Nussallergie: Was tun bei einer Allergie gegen Nüsse?
Allergische Reaktionen vermeiden:Was bei einer Nussallergie zu beachten ist
von Anja Braunwarth
|
Die Adventszeit stellt Menschen mit Nussallergie vor besondere Herausforderungen: Überall können die Allergene lauern, nicht nur in Plätzchen, Stollen oder Lebkuchen. Was tun?
In der Weihnachtszeit sind Nüsse sowie Plätzchen und Süßigkeiten mit Nüssen sehr beliebt. Für Nussallergiker ist besondere Vorsicht geboten.
Quelle: imago/Schöning
Kann Spuren von Nüssen enthalten: Dieser Satz auf Lebensmitteln versetzt einige Menschen in Angst und Schrecken. Denn etwa 1,4 Prozent der europäischen Bevölkerung leiden unter einer Nussallergie.
Echte Nüsse sind im botanischen Sinne zum Beispiel die Haselnuss, die Macadamianuss und die Walnuss. Erdnüsse dagegen zählen zu den Hülsenfrüchten. Unter den echten Nüssen lösen Haselnüsse am häufigsten Allergien aus.
Was primäre und sekundäre Nussallergien unterscheidet
Bei der primären Nussallergie reagieren die Betroffenen direkt auf bestimmte Eiweiße in der jeweiligen Nuss. Häufiger sind sekundäre Nussallergien, sogenannte Kreuzreaktionen. Die Patienten haben zunächst eine andere Allergie, meist gegen Baumpollen. Einige Eiweiße dieser Pollen ähneln bestimmten Nusseiweißen. So kommt es auch beim Verzehr von Nüssen zu einer allergischen Reaktion.
Handelt es sich um eine Lebensmittelallergie oder doch nur um eine Unverträglichkeit? Ernährungsexpertin Brigitte Bäuerlein erklärt die Abgrenzung.21.06.2022 | 6:16 min
Symptome bei einer Nussallergie
Der Körper reagiert vielfältig auf die Allergene, die Haut mit Juckreiz oder Ausschlägen, die Luftwege mit Problemen beim Atmen, der Magen-Darm-Trakt mit Übelkeit oder Durchfall. Auch der Kreislauf kann aus dem Lot geraten, mögliche Anzeichen dafür sind Schwindel oder Bewusstlosigkeit.
Bei primären Nussallergien sind die Symptome stärker ausgeprägt als bei sekundären Formen. Betroffene mit primärer Allergie können schon auf den Hautkontakt mit Nüssen reagieren. Im schlimmsten Fall droht ein anaphylaktischer Schock.
Der anaphylaktische Schock ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion. Der Kreislauf bricht zusammen und es besteht akute Lebensgefahr. Anzeichen dafür sind Blutdruckabfall, Herzrasen, schwere Atemnot und Bewusstlosigkeit. Ohne sofortige Therapie kommt es zum Atem- und Herzkreislaufstillstand. Das wichtigste Medikament zur Behandlung ist Adrenalin. Es muss umgehend gespritzt werden. Menschen mit bekannter schwerer Allergie sollten immer eine Fertigspritze mit Adrenalin bei sich führen. So können sie sich im Notfall das Medikament selbst in den Muskel spritzen oder Umstehende können dies übernehmen.
Bereits der kleinste Erdnusskrümel kann für die fünfjährige Jule lebensgefährlich sein. Ein Allergie-Hund hilft ihr, Spuren von Erdnüssen zu erkennen.20.06.2023 | 5:27 min
Diagnose über Haut und Blut
Erste Hinweise auf eine Nussallergie können Symptome nach dem Verzehr liefern. Zur weiteren Abklärung ist ein Pricktest möglich. Dabei werden zahlreiche verdächtige Allergene in die Haut geritzt. An den entsprechenden Stellen wird vermerkt, ob allergische Reaktionen auftreten.
Im Blut lassen sich in der Regel Antikörper gegen die Allergene feststellen. Im Zweifelsfall kommt ein Provokationstest infrage. Unter ärztlicher Aufsicht verzehren die Patienten langsam steigende Mengen des verdächtigen Nussallergens. Dann wird beobachtet, ob und wann sie allergisch reagieren. Dieser Test wird bei Nussallergikern kaum noch benötigt, weil die molekulare Diagnostik ihn weitgehend ersetzt hat.
Viele Lebensmittel können allergische Symptome auslösen. Was man über Lebensmittelallergien wissen sollte. Und warum sie nichts mit Laktose und Gluten zu tun haben.
von Christina-Maria Pfersdorf
FAQ
Molekulare Diagnostik: Nussmoleküle im Visier
Bei der molekularen Diagnostik wird das Blut auf Antikörper getestet, die sich gegen einzelne Bestandteile von Nüssen richten. Ludger Klimek, Allergologe aus Wiesbaden, erklärt den Vorteil:
Dadurch erfahren die Patienten auch, ob sie jede Spur von Nüssen meiden müssen oder geringe Mengen ohne Risiko verzehren können.
Menschen mit einer schweren Erdnussallergie leben gefährlich. Kleinste Erdnussspuren können zu einem lebensgefährlichen Schock führen. Neue Medikamente sollen die Gefahr eindämmen.
von Stephan Heise
mit Video
Nussallergie - was tun?
Für Menschen mit einer primären Nussallergie ist es das Wichtigste, die auslösende Nusssorte strikt zu meiden. Das bedeutet, genau auf Lebensmittelkennzeichnungen zu achten.
Es gibt unzählige Lebensmittel, in denen Nüsse enthalten sein können. Neben klassischen Produkten wie Schokolade, Plätzchen, Nougat oder Brotaufstrichen gehören Marzipan, Eis oder Pudding dazu. Nicht zu vergessen sind herzhafte Speisen wie Wurst, zum Beispiel Mortadella, sowie Gewürzmischungen oder Pesto. Vorsicht ist zum Beispiel auch bei manchen Kaffee- oder Likörsorten geboten.
Für manche Allergien, wie die auf Pollen oder Bienen, gibt es die Möglichkeit der Hyposensibilisierung. Dabei werden dem Körper Extrakte mit dem Allergen zugeführt, damit er sich langsam daran gewöhnt. Die Methode steht jedoch nur für die Hülsenfrucht Erdnuss zur Verfügung, für echte Nüsse noch nicht. In Studien wird dies aber erprobt und erste Ergebnisse wecken Hoffnung:
Im besten Fall könne dadurch eine allergische Reaktion ganz beseitigt werden, ergänzt Klimek. Es laufen auch Forschungen zu einer Therapie mit Biologika. Diese speziellen Antikörper sollen das Ausmaß allergischer Reaktionen dämpfen. Die aufwendig hergestellten Wirkstoffe werden voraussichtlich nur für die Behandlung von Patienten mit primärer Nussallergie infrage kommen, die im Alltag besonders stark eingeschränkt sind.
Mit Hilfe einer Blut- oder Haarprobe erfahren, welche Lebensmittel man gut oder schlecht verträgt: Das versprechen Tests aus dem Internet. Was davon zu halten ist.