Grundschulen und Kitas :Nur Veggie-Essen für Kinder - eine gute Idee?
von Jan-Frederik Fischer
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An Kitas und Grundschulen in Freiburg gibt es mittags nur noch ein Gericht zur Auswahl - und zwar ein vegetarisches. Der Grund: gestiegene Kosten. Ist die Umstellung ein Problem?
Immer wieder ein Streitthema: Was kommt in der Schulkantine auf den Teller?
Quelle: dpa
Zum Mittag Gnocchi, Frischkäse-Spinattaschen oder Pfannkuchen - auf den ersten Blick sieht der Speiseplan für das Mittagessen einer Freiburger Grundschule ganz normal aus. Doch eines kommt seit Schuljahresbeginn nicht mehr auf den Teller: Fleisch. Denn wie an allen städtischen Schulen und Kitas in Freiburg fällt jetzt ein zweites Gericht aus Kostengründen weg.
Für die Kinder, die mittags in Kitas oder Schulen essen, heißt das: Mindestens fünf Hauptmahlzeiten in der Woche sind nun fleischfrei. Der Aufschrei ist groß - doch fehlen den Kindern nun wirklich wichtige Nährstoffe - oder wäre für sie sogar eine fleischlose Ernährung sinnvoll?
Vegetarische Ernährung bei Kindern - ist das ein Problem?
Thomas Heigele ist Oberarzt in der Kindergastroenterologie im Klinikum Stuttgart - er sieht in der Einführung eines fleischfreien Mittagsessen in Freiburg kein Problem, sondern einen sinnvollen Schritt.
Auch einer dauerhaften vegetarischen Ernährung bei Kindern steht er positiv gegenüber. Zu den Vorteilen gehörten:
- eine höhere Zufuhr an Gemüse und Obst (Ballaststoffe und Vitamine)
- Umwelt- und Tierschutzgedanken
Allerdings müsse die Ernährung abwechslungsreich sein, um eine ausreichende Qualität in der Proteinversorgung zu erreichen.
Das Argument, dass Kindern wichtige Nährstoffe entgehen würden, entkräftet der Oberarzt - vielmehr seien die Sorgen "unbegründet". Heigele erklärt: Eltern bräuchten sich auch mit einer "ovo-lacto-vegetarischen Ernährung" keine Sorgen machen. Sprich: Wenn ihre Kinder kein Fleisch und Fisch essen, jedoch Eier und Milchprodukte.
Einen wichtigen Punkt gelte es jedoch zu beachten: Eier sollten in der Ernährung enthalten sein, damit es nicht an Vitamin B12 fehle. Auch eine ausreichende Kalziumzufuhr sei wichtig - etwa "über Milchprodukte oder kalziumreiche beziehungsweise angereicherte Nahrungsmittel".
Vegetarische Ernährung: Gefahr von eingeschränkten Wachstum oder Untergewicht?
Auch Esther Schnur von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sieht in einer ovo-lacto-vegetarischen Ernährungsweise von kleinen Kindern keine Schwierigkeiten. Sie bekräftigt ebenfalls:
Generell empfiehlt sie eine tägliche Ernährung aus folgenden Lebensmitteln:
- Getreide und Getreideprodukten
- Kartoffeln
- Gemüse und Hülsenfrüchte, Obst sowie kleine Mengen hochwertiger Öle
- Milch und Milchprodukte
- Wer möchte: kleine Mengen Fleisch und Fisch als Beilage
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Grundsätzlich sollte aus ihrer Sicht die Basis der täglichen Ernährung immer eine pflanzliche sein, ergänzt durch tierische Lebensmittel. Wird zudem gänzlich auf Fleisch verzichtet, führe dies auch nicht zu einer Gefahr von einem eingeschränktem Wachstum oder Untergewicht.
Um diese zu erreichen, sollten folgende Produkte auf dem Einkaufszettel stehen:
- Getreide und Getreideprodukte, vor allem aus Vollkorn
- Nüsse
Zudem bräuchte es ausreichend Eisen- und Zink. Dies findet sich etwa in:
- Eiern, Milch, Käse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten (für Zink)
- Linsen, Hirse oder Haferflocken (für Eisen - am besten in Kombination mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln, Zitronen- oder Milchsäure)
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Wie oft sollten Kinder Fleisch essen?
Und doch: In Deutschland gehört Fleisch oft zum Standard auf dem Esstisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt dabei für Erwachsene 300 bis 600 Gramm in der Woche - das sind etwa zwei Mahlzeiten. Auch Kinder im Wachstum bräuchten nicht mehr Fleisch, bekräftigt Oberarzt Heigele. Zudem erklärt er:
Wenn Kinder und Jugendliche hingegen zu Hause lernen würden, dass es jeden Tag Fleisch gibt, erwarten sie dies auch in der Schule.
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Freiburg: Wie wird das fleischfreie Mittagessen angenommen?
Zurück nach Freiburg, dort wo es seit wenigen Tagen das fleischfreie Mittagessen gibt. Beschwert hat sich bislang beim Gesamtelternbeirat noch niemand.
Auch liegen noch keine Zahlen darüber vor, ob nun mehr oder weniger Schüler am Essen teilnehmen. Generell sind aus Sicht des Gesamtelternbeirats in Freiburg die Probleme vielmehr die höheren Preise und eine mangelnde Auswahl als die Tatsache, dass das einzige Menü nun vegetarisch ist.
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