Behandlungsfehler 2023: 75 Tote, Zahl sinkt

    Wenn Ärzte Fehler machen:75 Tote nach Behandlungsfehlern, Zahl sinkt

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    Der Medizinische Dienst hat seine Statistik über Behandlungsfehler im Jahr 2023 veröffentlicht. Knapp 2.700 Patienten waren demnach betroffen, 75 starben.

    Symbolfoto: Chirurgen während einer Operation
    Der Medizinische Dienst hat seine Statistik zu Behandlungsfehlern in Deutschland vorgestellt
    Quelle: dpa

    Gutachter der Krankenkassen führen im vergangenen Jahr 75 Todesfälle auf Behandlungsfehler von medizinischem Personal zurück. Das sind neun weniger als im Vorjahr, wie der Medizinische Dienst bei der Veröffentlichung seiner Jahresstatistik 2023 in Berlin mitteilte. Er fungiert als Begutachtungsdienst für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherungen.
    Wegen eines Behandlungsfehlers erlitten Patienten demnach insgesamt in 2.679 Fällen einen Schaden. Damit stellen die nachgewiesenen Behandlungsfehler nur einen Bruchteil aller Behandlungen in Deutschland dar. Für Patienten sind die Fehltritte des medizinischen Personals dennoch oft folgenschwer.
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    Behandlungsfehler: Medizinischer Dienst fordert Meldepflicht

    Während die Schäden bei den Patienten in den meisten Fällen (65,5 Prozent) nur vorübergehend sind, bleiben sie bei knapp einem Drittel (29,7 Prozent) der Betroffenen dauerhaft. Von den fehlerbedingten Dauerschäden stufte der Medizinische Dienst im vergangenen Jahr 180 als schwer ein. Das bedeutet: Patienten sind nun pflegebedürftig, blind oder gelähmt.
    Bei rund 150 Fehlern handelte es sich laut dem Dienst um "Never Events", also Versehen, die laut Gutachtern niemals passieren dürften. Dazu zählen die Verwechslung von Patienten, Körperteilen oder Medikamenten. Auch Gegenstände, die Ärzte nach Operationen unbeabsichtigt im Körper zurückgelassen hatten, registrierten die Gutachter. Der Vorstandschef des Medizinischen Dienstes Bund, Stefan Gronemeyer, fordert:

    Um solche Ereignisse zu verhindern, brauchen wir eine Meldepflicht.

    Stefan Gronemeyer, Vorstandschef des Medizinischen Dienstes Bund

    Da es diese in den Krankenhäusern aktuell nicht gibt, erfasst die Statistik nur Fälle, die auf die Initiative der Patienten zurückgehen.
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    Dunkelziffer vermutlich viel höher

    Die Dunkelziffer der Behandlungsfehler sei insgesamt wahrscheinlich deutlich höher. Experten vermuteten, dass es in einem Prozent aller stationären Behandlungen zu vermeidbaren Schäden kommt.

    Fachleute gehen außerdem davon aus, dass es jedes Jahr circa 17.000 fehlerbedingte, vermeidbare Todesfälle in unseren Krankenhäusern gibt.

    Stefan Gronemeyer, Vorstandschef des Medizinischen Dienstes Bund

    Er berief sich dabei unter anderem auf eine Studie im Auftrag des Aktionsbündnisses Patientensicherheit.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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