Ohrenschmalz: Was Geruch, Konsistenz und Farbe verraten

Beim bloßen Anblick der meist gelb-bräunlichen Masse im Ohr empfinden einige Ekel und Unbehagen. Doch Ohrenschmalz, auch Cerumen genannt, ist viel mehr als ein lästiges Übel. Es erfüllt eine wichtige Schutzfunktion und sorgt dafür, dass Schmutz und Wasser durch eine Säurebarriere abgewiesen werden.

Außerdem enthält es Stoffe, die Bakterien bekämpfen und Insekten fernhalten. Entstehen kleine Verletzungen in der Gehörgangshaut - zum Beispiel durch übermäßiges Reinigen oder Spülen - können Krankheitserreger in das Ohr eindringen.

Ohrenschmalz besteht aus Drüsensekret, Schmutz und Hautschuppen und kann verschiedene Farben, Formen und Gerüche annehmen. Beim Essen sorgt die Bewegung des Kiefers dafür, dass das Ohrenschmalz im Gehörgang nach außen gedrückt wird.

Da Schmutz, abgestorbene Hautpartikel und Härchen am Ohrenschmalz hängenbleiben, werden sie auf natürliche Weise aus dem Ohr heraustransportiert.

Die Konsistenz und der Geruch des Ohrensekrets verraten, wie es um die Gesundheit - nicht nur in den Ohren - steht, so HNO-Arzt Junge-Hülsing. Ohrenschmalz ist geruchlos. Aber: "Wenn es sehr stark und abstoßend stinkt, dann ist es oft eine bakterielle Entzündung." Es könne in sehr seltenen Fällen eine chronische Knocheneiterung sein. Das rieche dann wie eine Mischung aus süßlicher Bakterienfäulnis und Leichengeruch. "Das sollte man dann von einem HNO-Arzt nachschauen lassen", rät Hüsing.

Bei Patienten, "die unter Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Psoriasis leiden, ist das Ohrenschmalz oftmals trocken und schuppiger", so der Mediziner.

Auch die Färbung des Ohrenschmalzes - von weiß bis dunkel oder schwarz - kann Hinweise auf Entzündungen oder Verletzungen geben.

Bei gräulichem Schmalz sei der Gehörgang häufig trocken und es habe sich oftmals Staub im Ohr abgelagert, so HNO-Arzt Christoph Arens. Rotes Ohrenschmalz deutet auf "eine Verletzung hin und tut in der Regel weh. Es kann aber auch eine Unterblutung der Gehörgangshaut sein", erklärt Arens.

Laut Christoph Arens kann bei jeder Farbe in sehr seltenen Fällen eine Infektion vorliegen. Bei einer Schwarzfärbung kann zum Beispiel eine seltene Pilzerkrankung die Ursache sein. Die Farben liefern nur einen Hinweis darauf, dass ein Problem zugrunde liegen könnte. Zur Abklärung und Behandlung sollte man immer einen Arzt aufsuchen.

Eine vermehrte Ohrenschmalzproduktion tritt oft nach einem Infekt oder einer Erkältung auf. Der häufige Einsatz von Wattestäbchen, In-Ohr-Kopfhörern, Ohrstöpseln oder Hörgeräten kann dazu führen, dass das Körpersekret im Inneren der Gehörgänge zusammengedrückt wird. Die Selbstreinigung wird dadurch gestört und es bildet sich ein Pfropf. Dieser sollte ärztlich entfernt werden. Grundsätzlich gilt jedoch: Besser zu viel als zu wenig Ohrenschmalz.

Auch in den Sommermonaten produziert der Körper vermehrt Ohrenschmalz. Denjenigen, die zu mehr Ohrenschmalz neigen, rät HNO-Arzt Junge-Hülsing vor dem Badeurlaub die Ohren beim Arzt säubern zu lassen, "damit sie keine Badeotitis im Urlaub bekommen. Dann quillt bei manchen das Ohrenschmalz auf", was sehr schmerzhaft sein kann.