Kreidezähne: Wie sie entdeckt und behandelt werden
FAQ
Neue Volkskrankheit bei Kindern?:Wie Kreidezähne entdeckt und behandelt werden
von Lena Mosebach
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Weißliche Zähne, braune Flecken, poröse Oberflächen - das sind einige der vielen Symptome von Kreidezähnen. Fünf Dinge, die Sie über Kreidezähne wissen sollten.
Ben (12) leidet an Kreidezähnen. Mehrmals in der Woche muss er fluoridieren, um dem Fortschreiten der Krankheit entgegenzuwirken. An manchen Tagen schämt er sich sogar.06.10.2023 | 5:10 min
1. Was Kreidezähne sind
Der Fachausdruck für Kreidezähne lautet MIH - Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation. Bei Kreidezähnen hat der Zahnschmelz der Betroffenen nur ein Zehntel der üblichen Härte, was überwiegend am Mangel des Minerals Hydroxylapatit liegt. Dieser Mineralmangel macht die Zähne besonders anfällig und brüchig. So können Bakterien leichter eindringen und Karies entsteht.
Wie man die Zähne vor Bakterien schützt.24.09.2022 | 1:28 min
Patienten mit Kreidezähnen haben oft mit Diskriminierung zu kämpfen. Einige denken, dass die Flecken durch mangelnde Zahnhygiene entstehen. Zusätzlich leiden Betroffene oft unter extremer Empfindlichkeit für Hitze- und Kältereize, wodurch Kauen und Zähneputzen erschwert wird.
Der Zahnschmelz ist das härteste Material im menschlichen Körper. Er besteht aus Mineralstoffen wie Kalzium, Phosphat und Fluor, die den Zahn wie eine Schutzbarriere umgeben. Er entwickelt sich zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem vierten Lebensjahr. Bei Kreidezähnen sind diese Mineralien nicht in ausreichender Menge im Schmelz vorhanden. Der Zahnschmelz ist daher weicher als bei gesunden Zähnen. Dies nennt man Hypomineralisation.
Da sich der Schmelz bereits früh entwickelt, treten Kreidezähne zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem vierten Lebensjahr auf. In leichten Fällen können sie später in Erscheinung treten, z.B. im Erwachsenenalter. Die Störung ist dann jedoch schon seit der Entwicklung des Zahnschmelzes vorhanden.
2. Was zu den Ursachen bekannt ist
Die Entwicklung der bleibenden Zähne beginnt bereits im Mutterleib und ist im Alter von etwa vier Jahren abgeschlossen. Bei hypomineralisierten Zähnen ist dieser Prozess gestört. Woran dies liegt, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Es gibt allerdings einige Vermutungen von Forschenden:
Erkrankungen wie Windpocken, Bronchitis, Masern, Mumps oder Asthma in den ersten vier Lebensjahren des Kindes, aber auch der Mutter während der Schwangerschaft, könnten das Risiko für Kreidezähne erhöhen. Auch Komplikationen während der Geburt, wie Sauerstoffmangel, könnten Mechanismen stören, die für die Knochen- und Zahnfestigkeit wichtig sind.
In den letzten Jahrzehnten wurden immer wieder Verfärbungen an den Kinderzähnen festgestellt, wenn die Mutter in der Schwangerschaft Antibiotika eingenommen hat. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den Medikamenten und der Entstehung von Kreidezähnen wurde bislang jedoch nicht nachgewiesen.
Vitamin D spielt ebenfalls eine sehr wichtige Rolle für die Zahnfestigkeit. Einige Forscher vermuten, dass ein Mangel an Vitamin D dazu führen kann, dass nicht ausreichend Zahnschmelz aufgebaut wird. Leider ist es für eine medikamentöse Vitamin-D-Zugabe in der Regel meist zu spät, wenn die Diagnose Kreidezähne gestellt wird. Der Zahnschmelz lässt sich dann nicht mehr vollständig aufbauen.
25.09.2023 | 2:03 min
Eine Studie von Wissenschaftlern aus Paris konnte Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Weichmachern und Kreidezähnen geben. In einem Versuch mit Ratten verursachte der Weichmacher Bisphenol A Zahnschäden bei den Versuchstieren, die Kreidezähnen ähneln. Da die Substanz oft in Spielzeug oder Kunststoff steckt, wäre ein Zusammenhang plausibel. Doch auch hier fehlen noch Belege durch weitere Studien.
3. So werden Kreidezähne entdeckt
Kreidezähne sind relativ leicht anhand folgender Merkmale zu erkennen:
Weißlich-cremefarbene (kreidige) bis gelblich-bräunliche scharf abgegrenzte Flecken auf den Backen- und/oder Frontzähnen
Unklare Zahnstruktur (fehlende Zahnhöcker an den Backenzähnen)
Furchen auf der Zahnoberfläche
Abgeplatzter Zahnschmelz
Schmerzen beim Kauen und Putzen
Empfindlichkeit bei Hitze- und Kältereizen
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In Deutschland gibt es ab dem Durchbrechen der Milchzähne das Angebot regelmäßiger zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen. Wenn Eltern mit ihren Kindern konsequent zu diesen Terminen gehen, können Mineralisationsstörungen wie Kreidezähne festgestellt und behandelt werden.
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von Andreas Kürten
mit Video
4. Prophylaxe - Wie Fluorid im Zahn wirkt
Mit prophylaktischen Maßnahmen kann man den Zahnschmelz stärken und die Zähne so lange wie möglich erhalten. Am wichtigsten ist regelmäßiges Zähneputzen, am besten mit einer elektrischen Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta.
Hauptbestandteil der Behandlung ist das regelmäßige Fluoridieren. Hierbei werden die Zähne mit einem Fluoridlack oder -gel bestrichen.
Fluor ist ein giftiges und stark riechendes Gas. Fluorid hingegen ist ein Spurenelement, das natürlich in der Umwelt vorkommt. Fälschlicherweise werden die Begriffe oft durcheinandergebracht, wodurch viele Verbraucher verunsichert sind.
Fluorid ist sehr wichtig für unsere Zahngesundheit und stärkt den Zahnschmelz. Ein Mangel an Fluorid kann die Entstehung von Karies begünstigen. Um die benötigte Menge an Fluorid im Blick behalten zu können, hat die Deutsche Gesellschaft für ErnährungRichtwerte festgelegt. Bei Erwachsenen liegt der Tagesbedarf zwischen 3,1 und 3,8 Milligramm, bei Säuglingen bei 0,25 Milligramm.
Liegen Kreidezähne vor, bespricht man mit dem Zahnarzt genau die benötigte Menge an Fluorid. Die meisten Zahnpasten enthalten bereits eine kleinere Menge Fluorid. Auch in Trink- und Mineralwasser findet es sich oft. So kann ein Restbedarf ermittelt werden, wie oft der Betroffene zusätzlich fluoridieren sollte.
Eine Fluorid-Überdosis kann frühestens ab einer Tagesmenge von 350 Milligramm auftreten und Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Fluorosen verursachen. Fluoridgele erhält man in Apotheken und Drogerien.
5. Wenn Zahnpflege und Fluorid-Prophylaxe nicht ausreichen
Sobald Fluoridprophylaxe und regelmäßige Zahnpflege nicht mehr ausreichen, müssen Zahnärzte auf andere Methoden zurückgreifen. Bei kleineren Furchen reicht es oft aus, die Zähne mit einer Fissuren-Versiegelung zu behandeln. Hierbei werden Furchen auf der Zahnoberfläche mit einer Kunststofffüllung versiegelt und der Zahn so vor dem Eindringen von Bakterien geschützt.
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Je stärker die Hypomineralisation voranschreitet, desto poröser werden die Zähne. Es können dann Stücke aus den Zähnen herausbrechen. In diesen Fällen kommen Füllungen oder Überkronungen zum Einsatz. Kann der Zahn nicht mehr überkront werden, muss er eventuell komplett entfernt und durch eine Prothese ersetzt werden.
Die Forschung zu den Ursachen der Kreidezähne steht nach wie vor am Anfang. Da es bislang keine ursächlichen Heilungsmöglichkeiten gibt, ist die engmaschige Kontrolle und Behandlung der Zähne sehr wichtig. Je länger sie erhalten bleiben, desto uneingeschränkter können Betroffene mit der Erkrankung leben.
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