Rauchprävention an Schulen: Gegen Vapes, E-Zigarette und Co.

    E-Zigaretten, Vapes und Co:Rauchprävention: Konfrontation im Klassenraum

    Carsten Behrendt
    von Carsten Behrendt
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    Ob E-Zigaretten oder Vapes. Immer mehr Kinder und Jugendliche rauchen. An Schulen wird gegen den frühen Konsum gekämpft. Wie ein Nein zur Zigarette funktionieren kann.

    Rauchprävention an Schulen
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    "Würdet Ihr in diesen Apfel beißen?", fragt Valentin Vecera in den Klassenraum. Auf die digitale Tafel hat er das Bild einer perfekt aussehenden Frucht projiziert - Marke "Zum Reinbeißen". Einen Klick weiter zeigt er das Innere des Apfels: alles verschimmelt und verfault.
    "Genau so ist das auch mit E-Zigaretten und Vapes", fährt Vecera fort. Von außen sehen sie bunt und verlockend aus, aber innen stecke billiges Plastik, Drähte und jede Menge chemischer Substanzen, die dem Körper schaden und abhängig machen.

    Dampfen statt Rauchen
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    mit Video

    Schon Zehnjährige berichten von Raucherfahrungen

    Valentin Vecera und seine Kollegin Julia Stahl sind zwei Schulstunden lang zu Besuch an der Anne Frank Schule in Berlin. Ihr Projekt "nachvorn" soll Kinder über die Gefahren und Folgen des Rauchens aufklären und ihnen beibringen, Nein zu sagen, wenn im Freundeskreis die ersten Glimmstängel oder E-Zigaretten kreisen.
    Das neue Programm richtet sich an Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren. In einigen ihrer Workshops hätten die Kinder schon in diesem Alter von Raucherfahrungen berichtet: "Auch, wenn man das erstmal nicht so denkt. Aber das ist tatsächlich schon das Alter, wo die damit anfangen", sagt Julia Stahl.
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    Wachsende Beliebtheit von E-Zigaretten und Vapes

    Während die Zahl der Raucher nach jüngsten Erhebungen der Vereinten Nationen weltweit sinkt, greifen Jugendliche in Deutschland wieder mehr zu Zigarette und Co. Von 2021 auf 2022 habe sich der Anteil der Raucher bei den 14- bis 17-jährigen von 8,7 auf 15,9 Prozent fast verdoppelt, sagt die DEBRA-Studie der Universität Düsseldorf.
    Der DAK-Präventionsradar zeigt insbesondere die wachsende Beliebtheit von E-Zigaretten und Vapes: 2023 gab jedes vierte befragte Kind zwischen neun und 17 Jahren an, schon mindestens einmal eine E-Zigarette geraucht zu haben.
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    Kinder mit den Folgen vom Rauchen konfrontieren

    Im Workshop zeigen Vecera und Stahl ein Bild mit zwei gezeichneten Flugzeugen. "Da passen etwa 400 Menschen rein", erklärt Valentin Vecera, "so viele, wie in Deutschland jeden Tag an den Folgen des Rauchens sterben." Kindgerecht, aber ohne Umschweife werden die Kinder mit den Folgen des Rauchens konfrontiert.


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    Keine harmlosen Rauchalternativen für Kinder

    Stahl zündet im Klassenraum eine Zigarette an, die in einem Glaskolben steckt. Der Glaskolben stellt die Lunge dar, ein Wattebausch darin das Lungengewebe. Schon nach einer halben Zigarette ist ein schwarzer Fleck auf der Watte, der Bausch gelb eingefärbt.

    Jede Rauchmenge schadet Eurem Körper.

    Julia Stahl, Projekt "nachvorn" der Berliner Charité

    Stahl bezieht das ausdrücklich auch auf E-Zigaretten und Vapes. Für das süßlich fruchtige Raucherlebnis seien bis zu 15.000 künstliche Stoffe verantwortlich, von denen einige auch in Insektensprays und Nagellackentfernern wiederzufinden sind.
    Weniger Risiko bedeuten die elektrischen Rauchprodukte bestenfalls als Ersatz für starke Zigarettenraucher, die mit dem Umstieg ihr Krebsrisiko senken könnten. Als harmlose Rauchvariante für Kinder aber taugen sie nicht.

    Nein zur Zigarette? Rollenspiele sollen Kindern helfen

    Das Projekt der Berliner Charité wird von Influencern und einigen Schauspielern unterstützt, die den Kindern auf den Weg geben, dass Rauchen uncool ist. Im Rollenspiel geht es dann darum, das Gelernte anzuwenden und Nein zu sagen: Zwei vermeintliche Raucher treffen auf einen Nichtraucher. Schon im Spiel merken die Kinder, wie schnell der Druck steigt und wie schwer es ist, den Freunden den Rücken zuzukehren und wegzugehen, wenn man mit Argumenten nicht weiterkommt.
    Ein Elfjähriger berichtet, dass er genau das schon mit ein paar Nachbarjungs erlebt habe. Sie hätten ihm Schläge angedroht, wenn er nicht mit ihnen eine Vape paffe: "Die waren 13 und voll krass drauf. Aber ich habe Nein gesagt", erzählt er.
    Genau das bestärkt Stahl und Vecera von der Charité darin, mit dieser Altersgruppe zu arbeiten und das Angebot nach und nach auf möglichst viele Berliner Schulen auszuweiten.
    Carsten Behrendt ist Reporter im ZDF-Landesstudio Berlin

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