Essen im Krankenhaus: Ernährungsteams gegen Mangelernährung

    Ernährungsteams sollen helfen:Wie Krankenhaus-Essen besser werden könnte

    von Susanne Gentsch
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    Gesunde Mahlzeiten im Krankenhaus sind essenziell. Sogar Sterbefälle durch Mangelernährung könnten verhindert werden. Doch auch hier wird gespart. Ernährungsteams sollen helfen.

    Interdisziplinäre Ernährungsteams
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    Falsche, nicht angemessene oder schlechte Krankenhauskost - das ist meist die Realität in deutschen Kliniken. Vor allem fehlende Nährstoffe sind ein Problem. Dabei trägt gute Ernährung wesentlich zum Heilungsprozess eines Patienten bei.
    Nicht jedes Krankenhaus verfügt über eine eigene Küche, in der täglich frisch gekocht wird. Speisen können daher nicht immer rechtzeitig angepasst werden, der Patient erhält für ihn ungeeignetes Essen.
    Zudem fehlt es an ausgebildetem Personal in vielen Häusern, sagt Christiane Froelich, Gastroenterologin am St. Josefs-Hospital Wiesbaden. Und letztlich werde das alles auch nicht vergütet, so die Ärztin weiter.

    In Zeiten leerer Kassen ist es für Krankenhäuser schwierig, solche personalintensiven Bereiche gut aufzustellen.

    Dr. Christiane Froelich, Gastroenterologin, St. Josefs-Hospital Wiesbaden

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    Warum das richtige Essen im Krankenhaus wichtig ist

    Besonders nach operativen Eingriffen sollte streng auf die Ernährung geachtet werden. So dürfen Patienten unmittelbar nach einer Darm-Operation nur flüssige, ballaststoffarme Nahrung bekommen. Mütter, die frisch entbunden haben und stillen, haben einen erhöhten Nährstoffbedarf.
    Daneben gibt es Lebensmittel, die den Milchfluss fördern wie Haferflocken oder Fenchel. In der Standardkost ist das in der Regel nicht enthalten. Beispiele wie diese gibt es viele. Und immer noch finden Patienten auf dem Teller, was für sie völlig ungeeignet ist.
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    Ein gesunder Speiseplan sollte ballaststoffreich, überwiegend pflanzenbasiert und möglichst fettarm sein sowie einen moderaten Proteinanteil enthalten. Frisches Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte sind essenziell. Haben Patienten besondere Bedürfnisse, etwa einen erhöhten Energiebedarf oder aufgrund einer Mangelernährung, sollte ihre Kost individuell angepasst werden.

    Bei der Lebensmittelauswahl sollte der Einsatz regionaler und saisonaler Produkte berücksichtigt werden. Das reduziert die Umweltbelastung und gestaltet die Ernährung nachhaltiger. Kliniken sollten jeden Tag eine rein pflanzliche Mahlzeit anbieten. Standards wie eine Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sichern die Qualität in Kliniken, die sich an ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen orientieren.

    Krankenhäuser unter Kostendruck

    Die Kosten für die Verpflegung sind laut GKV-Spitzenverband pauschal im Vergütungssystem berücksichtigt. Darunter auch die Personalkosten für Diätassistentinnen. Ein interdisziplinäres Ernährungsteam sieht das Vergütungssystem aber nicht vor.
    Ernährungsmedizinische Leistungen wie eine Ernährungsberatung können nicht gesondert abgerechnet werden. Hinzu kommt: Höhere Kosten für Energie, Personal und medizinisches Material verschlechtern die finanzielle Situation der Krankenhäuser in Deutschland. Um Geld zu sparen, machen viele Kliniken daher in erster Linie Abstriche bei der Verpflegung.
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    Gefahr durch Mangelernährung

    Etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten bekommen zu wenig oder die falsche Nahrung im Krankenhaus, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Besonders betroffen sind ältere und onkologische Patienten, denn sie werden oft über längere Zeit stationär im Krankenhaus behandelt, erklärt Christiane Froelich. 30 bis 40 Prozent der Patienten würden mit Gewichtsverlust entlassen, so die Ernährungsmedizinerin weiter.
    Laut einer Studie der Klinik für Tumorbiologie der Universität Freiburg von 2021 war bei bis zu 20 Prozent der verstorbenen Krebspatienten nicht ihre Erkrankung, sondern die Folgen einer Mangelernährung die Todesursache.

    Screening auf Mangelernährung zur Prävention

    Die Lösung für eine bessere Versorgung könnte unter anderem ein Screening sein, sagt Christiane Froelich. Dabei wird der Patient gewogen, gemessen und befragt. Gibt es Auffälligkeiten, kommt das Ernährungsteam ins Spiel. Ein solches Screening ist allerdings in Deutschland bislang nicht gesetzlich vorgeschrieben.
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    Als Lösung sieht das Bundesministerium für Gesundheit sogenannte Qualitätsverträge zwischen Klinken und Krankenkassen vor. Deren wesentliche Ziele sind unter anderem die Wiederherstellung eines guten Ernährungszustandes des Patienten und die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit.

    Schon seit Jahren empfehlen Fachgesellschaften, in jedem Krankenhaus ein Ernährungsteam zu etablieren. Hatten im Jahr 2002 nur fünf Prozent der deutschen Krankenhäuser ein solches Team, waren es 2020 rund 70 Prozent der größeren Krankenhäuser. Sie helfen, für jeden Patienten die richtige Kost auszuwählen und umzusetzen.

    Interdisziplinäre Ernährungsteams bestehen in der Regel aus Ernährungswissenschaftlern, Diätassistenten, Pflegekräften, Ärzten und Pharmazeuten, die eng zusammenarbeiten. Ernährungsfachkräfte erstellen Therapiepläne, Diätassistentinnen arbeiten unmittelbar in der Küche mit. Krankenhäuser müssen für die erhöhten Personalkosten selbst aufkommen. Nicht alle können das leisten.

    Was Krankenhäuser tun können

    Kliniken können sich für bestimmte Leistungen zertifizieren lassen, etwa als onkologisches Zentrum. Eine Zertifizierung setzt bestimmte Anforderungen an die Qualität in der medizinischen Versorgung voraus, zum Beispiel die Einhaltung von Leitlinien. Mit der Zertifizierung werden auch Maßnahmen wie das Screening und damit Ernährungsfachkräfte verpflichtend. Dafür wird eine Anhebung der Verpflegungspauschalen durch die Krankenkassen diskutiert.

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