Schutz fürs Ohr: Welche Ohrstöpsel gegen Lärm helfen
Schutz vor Schwerhörigkeit:Welche Ohrstöpsel gegen Lärm helfen
von Julia Zipfel
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Gehörschutz gibt es in verschiedenen Ausführungen. Auch Ohrstöpsel versprechen wirksamen Schutz gegen Lärm. Tipps, wie sich damit bleibende Hörschäden verhindern lassen.
Welche schützen am besten vor hoher Lärmbelastung?26.04.2023 | 5:22 min
Ob Straßenverkehr, Konzerte, Partys, oder auch bei der Arbeit - viele Menschen sind in Alltag und Freizeit regelmäßig Lärm ausgesetzt. Das kann schlimmstenfalls zu dauerhaften Schäden des Gehörs führen.
Ohrstöpsel können das verhindern. Sie sind in Drogerien, Apotheken und bei Hörakustikern erhältlich und kosten, je nach Anspruch und Modell, zwischen fünf und 100 Euro.
Dauerschallpegel ab 60 Dezibel wirkt belastend
Ab einer Lautstärke von 80 Dezibel (dB) an einem Arbeitsplatz muss Beschäftigten ein Gehörschutz zur Verfügung stehen. Ab 85 Dezibel muss er zwingend benutzt werden. Arbeitsmediziner Mathias Umlauf weiß, dass Lärm aber auch schon in geringeren Dezibel-Bereichen gefährliche Auswirkungen hat:
Dieser Wert werde beispielsweise in einem Call Center schnell erreicht, erläutert Umlauf, "wenn viele Menschen in einem kleinen Raum telefonieren, der nicht mit schallschluckenden Möbeln, Wänden oder Teppichen ausgestattet ist".
Quelle: biha/bundesinnung der hoerakustiker kdoer/obs
Bei einer Lärmschwerhörigkeit oder auch Schallempfindungsschwerhörigkeit werden die empfindlichen Haarsinneszellen im Innenohr unumkehrbar geschädigt. Ursache dafür ist eine hochgradige, chronische Lärmeinwirkung. In der Folge kommt es zu einer dauerhaften Funktionsstörung des Gehörs. Man unterscheidet zwischen akuter und chronischer Lärmschwerhörigkeit:
Zu einer akuten Lärmschwerhörigkeit kommt es unmittelbar nach einer starken Lärmbelastung, zum Beispiel nach einem sehr lauten Rockkonzert oder Knalltrauma. Die Hörstörung kann nach Discobesuchen oder Konzerten auftreten und Minuten bis Stunden anhalten. Ist das Gehör von extremer Lautstärke über 150 Dezibel, zum Beispiel durch ein Knall- bzw. Lärmtrauma betroffen, sind die Folgen oft über Tage, Wochen oder Monate bemerkbar in Form einer in der Regel leichten bis mäßigen Beeinträchtigung des Hörvermögens.
Eine chronische Lärmschwerhörigkeit entwickelt sich über einen längeren Zeitraum bei anhaltend hoher Lärmbelastung. Zuerst hören Betroffene nur hohe Töne schlechter, dann weitet sich die Hörminderung bzw. der Hörverlust aus auf andere Frequenzen. Hintergrundgeräusche werden nicht mehr wahrgenommen, die Stimmen verschiedener Personen können im Gespräch nicht mehr unterschieden werden. Das Gehör regeneriert sich in der Regel nicht mehr, sondern ist unwiederbringlich geschädigt.
Laut WHO sind besonders junge Menschen lärmgefährdet, vor allem durch Disco- und Konzertbesuche sowie langes, lautes Musikhören. Die Folgen reichen von Tinnitus bis zu bleibenden Hörschäden.
Ab wann ist mit einem Hörschaden oder einer Schwerhörigkeit zu rechnen? Wie definiert man Schall und Lärm überhaupt? Am internationalen Tag gegen Lärm erläutert Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht die Risiken von hoher Lärmbelastung.26.04.2023 | 6:10 min
Erste Anzeichen: Umgebungslärm erschwert das Hören
Auch bei Sportveranstaltungen oder beim Heimwerken kann man hörschädigendem Lärm ausgesetzt sein. Erste Anzeichen für eine Lärmschwerhörigkeit sind, dass Betroffene Gesprächen bei Umgebungslärm nicht mehr gut folgen können.
Ist das Gehör erst einmal geschädigt, sei der Schaden dauerhaft, erklärt Arbeitsmediziner Umlauf. Entweder bleibe das Gehör auf diesem Niveau oder es verschlechtere sich weiter. "Besser wird es nie wieder."
Zweck entscheidet über Art des Gehörschutzes
Es gibt verschiedene Arten von Gehörschutz:
Ein Kapselgehörschutz wird auf die Ohren gesetzt und bietet eine hohe Schalldämmung. Er kann aber auch verhindern, dass wichtige Umgebungsgeräusche wie Warnrufe oder Sirenen wahrgenommen werden. Der Kapselgehörschutz dämmt vor allem im Tieftonbereich und ist für längere Tragezeiten geeignet.
Ein Gehörschutz mit Filter lässt verschiedene Frequenzen durch oder dämpft den Lärm gleichmäßig, ohne den Ton zu verfälschen. Vorteile: Das Ohr wird belüftet, damit sich keine Feuchtigkeit im Gehörgang sammelt, was auf Dauer zu Infektionen führen kann. Bestimmte, schädliche Tonlagen werden gedämmt, harmlose bleiben hörbar.
Vom Hörgeräteakustiker passgenau angefertigt werden sogenannte Gehörschutz-Otoplastiken. Sie können je nach Lärmumgebung mit unterschiedlichen Filtern ausgestattet sein und werden im Ohr, also "in ear" getragen. Durch ihre exakte Passform bieten sie einen besonders effektiven Schutz. Bei einigen Modellen können die Filter ausgetauscht werden, damit eine Anpassung an unterschiedliche Lärmsituationen möglich ist.
Gehörschutzstöpsel sind vorgefertigte Ohrstöpsel, die in das Ohr eingesetzt werden. Auch hier gibt es Optionen mit Filter für unterschiedliche Situationen: zur Dämmung von Hintergrundgeräuschen, zum Beispiel im Büro oder in der Kneipe. Stärkere Filterstöpsel dämmen den Lärm gleichmäßig ohne die Klangqualität zu beeinträchtigen und eignen sich für Konzerte und Partys. Filterstöpsel sollten nach jedem Gebrauch gereinigt werden.
Einfache Schaumstoffstöpsel verschließen den Gehörgang vollständig und haben eine relativ gute Dämmwirkung. Sie eignen sich zum Beispiel beim Heimwerken oder zum Schlafen in lauter Umgebung. Solche Standardstöpsel sind nicht wiederverwendbar. Sie passen sich dem Gehörgang nicht optimal an. Dadurch bleiben sie meist nicht lange in der gewünschten Position. Bei längerem Tragen kann sich Flüssigkeit und Wärme unter dem Schaumstoffstöpsel sammeln, was das Risiko für Infektionen im Ohr erhöht.
Vorgefertigten Gehörschutz gibt es entweder als Außenkopfhörer mit verstellbarem Bügel oder als In-Ear-Variante. Letztere wird meist mit mehreren, austauschbaren Aufsätzen geliefert, damit sie möglichst vielen Ohrmuschelformen und Gehörganggrößen Schutz bieten.
Individuell angepasster Gehörschutz wird auf die Lärmsituation abgestimmt. Er wird durch einen Abdruck der Ohrmuschel gefertigt und bietet eine hundertprozentige Passform und Dämmwirkung. Er bietet keine vollständige akustische Abschirmung, sondern unterdrückt hohe Schallpegel. Der Träger nimmt weiterhin Umgebungsgeräusche und Warnsignale wahr.
Expertenrat: Laute Situationen nur mit Gehörschutz
Angesichts des Risikos lohnt es sich, in Lärmsituationen einen geeigneten Gehörschutz zu tragen. "Dem Gehör ist egal, woher der Lärm kommt." so Arbeitsmediziner Umlauf. Er rät:
Neuere Modelle sind fast unsichtbar, so dass andere oft gar nicht bemerken, dass man einen Gehörschutz trägt.
Eine junge Frau wird durch eine Erkrankung auf einem Ohr nahezu taub. Eines ihrer Gehörknöchelchen bewegt sich nicht mehr. Wie eine Mini-Prothese ihr hilft, wieder normal zu hören.