in die Speiseröhre fließen kann. In der Regel werden dauerhaft säureblockierende Medikamente eingesetzt. Trotzdem kann sich erneut eine veränderte Schleimhaut bilden. Dann gibt es eine weitere Therapiemöglichkeit: das Veröden.

    Bei Patienten, die einmal Krebs hatten, sollte man unbedingt die gesamte Barrett-Schleimhaut veröden und sie so zu einer normalen Schleimhaut umwandeln.

    Prof. Dr. Jörg Albert, Gastroenterologe am Klinikum Stuttgart

    Das macht man aber nicht vorsorglich bei allen Patienten mit Barrett-Ösophagus. Wichtig ist, dass Patienten mit dieser Diagnose regelmäßig zur Endoskopie gehen, um ein Karzinom früh zu entdecken.

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