Oberschenkelhalsbruch im Alter: Symptome, OP, Spätfolgen

    Oberschenkelhalsbruch:Nach dem Sturz wieder auf die Beine kommen

    von Anja Braunwarth
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    Vor allem bei älteren Menschen ist er sehr gefürchtet: ein Oberschenkelhalsbruch. Tatsächlich ist die Fraktur gefährlich und schnelles Handeln besonders wichtig. Ein Überblick.

    Oberschenkelhalsbruch
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    Über den Teppich gestolpert und hingefallen oder im Winter auf der glatten Straße ausgerutscht und gestürzt: Der Bruch vom Schenkelhals des Oberschenkelknochens ist die häufigste Fraktur in Deutschland. Etwa 120 bis 150 von 100.000 Menschen erleiden ihn jedes Jahr. Bei den über 65-Jährigen sind es 650 bis 900 von 100.000 Personen.
    Weil die Zahl älterer Menschen aufgrund des demografischen Wandels wächst, gehen Experten davon aus, dass auch die Zahl dieser Brüche weiter steigen wird. Denn Oberschenkelhalsfrakturen entstehen vorwiegend aufgrund einer Osteoporose, die sich meist erst in höherem Alter entwickelt. Nur etwa fünf Prozent aller Patienten mit Schenkelhalsfrakturen sind jünger als 50 Jahre.
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    Kleiner Sturz, große Wirkung

    Bei älteren Menschen mit osteoporotischen Knochen genügt für einen Bruch vom Schenkelhals schon ein Sturz aus niedriger Höhe, zum Beispiel aus dem Bett. Bei Jüngeren bedarf es dagegen einer größeren Gewalteinwirkung, zum Beispiel ein Sturz aus großer Höhe.
    Mediale Schenkelhalsfrakturen liegen näher am Oberschenkelkopf und innerhalb der Hüftgelenkkapsel. Sie werden von lateralen unterschieden, die weiter seitlich außerhalb der Kapsel verlaufen. Mediale Frakturen sind weitaus häufiger, laterale machen nur etwa fünf Prozent aus.

    Der Oberschenkelhals, kurz Schenkelhals, verbindet den langen Oberschenkelschaft mit dem Oberschenkelkopf, auch Hüftkopf genannt. Dieser Kopf wiederum bildet das Hüftgelenk zusammen mit der Hüftpfanne, die Teil des Beckens ist.

    Die Grenze vom Schenkelhals zum Schaft markieren ein großer und ein kleiner sogenannter Rollhügel. Auch in diesem Bereich kommt es bei Stürzen häufig zu Frakturen. Etwa die Hälfte aller hüftnahen Brüche entfällt auf den Schenkelhals, die andere Hälfte auf die Region der Rollhügel.

    Woran ein Oberschenkelhalsbruch zu erkennen ist

    Patienten mit einer Schenkelhalsfraktur leiden unter starken Schmerzen und können in der Regel das Bein nicht mehr belasten. Bei medialen Frakturen sieht man oft eine klassische Fehlstellung: Das betroffene Bein ist nach außen verdreht und verkürzt. Im Röntgenbild lässt sich die Art der Fraktur meist gut erkennen. Im Zweifel wird ergänzend eine Computertomographie durchgeführt.

    Oberschenkelhalsfrakturen sind lebensbedrohliche Verletzungen

    Eine Oberschenkelhalsfraktur ist nach wie vor eine sehr gefährliche Verletzung, betont Unfallchirurg Michael Schneider.

    Der Oberschenkelhalsbruch oder die Frakturen in dieser Region sind Notfälle, die auch entsprechende Komplikationen mit sich bringen können.

    Dr. Michael Schneider, Unfallchirurg, St. Josefs-Hospital Wiesbaden

    Innerhalb der ersten dreißig Tage nach dem Bruch sterben etwa zehn Prozent der Patienten durch Komplikationen wie Thrombosen oder Lungenentzündungen. Etwa ein Viertel überlebt das erste Jahr nach dem Unfall nicht und zwanzig Prozent bleiben bettlägerig oder sind schwer pflegebedürftig. Umso wichtiger ist die Vorbeugung von Stürzen im Alter.

    Älteren Menschen sind vorbeugende Maßnahmen gegen Stürze zu empfehlen. Das gilt vor allem bei einer bestehenden Osteoporose. Zunächst sollten im häuslichen Umfeld Stolperfallen wie lose Teppiche entfernt werden. Festes Schuhwerk und angepasste Sehhilfen mindern das Risiko ebenfalls.

    Das Tragen von Protektoren, also Hosen mit eingenähten Polstern an den Hüften, kann bei einem Sturz vor Schenkelhalsbrüchen schützen. Durch gezielte Übungsprogramme und ein Sturztraining lassen sich Kraft, Gleichgewicht und Muskulatur stärken. Eine Osteoporose sollte zudem medikamentös behandelt werden.

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    Konservative Therapie ist die Ausnahme

    Der Hüftkopf wird durch Blutgefäße versorgt, die über die Gelenkkapsel und den Schenkelhals ziehen. Wenn er bricht, ist diese Blutzufuhr oft gestört und es besteht die Gefahr, dass der Hüftkopf abstirbt. Mediziner nennen das Hüftkopfnekrose.
    Um die Durchblutung zu sichern, muss operiert werden. Nur bei völlig glatten und stabilen Frakturen oder wenn Betroffene zum Beispiel durch Begleiterkrankungen ein sehr hohes Operationsrisiko haben, kommt eine konservative Therapie in Frage.
    Ein Chirug mit Maske und Brille schaut konzentriert mit einem Skalpell in der Hand auf ein Knie und setzt das Skalpell an.
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    Operation muss zeitnah erfolgen

    Bei gestörter Blutversorgung kann eine Hüftkopfnekrose schon nach wenigen Stunden einsetzen. Deshalb sollte eine Schenkelhalsfraktur so schnell wie möglich operiert werden, idealerweise nach höchstens 24 Stunden.
    Bei Patienten bis etwa 70 Jahre oder sehr aktiven Menschen ohne ausgeprägte Osteoporose kann die Fraktur oft mit einer Schraube stabilisiert werden. In allen anderen Fällen wird das Hüftgelenk durch eine Prothese ersetzt. Ziel ist es, die Betroffenen so schnell wie möglich zu mobilisieren.

    Je schneller wir die Patienten operieren, umso besser werden die Ergebnisse und die Überlebenschancen.

    Dr. Michael Schneider, Unfallchirurg, St. Josefs-Hospital Wiesbaden

    Nach der Operation beginnt direkt im Krankhaus die Physiotherapie. Nach etwa zwölf Tagen kommen die Patienten dann für mehrere Wochen in spezielle Rehakliniken. Bis zur vollständigen Heilung eines Schenkelhalsbruches dauert es etwa drei Monate.

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    Quelle: ZDF

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