Neuroborreliose: Symptome erkennen und richtig behandeln

    Infektion nach Zeckenstich:Neuroborreliose: Auf welche Symptome achten?

    von Anja Braunwarth
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    Kommt es nach einem Zeckenstich zu starken Schmerzen oder Lähmungen, könnten Borrelien schuld sein. Das sind Bakterien, die das Nervensystem befallen können. Was dann zu tun ist.

    Ein Person hält eine Zecke mit einer Pinzette in die Kamera.
    Zecken, die mit Borrelien befallen sind, können die sogenannte Lyme Borreliose übertragen. Wie man die Symptome erkennt und richtig behandelt.
    Quelle: dpa

    In Deutschland ist ungefähr ein Drittel aller Zecken mit Borrelien befallen. Aber nur etwa einer von hundert gestochenen Menschen wird infiziert. Die sogenannte Lyme Borreliose ist trotzdem die häufigste von Zecken übertragene Infektionskrankheit in Europa. Das Übertragungsrisiko steigt, je länger die Zecke am Körper sitzt und Blut saugt. Bei etwa neunzig Prozent der Infizierten entsteht nach drei oder bis zu dreißig Tagen im Bereich des Stichs eine Hautrötung, eine sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Sie hat ein blasses Zentrum und breitet sich ringförmig über Tage hinweg aus.
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    Solange es keine Impfung gegen Borreliose gibt, ist es wichtig, Zeckenstiche zu verhindern. Zecken springen nicht und fallen nicht von Bäumen. Sie sitzen höchstens einen Meter oberhalb des Bodens im Gebüsch oder auf Gräsern und werden beim Durchlaufen abgestreift. Mit diesen Tipps können Sie sich schützen:

    • Beim Aufenthalt in Wald und Wiesen langärmlige Oberteile, lange Hosen sowie geschlossene Schuhe tragen.
    • Helle Kleidung wählen, um die winzigen Zecken schneller zu entdecken.
    • Vor dem Gang ins Freie zeckenabweisende Mittel auftragen. Auch wenn sie nur vorübergehend und nicht hundertprozentig schützen.
    • Nach dem Aufenthalt im Freien immer den Körper gründlich auf Zecken absuchen. Besonders gerne sitzen sie in den Achseln, den Leisten, den Kniekehlen oder am Kopf.

    Wie Borrelien die Nerven angreifen

    Die Borreliose kann vielfältig in Erscheinung treten, zum Beispiel an der Haut, den Gelenken oder dem Herzen. Bei drei bis fünfzehn Prozent der Erkrankten betrifft die akute Infektion das Nervensystem, man spricht dann von einer Neuroborreliose. Die Bakterien setzen sich vor allem an den Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks fest. Typisch dafür sind starke, brennende Schmerzen rund um den betroffenen Bereich, vor allem nachts. Es kann aber auch zu Lähmungen im Gesicht, an Armen und Beinen, zu Hör- und Sehstörungen oder Taubheitsgefühlen kommen. Bei Kindern zeigt sich häufig eine Hirnhautentzündung mit starken Kopfschmerzen oder Lähmungen im Gesicht.
    3D-Studio, Grafik, Zecke, FSME Karte, Katja Horneffer
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    Die Symptome einer akuten Neuroborreliose treten etwa vier bis sechs Wochen nach dem Zeckenstich auf. Sehr selten, in weniger als zwei Prozent der Fälle, entwickelt sich nach Monaten bis Jahren eine chronische Neuroborreliose. Meist sind dabei Gehirn und Rückenmark entzündet. Zu den typischen Zeichen gehören dann Gang- und Blasenstörungen.

    Wie eine Neuroborreliose festgestellt wird

    Zeigen Patienten typische Symptome, erinnern sich an einen Zeckenstich oder waren viel im Freien, besteht Verdacht auf eine Neuroborreliose. Ärzte untersuchen dann das Blut und das Hirnwasser, den Liquor. Darin finden sich im Fall einer Infektion Antikörper gegen Borrelien. Allerdings geben die keinen sicheren Hinweis auf eine Neuroborreliose. Denn bei manchen Menschen sind sie noch jahrelang nach einer durchgemachten Borreliose zu finden. Das unterstreicht auch Kinderarzt Professor Tobias Tenenbaum.

    Wenn man Antikörper im Blut hat, hat man nicht zwingend eine Borreliose. Man muss auch Beschwerden haben im Sinne einer Neuroborreliose.

    Prof. Tobias Tenenbaum, Sana-Kinderklinik, Berlin-Lichtenberg

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    Sind im Hirnwasser Hinweise auf eine akute Entzündung zu finden, untermauert das die Diagnose der akuten Neuroborreliose. Ohne diesen Befund können Ärzte meist Entwarnung geben, denn ohne Entzündung sei eine Neuroberreliose nicht wahrscheinlich, konkretisiert Tobias Tenenbaum.
    Die Diagnose einer chronischen Borreliose ist schwieriger zu stellen. Hierfür stützen sich die Ärzte auf bestimmte Antikörperkonstellationen in Blut und Hirnwasser im Zusammenhang mit den Beschwerden der Patienten.

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    Eine Zecke krabbelt über den Arm eines Mannes. Archivbild

    Behandlungserfolge mit Antibiotika

    Die Therapie der Borreliose sollte so früh wie möglich mit Antibiotika erfolgen. Bei akuter Neuroborreliose läuft die Behandlung über 14 Tage, bei der chronischen Form über 14 bis 21 Tage.
    Von einer vorbeugenden Antibiotikatherapie nach Zeckenstich raten Experten ab. Denn der mögliche Nutzen wiegt die Gefahr von Nebenwirkungen wie Durchfall und Erbrechen oder von Resistenzen nicht auf.

    Impfen ist noch nicht möglich

    Eine Impfung gegen Borreliose gibt es noch nicht. Aktuelle Studien lassen darauf hoffen, dass künftig ein Impfstoff zur Verfügung steht. Ein Kandidat hat sich in bisherigen Untersuchungen als wirksam und verträglich erwiesen. Zurzeit läuft eine abschließende Studie für eine mögliche Zulassung.

    Wichtig ist es, Zecken so schnell wie möglich zu entfernen. Denn mit jeder Stunde, die eine mit Borrelien infizierte Zecke länger saugen kann, steigt das Risiko für eine Infektion. So wird man sie los:

    • Die Zecke nahe der Haut am Kopf mit einer Pinzette oder einem speziellen Instrument greifen. Dann langsam und gerade herausziehen.
    • Auf keinen Fall vorher mit Öl oder Cremes beträufeln. Das reizt Zecken und sie setzen mehr Speichel und eventuell Bakterien frei. Das Gleiche gilt für das Zerquetschen der Tiere.
    • Nach dem Entfernen die Stelle des Einstichs desinfizieren.
    • Mögliche Zeckenreste fallen in der Regel nach einiger Zeit von selbst ab. Wenn der Kopf entfernt wurde, besteht durch diese Reste kein Infektionsrisiko mehr.

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