Schönheits-OP im Ausland: Wie man Ärztepfusch vermeidet
Tipps bei Eingriffen im Ausland:Damit die Schönheits-OP nicht schief geht
von Arta Ramadani
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Schönheitsoperationen boomen, auch im Ausland. Ob Türkei, Polen, Tschechien: Die OPs sind viel günstiger als in Deutschland. Wie sich Patienten vor hohen Kosten schützen können.
Wichtig bei Schönheits-OPs im In- und Ausland sei, dass der Arzt über die Bezeichnung "Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie" verfüge, so Juristin Susanne Punsmann. (Symbolfoto)
Quelle: Imago
Gülay hat sich in der Türkei ihr Gesäß und die Oberschenkel straffen lassen. Zwei Tage nach der OP sind ihr die Nähte aufgegangen. Es lief Flüssigkeit aus ihrem Körper. Vier Tage später hatte sie an den operierten Stellen offene Wunden:
Ich hatte schlimme Schmerzen, aber schlimmer als die Schmerzen war die Angst. Ich hatte Angst und war verzweifelt.
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Gülay, möchte nach misslungener Schönheits-OP anonym bleiben
OP sogar im Hotelzimmer
"Der Arzt wurde mir von Bekannten empfohlen. Alles klang zunächst einmal normal. Wir hatten Kontakt via WhatsApp und SMS", sagtGülay. Dass sie an einen Pfuscher geraten ist, der sie fast verstümmelt, ahnt Gülay erst nach und nach.
Zum Beispiel, als er ihre offenen Wunden immer wieder näht, am Tag ihrer Abreise sogar im Hotelzimmer: "Es war eine OP im Hotelzimmer. Er hat es ein bisschen betäubt, aber nicht überall", erinnert sich Gülay.
Ich habe mich festgekrallt, die Zähne zusammengebissen und gehofft, dass jeder Stich der letzte war.
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Gülay
Arzt in der Türkei will nur Bargeld
Am Ende wollte ihr der Arzt auch keine Rechnung ausstellen, hat bar abkassiert. Jetzt merkt Gülay, hier geht es nicht mit rechten Dingen zu. Halbbetäubt und mit Schmerzen fliegt sie nach Deutschland zurück
Die Türkei ist ein beliebtes Ziel für Schönheitsoperationen. Kein anderes Land in Europa hat so einen hohen Anteil an ausländischen Patienten. Die Eingriffe dort sind im Schnitt 30 bis 50 Prozent günstiger, sagt Susanne Punsmann, Fachanwältin für Versicherungsrecht bei der Verbraucherzentrale NRW.
Eine misslungene OP im Ausland kann teuer werden
Gülays OP ist inzwischen ein Jahr her. Für alle weiteren Arztbesuche in Deutschland und die Folgen muss sie die Kosten selbst tragen. Aus den geplanten 5.000 Euro an Kosten sind so inzwischen 8.000 Euro geworden.
Derzeit prüft die Krankenkasse ihren Fall. Gülay hofft, dass sie eine OP erstattet bekommt, die ihre Schmerzen lindert.
"Es kann sein, dass die Krankenkasse die Kosten für diese OP übernimmt, es kann aber auch sein, dass Gülay eine Selbstbeteiligung bezahlen muss", erklärt Susanne Punsmann, Fachanwältin für Versicherungsrecht bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Was und in welcher Höhe sie die Kosten tragen muss, ist eine Einzelfallentscheidung.
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Dr. Susanne Punsmann, Fachanwältin für Versicherungsrecht, Verbraucherzentrale NRW
Wann die Krankenkasse zahlt und wann nicht
Treten nach einem medizinisch nicht notwendigen Eingriff im Ausland Komplikationen auf, die eine weitere ärztliche Behandlung in Deutschland erfordern, dann:
prüft die Krankenkasse jeden Fall einzeln und es gibt keine pauschale Regelung.
hat die gesetzliche Krankenkasse die Versicherten in angemessener Höhe an den Kosten zu beteiligen.
kann die Krankenkasse das Krankengeld für die Dauer dieser Behandlung versagen oder zurückfordern.
Diese Regelungen gelten laut Susanne Punsmann nicht nur bei Schönheitsoperationen im Ausland, sondern bei allen Behandlungen, die nicht aus medizinischen Gründen notwendig sind. Sie gelten zum Beispiel auch für Piercings und Tätowierungen.
Wie man sich gegen Kostenfallen absichern kann
Eine Folgekostenversicherung kann Kosten abdecken, die nach einer Schönheitsoperation im Ausland aufgetreten sind. Oftmals bieten die Kliniken selbst diese Versicherung an. Die Kosten sind abhängig von dem, was geleistet wird, so Punsmann. Von 69 Euro pro Jahr bis hin zu 250 Euro im Monat reichen die Kosten für einen solchen Versicherungsschutz. Je nachdem, was für ein Eingriff erfolgen soll, und wie lange man die Versicherung benötigt.
Man sollte auf die Facharztbezeichnung "Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie" achten. Sie steht für eine international anerkannte, mehrjährige Facharztausbildung. Die Bezeichnung "Schönheitschirurg" ist kein geschützter Begriff.
Seriöse Kliniken tragen das europäische ISO-Zeichen (International Standardisation Organisation), das auf eine regelmäßige Kontrolle der Qualitätsstandards hinweist.
Ärzte und Kliniken im Ausland sollten darum bemüht sein, die Sprache des Patienten zu sprechen, oder es darf ein Dolmetscher hinzugezogen werden.
Patienten sollten verständlich und am besten mit schriftlicher Dokumentation aufgeklärt werden, zum Beispiel über das verwendete Material bei Brustimplantaten.
Einige seriöse Ärzte und Kliniken arbeiten mit Kooperationspartnern in Deutschland zusammen, die die Nachbehandlung übernehmen. Damit spart man weitere Reisekosten.
Kliniken, die nichts zu verbergen haben, bieten eine Folgekostenversicherung an, falls nach der OP etwas schief läuft.
Keine Statistiken zu misslungen Schönheitseingriffen im Ausland
Wie oft bei Schönheitseingriffen im Ausland gepfuscht wird, lässt sich nicht pauschal sagen. Es würden kaum Statistiken dazu erhoben, so Susanne Punsmann.
Es lasse sich nicht pauschal sagen, dass ein Patient in der Türkei schlechter aufgehoben ist als in der EU (Polen und Tschechien), erläutert die Expertin. Gute, qualifizierte Ärzte gebe es auch in der Türkei. Wichtig sei, dass der Arzt über die Bezeichnung "Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie" verfügt und die Klinik nach europäischen Standards zertifiziert ist, so Susanne Punsmann.
Arta Ramadani ist Redakteurin der werktäglichen ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
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