Milchstau und Schmerzen in der Brust sind häufige Probleme in der Stillzeit. Was bei einer Mastitis zu tun ist, wann Medikamente notwendig sind und warum Abstillen nicht hilft.
Während der Stillzeit kann es zu einer Entzündung der Brust kommen. Wie es auch bei einem schweren Verlauf gelingt, wieder ohne Schwierigkeiten zu stillen.17.10.2024 | 5:32 min
Plötzlich schmerzt die Brust und ist gerötet: Viele stillende Mütter kennen das. Oft macht sich dann große Verunsicherung breit. Was passiert, wenn sich die Brust entzündet? Kann ich dann noch weiterstillen? Oder überträgt sich die Infektion auf das Kind?
Neuere Studien gehen davon aus, dass bis zu 25 Prozent der stillenden Frauen von einer Mastitis betroffen sind, sagt Simone Lehwald vom Europäischen Institut für Stillen und Laktation.
Eine Mastitis, eine Entzündung der Brust, beginnt meist mit einem Milchstau, Entleerungsschwierigkeiten beim Stillen sowie einem lokalen Druck- und Wärmegefühl. Das gesunde Mikrobiom der Brust ist gestört und Keime reichern sich an.
Formen der Mastitis
Ursache einer akuten oder klassischen Mastitis sind toxinbildende Bakterien. Hautkeime, meist Staphylokokken, gelangen durch kleinste Verletzungen an den Brustwarzen in die Brust und verursachen Entzündungszeichen. Dazu gehören neben Schmerzen eine lokale Überwärmung und Rötung, häufig auch Schüttelfrost und Fieber sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl. Im schlimmsten Fall können Abszesse in der Brust auftreten. Die akute Mastitis ist mit rund 90 Prozent die häufigere Erkrankungsform.
Symptome wie Rötung oder Fieber fehlen bei der subakuten Mastitis. Sie ist damit schwieriger zu diagnostizieren. Verursacht wird sie durch Bakterien, die keine Toxine bilden und damit auch keine äußeren Entzündungszeichen hervorrufen. Die Bakterien stören jedoch das natürliche Gleichgewicht im Mikrobiom der Brust. Die Milchgänge verengen sich und reagieren mit Entzündungen. Im Vordergrund stehen starke Schmerzen in der Brust. Etwa zehn Prozent der Brustinfektionen sind subakut.
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von Eileen Schreieder
mit Video
Was hilft bei beginnender Mastitis?
Eine gute Stilltechnik, bei der das Kind richtig angelegt gut an der Brust trinken kann, sowie eine ausreichende Entleerung der Brust unterstützen den Milchfluss. Wärme vor dem Stillen bringt gestaute Milch zum Fließen. Kühlen nach dem Stillvorgang und zwischendurch hilft bei Schmerzen und einer Überwärmung der Brust.
Was bringen Hausmittel bei einer Brustentzündung?
Kühlende Quarkumschläge nach dem Stillen können ebenso helfen wie Weißkohlblätter. Beides hat eine abschwellende und schmerzlindernde Wirkung. Der Quark kann als Wickel nach dem Stillen auf die geröteten Stellen gelegt werden. Die Kohlblätter müssen vor Verwendung mit dem Nudelholz ausgerollt werden. Sie können zwischen den Stillvorgängen in den BH gelegt werden. Hilfreich können auch sanfte Massagen des Brustgewebes sein.
Treten Probleme beim Stillen auf, helfen Hebammen sowie Still- und Laktationsberaterinnen. Sie beraten, geben Tipps zur Anlegetechnik und zum Stillmanagement. Dies ist hilfreich, um Entleerungsstörungen der Brust und Verletzungen an den Brustwarzen zu vermeiden, durch die Bakterien in die Milchgänge eindringen können. Außerdem: Stress vermeiden. Dadurch wird das Immunsystem weniger belastet. Zudem kann Stress die Stillbeziehung negativ beeinflussen, sodass zum Beispiel Trinkschwierigkeiten verstärkt werden.
Wie wird eine Mastitis behandelt?
Neben Maßnahmen gegen den Milchstau wie eine regelmäßige Entleerung der Brust können schmerzlindernde Medikamente eingesetzt werden. Hier gilt Ibuprofen als Mittel der ersten Wahl. Zudem sei es wichtig, die stillende Mutter mental und körperlich zu unterstützen, so Simone Lehwald. Dazu gehören Maßnahmen wie Stressreduktion, Ruhephasen und Entlastung im Alltag.
Kommt es innerhalb von zwei Tagen zu keiner Besserung oder tritt zudem Fieber auf, sollten die Beschwerden ärztlich abgeklärt werden. Bei Hinweisen auf eine akute Mastitis mit deutlichen Entzündungszeichen wird ein stillverträgliches Antibiotikum verordnet.
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Bei der subakuten Mastitis gilt es, die Störung im Mikrobiom der Brust zu beseitigen.
Freiverkäufliche Probiotika sollten über mehrere Wochen eingenommen werden. Natürliche Probiotika finden sich zum Beispiel in Joghurt und Kefir. Gegebenenfalls muss aber auch hier ein Antibiotikum eingesetzt werden, wenn keine Besserung eintritt.
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Darf ich stillen, wenn ich Medikamente einnehme?
Wenn eine Antibiotikagabe notwendig ist, nutzt man stillverträgliche Medikamente, erklärt Simone Lehwald.
Daher kann bei einer Mastitis auch unter Antibiotikagabe bedenkenlos weitergestillt werden. In seltenen Fällen hat das Kind für ein paar Tage einen dünneren Stuhlgang, der sich von allein wieder reguliert. Für das Stillkind ist eine Mastitis nicht gefährlich. Die Infektion wird nicht über die Muttermilch übertragen.
Warum hilft Abstillen nicht bei einer Mastitis?
Früher wurde betroffenen Müttern häufig empfohlen abzustillen, sagt Simone Lehwald. Ein schnelles Abstillen als Reaktion auf eine Mastitis sei jedoch nicht ratsam. Dann wäre die Entleerung der Brust noch weniger gewährleistet, so die Still- und Laktationsberaterin. Durch die sich stauende Milch würde die Brust immer fester und praller, Beschwerden würden sich noch verstärken. Wichtig zu wissen ist, dass das Abstillen zum Ende der Stillzeit nicht als Auslöser für Brustentzündungen gilt.
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von Christina-Maria Pfersdorf
Quelle: ZDF
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