Nesselsucht: Ursache und Behandlung von quälendem Juckreiz
Akute oder chronische Urtikaria:Nesselsucht richtig behandeln
von Bianca Koch
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Quaddeln auf der Haut und ein quälender Juckreiz? Das könnte eine Nesselsucht sein. Oft kommt sie unerwartet. Und: Sie kann jeden treffen. Was sie auslöst und was dann zu tun ist.
Melitta Busse litt jahrelang unter juckenden, brennenden Quaddeln. Erst seit der richtigen Behandlung kann sie ihr Leben wieder genießen.11.07.2024 | 4:39 min
Als hätte man Brennnesseln berührt: So beschreiben Betroffene die Symptome ihrer Nesselsucht, auch Urtikaria genannt. Dabei bilden sich stark juckende Quaddeln auf der Haut. Die Schwellungen können sehr klein, aber auch groß wie eine Handfläche sein. Meist kommen sie in Schüben und klingen auch ohne Therapie wieder ab.
Hautärzte unterscheiden zwischen akuter und chronischer Nesselsucht. Hält sie länger als sechs Wochen an, handelt es sich um die chronische Form. Etwa 20 Prozent der Bevölkerung erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Nesselsucht. Sie ist nicht ansteckend.
Auf Nickel, Duft- und Konservierungsstoffe reagieren viele Menschen mit einem juckenden Ekzem. Kontaktallergien sind die häufigste Allergieform bei Erwachsenen.
von Bianca Koch
FAQ
Juckreiz ist sehr belastend
Mit der Urtikaria kann ein Angioödem auftreten. Dabei handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung in tieferen Hautschichten, meist im Gesicht, an Händen oder Füßen. Angioödeme im Hals, die zu Atemnot führen, seien bei der Nesselsucht aber eine Rarität, sagt Thilo Jakob, Facharzt für Dermatologie am Universitätsklinikum Gießen.
Der Juckreiz ist oft das quälendste Symptom und kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Bei einer milden Verlaufsform verschwinden die Symptome innerhalb weniger Tage oder Wochen.
Eine Nesselsucht tritt immer dann auf, wenn Entzündungszellen in der Haut, die sogenannten Mastzellen, aktiviert werden. Sie bilden Botenstoffe, darunter Histamin, die ins Gewebe eindringen und dort zu den typisch juckenden Quaddeln führen.
Was genau die Zellen aktiviert, ist je nach Form der Nesselsucht unterschiedlich. Eine Urtikaria kann auch spontan, also ohne erkennbare Ursache auftreten. Stress kann ein Verstärker sein.
Infekte können akute Urtikaria auslösen
Hautärzte unterscheiden zwischen der spontanen Nesselsucht ohne äußere Auslöser und der induzierbaren Nesselsucht. Hier werden die Quaddeln durch einen bestimmten Reiz hervorgerufen. Die spontane Urtikaria wird nochmals in die akute und in die chronische Form unterteilt. Auslöser der akuten spontanen Form sind häufig Infekte im oberen Rachenbereich, erklärt der Experte.
Der Infekt würde das Immunsystem in die Irre leiten, so Jakob weiter. Ein anderer häufiger Auslöser der akuten Nesselsucht sind bestimmte Medikamente wie Schmerzmittel oder Wirkstoffe zur Behandlung von Bluthochdruck und Rheuma.
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Wie akute Nesselsucht behandelt wird
Kalte Duschen, Kühlpacks oder kühlende Umschläge und Salben lindern Juckreiz und Schwellungen. Meist ist eine symptomatische Behandlung notwendig, in der Regel mit modernen Antihistaminika. Kortison kann kurzfristig eingesetzt werden. Es wirkt entzündungshemmend, ist aufgrund der Nebenwirkungen aber nicht zur Langzeitbehandlung geeignet.
Biologika helfen bei chronischer Urtikaria
Lange habe man vermutet, dass die chronische spontane Nesselsucht durch bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst werde, sagt Dermatologe Jakob. Mittlerweile wisse man, dass es sich hier um eine Art von Autoimmunerkrankung handele, so der Hautarzt weiter.
Bei der chronischen spontanen Nesselsucht können Biologika eingesetzt werden, wenn Antihistaminika zur Behandlung nicht ausreichen. Die Betroffenen spritzen sich das Medikament alle vier Wochen selbst. Bei guter Wirksamkeit werde es nach sechs Monaten abgesetzt, um zu überprüfen, ob es zu einer Spontanheilung gekommen sei, erklärt Jakob.
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Spurensuche bei der chronischen induzierbaren Urtikaria
Bei der chronischen induzierbaren Nesselsucht, auch physikalische Urtikaria genannt, lösen äußere Reize wie Kälte, Wärme, Druck, Reibung oder Licht die Hautveränderungen aus. Bei Verdacht werden Provokationstests durchgeführt und geprüft, wie die Haut auf diese Reize reagiert.
Wer unter einer physikalischen Urtikaria leidet, sollte auslösende Faktoren meiden. Gelingt dies nicht, können Antihistaminika die Beschwerden lindern.
Schmerzmittel und Entzündungshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac können eine bestehende Urtikaria verschlimmern. Vor allem Patienten mit chronischer spontaner Nesselsucht sollten auf diese Medikamente verzichten.
Häufig hilft es ein Beschwerdetagebuch zu führen, auch damit eine Behandlung oder die Dosis unter Umständen angepasst werden kann.
Bei länger anhaltenden oder starken Beschwerden finden Betroffene Hilfe in speziellen Urtikaria-Sprechstunden. Sie werden von einigen Praxen und Hautkliniken angeboten.
Zwar heilt auch eine chronische Urtikaria irgendwann vollständig ab, allerdings meist spontan nach mehreren Monaten oder vielen Jahren.
Quelle: ZDF
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