LGBTQ: Diskriminierung von Queeren im Gesundheitswesen

    Ausgrenzung im Gesundheitswesen:Wie queere Personen diskriminiert werden

    von Maurice Göbel
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    Im Gesundheitswesen stoßen queere Menschen oft auf Unverständnis und Ausgrenzung. Das kann Folgen für ihre Gesundheit haben. Wie queersensible Medizin gelingen kann.

    Diskriminierung von queeren Menschen
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    Trans* Frauen werden von Gynäkolog*innen abgewiesen, Homosexualität wird von Psycholog*innen als Phase abgetan, Pflegepersonal spricht non-binäre Personen bewusst mit falschen Pronomen an: Das sind nur einige Beispiele, womit queere Menschen im Gesundheitssystem zu kämpfen haben.
    Doch Ausgrenzung und Ablehnung können für queere Personen zu einem Problem für ihre Gesundheit werden. Gerade bei Ärzt*innen und Therapeut*innen sollten sich Menschen eigentlich sicher fühlen und öffnen können, erklärt Gaby Knecht vom Infektiologikum Frankfurt am Main.

    Wenn Patient*innen nicht offen über Sexualität reden können, werden schnell Fehldiagnosen gestellt. Das kann schlimmstenfalls lebensgefährlich sein.

    Dr. Gaby Knecht, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie

    Personen im Gesundheitswesen sollten immer offen auf Patient*innen zugehen und über sexuelle Vielfalt Bescheid wissen.

    "Queer" wird meist als Sammelbegriff für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen verwendet, umfasst aber noch mehr Gruppen und Menschen. So können sich etwa auch nicht-binäre Personen als queer identifizieren. Nicht-binäre Personen verorten sich dabei entweder zwischen oder außerhalb des geschlechtlichen Spektrums und Kategorien wie "männlich" oder "weiblich".

    Lange Zeit war der Begriff "queer" negativ besetzt und wurde als Beleidigung verwendet. Wie andere Begriffe sexueller und geschlechtlicher Vielfalt wurde auch "queer" im Laufe der Zeit von Aktivist*innen als Selbstbezeichnung zurückerobert und positiv umgedeutet. Als Zuschreibung soll "queer" dabei möglichst viele Menschen in ihrer Vielfalt miteinbeziehen und umfassen.

    Quelle: LSVD⁺ - Verband Queere Vielfalt e.V.

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    Was queere Menschen im Gesundheitswesen erleben

    Queere Menschen sind eine vielfältige Gruppe, weshalb auch ihre Erfahrungen mit Diskriminierung im Gesundheitswesen vielfältig sind. Dazu zählen:
    • eine unsensible Sprache oder das Verwenden von falschen Pronomen,

    • die Psychologisierung etwa von Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit als Phase oder Störung,

    • unnötige, übergriffige oder beleidigende Kommentare und Fragen,

    • die Verweigerung von Behandlungen.
    Auch Sue Ehmisch hat als trans* Frau Diskriminierung im Gesundheitswesen erlebt. Die Untersuchung ihrer Brust lehnte eine Gynäkologin ab, weil sie noch nicht geschlechtsangleichend operiert war.

    Gerade als trans* Person ist man auf gute Ärzte angewiesen, die einen ernst nehmen. Man braucht ein Vertrauensverhältnis und will respektvoll behandelt werden.

    Sue Ehmisch, trans* Frau

    Wie oft queere Menschen diskriminierendes Verhalten und unangebrachte Situationen im Gesundheitswesen erleben, ist unklar. Denn die Studienlage dazu ist bislang dünn, belastbare Zahlen fehlen noch. Das liegt auch daran, dass fast alle Landesärztekammern gemeldete Diskriminierungsfälle nicht nach queerfeindlichen Motiven differenzieren.

    Aus Zahlen einer EU-weiten Studie von 2020 geht hervor, dass 17 Prozent der befragten queeren Menschen den letzten Diskriminierungsvorfall im Gesundheitswesen erlebt haben.

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    Gesundheitliche Folgen von Diskriminierung

    Neben Fehldiagnosen kann Diskriminierung auch dazu führen, dass queere Menschen aus Angst vor Ablehnung oder aufgrund fehlender Ansprache notwendige medizinische Angebote, etwa zur Früherkennung, nicht wahrnehmen oder Besuche bei Ärzt*innen ganz meiden. Gesundheitliche Versorgung sei aber wichtig, unabhängig von Sexualität und Identität, erklärt Gaby Knecht.

    Auch ein trans* Mann, der genital nicht operiert ist, kann Gebärmutterhalskrebs bekommen und muss zur Früherkennung gehen.

    Dr. Gaby Knecht, Internistin und Infektiologin

    Dafür müsse das Gesundheitspersonal sensibilisiert sein. Die Suche nach geeigneten Praxen gestalte sich aber immer noch schwierig, so die Ärztin.

    Statistik des BKA
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    Was queersensible Medizin ausmacht

    Queere Menschen, darunter trans* Personen und Regenbogenfamilien, haben oft einen Beratungs- und Behandlungsbedarf, der sich von der heterosexuellen Mehrheit abhebt. Hierzu zählt zum Beispiel eine Kinderwunschbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare oder die Planung und Begleitung von Hormontherapien bei trans* Menschen.
    Queersensible Medizin will diesem Bedarf gerecht werden. Einige Praxen haben sich darauf eingestellt, indem sie ihr Personal geschult und Abläufe optimiert haben. Initiativen wie Praxis Vielfalt der Deutschen Aidshilfe beraten Praxen auf diesem Weg.

    Wer nach queersensiblen, inklusiven oder barrierefreien Angeboten sucht, findet beispielsweise auf queermed-deutschland.de geeignete Praxen. Die Empfehlungen auf der Plattform stammen aus der Community, richten sich also von Nutzenden an Nutzende. Bislang sind über 1.700 Empfehlungen online.

    Gerade in ländlichen Gebieten zeigt sich, dass Deutschland von einem flächendeckenden Angebot queersensibler Praxen weit entfernt ist. Verbände oder queere Organisationen helfen bei der Vermittlung entsprechender Praxen.

    Henning Ripke und Thomas Weckerle stehen mit dem Rücken zur Kamera vor einem Zaum im Freien. Hinter dem Zaun stehen Schafe auf der Weide. Die Männer haben die Arme umeinander gelegt und lachen sich an.
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    Wie medizinische Versorgung besser werden kann

    Damit queersensible Medizin gelingt, braucht auch medizinisches Personal Wissen und Routine im Umgang mit queeren Patient*innen. Einige Landesärztekammern bieten dazu Fortbildungen an.
    Weil queersensible Inhalte kaum Bestandteil im Medizinstudium sind, wurde Medizinstudent Dario Ponto selbst tätig und gründete an der Ludwig-Maximilians-Universität München das Wahlfach "Medizin und LGBTIAQ". Neben rechtlichen und medizinischen Aspekten lernen die Studierenden vor allem eine diskriminierungsfreie Kommunikation.

    Als Arzt macht man sich das Leben so leichter, weil man sensibilisiert ist und weiß, worauf man achten muss.

    Dario Ponto, Medizinstudent

    Dies nutze am Ende beiden Seiten und garantiere eine gute medizinische Versorgung queerer Menschen, so der Medizinstudent. Nur mit einem breiten Verständnis für geschlechtliche Vielfalt lässt sich Diskriminierung auch im Gesundheitswesen abbauen.
    Benjamin und Christophe tragen beide graue T-Shirts und halten sich in den Armen und lächeln sich an. Das Foto ist schwarz-weiß.
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    Quelle: dpa

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