Entzündung in der Magenwand:Was Sie über Magengeschwüre wissen sollten
von Olaf Schwabe
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Ein Magengeschwür sollte schnell behandelt werden. Denn die Entzündung der Magenwand kann zu Blutungen und schweren Infektionen führen. Warum die Diagnose nicht immer einfach ist.
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Ein Magengeschwür, auch Ulcus Ventriculi, entsteht, wenn die schützende Magenschleimhaut so stark entzündet ist, dass sie die Magenwand angreift. Wird es nicht rechtzeitig diagnostiziert, kann es zu gefährlichen Komplikationen kommen, erklärt Riccardo Vasapolli, Internist und Gastroenterologe am Klinikum der Ludwig Maximilian Universität (LMU) München.
Werden Blutungen eines Magengeschwürs nicht behandelt, können betroffene Patienten verbluten.
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Dr. Riccardo Vasapolli, LMU Klinikum München
Gefährlich werde es auch, wenn das Geschwür durch die Magenwand in den Bauchraum durchbreche, da dies zu lebensbedrohlichen Blutvergiftungen führen könne, so der Internist.
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Wie ein Magengeschwür entsteht
Zu den häufigsten Ursachen einer chronischen Entzündung der Magenschleimhaut und eines daraus entstehenden Magengeschwürs zählt eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Auch über längere Zeit eingenommene Schmerzmittel wie Diclofenac, Ibuprofen oder Acetylsaliciylsäure können dazu führen. Denn dadurch wird die Magenschleimhaut angegriffen. Tabak und Alkohol sowie extreme Stresssituationen, beispielsweise durch schwere Operationen oder intensivmedizinische Behandlungen, sind ebenfalls Auslöser.
Symptome sind anfangs nicht eindeutig
Bei einem Magengeschwür kommt es häufig zu einem stechenden Schmerz im Bereich des Magens unterhalb des Brustbeins. Viele weitere Beschwerden sind jedoch unspezifisch. Sie können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Dazu gehören Appetitlosigkeit, Blähungen, Sodbrennen, Übelkeit, Völlegefühl und Durchfall.
Oft wird die Diagnose daher erst gestellt, wenn es zu stärkeren Blutungen kommt. Erbrechen von Blut können die Folge sein oder ein sogenannter Teerstuhl, der durch die Blutung tief schwarz verfärbt ist.
Wie ein Magengeschwür festgestellt wird
Ein Magengeschwür kann im Rahmen einer Magenspiegelung (Gastroskopie) diagnostiziert werden. Dabei führen die Ärzte ein Endoskop mit einer Kamera über Mund und Speiseröhre bis in den Magen. Mit einer kleinen Zange werden Gewebeproben entnommen und auf Helicobacter pylori oder Krebs untersucht. Die Patienten bekommen dafür eine kurze Sedierung.
Bei vier Prozent aller Patienten mit einem Magengeschwür entwickelt sich Magenkrebs.
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Dr. Riccardo Vasapolli, Internist und Gastroenterologe
Das Risiko dafür steigt, je länger die Entzündung andauert oder wenn sie chronisch geworden ist.
Die Behandlung von Magengeschwüren hat sich in den letzten 40 Jahren grundlegend verändert. Bis zu den 70er-Jahren wurden sie fast ausschließlich operiert und der Magen komplett oder teilweise entfernt.
Mit der Entdeckung der Protonenpumpenhemmer und später mit der Entdeckung des Bakteriums Helicobacter pylori als wichtigen Auslöser, wurde die operative Behandlung überflüssig. Heute werden Magenentfernungen nur noch bei Magenkrebs durchgeführt.
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So wird ein Magengeschwür heute behandelt
Seit den 90er-Jahren ist die Gabe von Protonenpumpenhemmern (PPI) bei der Behandlung von Magengeschwüren das Mittel der Wahl. Sie unterdrücken die Produktion von Magensäure. Dadurch kommt es innerhalb von vier bis acht Wochen zur Abheilung des Geschwürs.
Protonenpumpenhemmer haben die Behandlung von Magengeschwüren komplett revolutioniert.
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Dr. Riccardo Vasapolli, LMU Klinikum München
Wird das Bakterium Helicobacter pylori gefunden, führen Ärzte eine sogenannte Eradikationstherapie durch. Das bedeutet, dass die Bakterien durch Antibiotika vollständig abgetötet werden. Zusätzlich erhalten die Patienten PPI.
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Wann ein Magengeschwür ein Notfall ist
Kommt es zu einer starken Blutung, kann ein Magengeschwür zu einem akuten Notfall werden. In solchen Fällen wird sofort operiert, um die Blutung zu stoppen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Magendurchbruch kommen. Dann kann Mageninhalt in den Bauchraum gelangen und eine Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) hervorrufen. Neben einer Antibiotikagabe muss dann die Magenwand verschlossen und die Bauchhöhle gereinigt werden. Breitet sich die Entzündung als Sepsis im Körper aus, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem Magendurchbruch deutlich.
Antibiotika versprechen schnelle Hilfe bei bakteriellen Infektionen, gehen aber häufig auf den Darm. Probiotika sollen die Beschwerden abmildern oder gar verhindern können.
von Julia Tschakert
mit Video
Quelle: dpa
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