Wenn die Diagnose Krebs lautet:Psychoonkologie als Hilfe für die Seele
von Kyra Funk
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Eine Krebsdiagnose ist mit Ängsten und Unsicherheit verbunden. Die Psychoonkologie hilft Betroffenen, mit ihren Gefühlen umzugehen, und gibt Kraft für den Kampf gegen den Krebs.
Wer die Diagnose Krebs verkraften muss, steht oft unter Schock. Doch Fortschritte der Medizin und neue Ideen für Therapien machen Hoffnung auf ein Leben mit und nach der Krankheit.17.04.2025 | 29:45 min
Jährlich erhalten in Deutschland rund 500.000 Menschen die Diagnose Krebs. Betroffene leiden dabei nicht nur körperlich, sondern auch seelisch: 60 Prozent der Patientinnen und Patienten spüren starke Ängste, Wut oder Hoffnungslosigkeit. Auch Depressionen können sich entwickeln.
Während in der medizinischen Onkologie mit Operationen, Bestrahlung, Chemo- und Immuntherapien behandelt wird, widmet sich die Psychoonkologie den seelischen und sozialen Belastungen, die mit der Krankheit einhergehen. Sie hat sich in Deutschland längst als eigenständiges Fachgebiet etabliert. Die Unterstützung reicht von Einzel- und Gruppentherapien über Entspannungsmethoden bis hin zu Angeboten für Angehörige.
Das Risiko, im Laufe des Lebens an Krebs zu erkranken, liegt bei etwa 50 Prozent. Die gute Nachricht: Circa die Hälfte aller an Krebs erkrankten Erwachsenen können geheilt werden.04.02.2025 | 0:38 min
Warum Psychoonkologie so wichtig ist
Psychotherapeutische Behandlungen helfen nachweislich, den emotionalen Stress zu bewältigen, das Leben neu zu ordnen und die Krankheit besser zu verarbeiten.
Eine Krebserkrankung macht total hilflos, und diese Hilflosigkeit ist für uns Menschen ganz schwierig zu ertragen.
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Inga Lorenz, Psychoonkologin am Klinikum St. Marien in Amberg
Die Psychoonkologie gebe Betroffenen die Möglichkeit, selbst an ihrer Genesung zu arbeiten, erklärt Inga Lorenz, die Psychoonkologin am Klinikum St. Marien in Amberg ist.
Doch sie richtet sich nicht nur an Krebspatientinnen und -patienten, sondern auch an ihre Familien. Denn die psychische Belastung für Angehörige ist oft ähnlich hoch wie für die Erkrankten selbst. Sofern Betroffene Kinder haben, empfiehlt Psychoonkologin Inga Lorenz zum Beispiel, die Erziehenden im Kindergarten oder die Lehrkräfte in der Schule zu informieren. Denn es sei wichtig, dass sie als potenzielle Ansprechpartner Bescheid wüssten.
Täglich erhalten Hunderte Erwachsene die Diagnose Krebs. Viele von ihnen sind Mütter oder Väter. Für sie stellt sich dann die Frage: Wie sage ich es am besten meinem Kind?
von Andreas Kürten
mit Video
"Auch Seele und Geist müssen geheilt werden"
Susanne Honig aus Illschwang in Bayern nutzt seit ihrer Brustkrebs-Diagnose diverse psychoonkologische Ansätze - von der Gesprächs- und Maltherapie bis hin zum Meditieren und täglichen Walken. Für sie ist die Krankheit kein Schicksalsschlag, sondern ein Weckruf, der ihre Perspektiven auf das Leben radikal verändert hat.
Die 35-jährige Mutter von zwei Kindern ist dankbar, dass sie von Anfang an psychologische Unterstützung bekam: "Natürlich ist die schulmedizinische Behandlung das Wichtigste und lebensnotwendig. Aber es muss auch die Seele und der Geist geheilt werden. Wenn nur der Körper geheilt wird - damit ist es noch nicht getan."
Im Juni 2022 wurde bei Liz Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. Mit gerade einmal 19 Jahren.11.06.2023 | 27:32 min
Mit Fotoshooting Selbstwertgefühl von Krebspatienten stärken
Susanne Honig blickt heute zuversichtlich in die Zukunft, obwohl ihr Krebs als nicht heilbar gilt. Kraft findet sie unter anderem in ihrer Rolle als Botschafterin für ein psychoonkologisches Angebot der Volkshochschule Schwandorf: ein Fotoshooting unter dem Titel "Beautiful You - Vergiss nicht, dass du schön bist". Hier gehört sie zu einem ehrenamtlichen Team aus Visagistinnen, Friseuren und Fotografinnen, das krebskranken Menschen helfen will, ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
Vor einem Jahr stand sie selber vor der Kamera und traute sich sogar, ihre Narbe an der Brust offen zu zeigen. "Ich bin unheimlich glücklich, diese Erinnerungen zu haben, denn selber würde man nicht so schöne Fotos aus dieser Zeit machen."
Hilflosigkeit, Überforderung und Angst: Eine Krebsdiagnose ist auch psychisch belastend für Betroffene. Psychoonkologie hilft Susanne Honig (links) und Vanessa Schmidt.
In zertifizierten onkologischen Zentren gehört die Psychoonkologie inzwischen zum Standardangebot - und wird deutschlandweit stetig ausgebaut. Das Bundesministerium für Gesundheit unterstützt die Entwicklung. Gab es Ende 2022 deutschlandweit noch 104 vom Bund geförderte psychoonkologische Krebsberatungsstellen, waren es im Januar 2025 bereits 133.
Ein großes Problem bleibt allerdings die Finanzierung: Zwar übernehmen Krankenkassen oft die Kosten für die Psychotherapie, jedoch nicht immer für darüber hinausgehende spezialisierte psychoonkologische Angebote.
Am 4. Februar rückt eine Krankheit in den Fokus, die viele fürchten: Krebs. Während die Zahl der Erkrankungen steigt, bringt Künstliche Intelligenz neue Hoffnung in der Therapie.04.02.2025 | 1:57 min
Zudem wissen viele Betroffene gar nicht, dass sie Anspruch auf Unterstützung haben. Organisationen wie die Deutsche Krebshilfe oder der Krebsinformationsdienst klären über Möglichkeiten auf.
Fest steht: Die Psychoonkologie ist ein entscheidender Baustein in der Krebsbehandlung. Wer sich frühzeitig Unterstützung sucht, kann besser mit der Erkrankung umgehen - und gewinnt oft ein Stück Lebensqualität zurück.
Die Diagnose Krebs ist ein Schicksalsschlag. Onkolotsen können mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sich Betroffene durch den Dschungel des Gesundheitssystems schlagen.
von Tim Förderer
mit Video
Quelle: dpa
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