Autoimmune Hepatitis: Wenn das Immunsystem zum Feind wird
Autoimmune Hepatitis:Wenn das Immunsystem die Leber angreift
von Gunnar Fischer
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Bei Hepatitis denken viele an eine Virusinfektion. Bei der autoimmunen Hepatitis aber führt das eigene Immunsystem zu einer Leberentzündung. Das kann lebensbedrohlich sein.
Eine akute Autoimmune Hepatitis muss schnell behandelt werden. Wie man sie diagnostiziert und wie ein lebensgefährliches Leberversagen abgewendet werden kann.26.07.2024 | 5:35 min
Die autoimmune Hepatitis, kurz AIH, ist eine seltene Erkrankung der Leber. In Deutschland sind etwa 20 von 100.000 Menschen davon betroffen, vor allem Frauen im mittleren Lebensalter. Im Unterschied zu einer durch Viren ausgelösten Hepatitis handelt es sich hier um keine Infektionskrankheit. Stattdessen greift das eigene Immunsystem die Leberzellen an.
Ursache der autoimmunen Hepatitis sind unklar
Die Entstehung ist nicht restlos geklärt. Experten vermuten als Ursache eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen wie Reaktionen auf Giftstoffe oder Medikamente. Bei einem schweren Verlauf der autoimmunen Hepatitis kann die Leberfunktion akut geschwächt sein, erklärt Professor Christoph Sarrazin vom St. Josefs-Hospital in Wiesbaden.
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Diagnose gleicht einem Puzzle
Zunächst müssen andere Ursachen für die Leberentzündung wie eine Fettleber, eine Alkoholvergiftung oder eine Virushepatitis ausgeschlossen werden. Über das Blut werden die sogenannten Transaminasen (GOT, GPT) bestimmt und typische Autoantikörper nachgewiesen, die gegen Leberzellen gerichtet sind. Außerdem ist immer eine Gewebeanalyse (Biopsie) erforderlich, in der sich dann typische Zellveränderungen zeigen. Oft haben die bereits zur Zerstörung und Vernarbung des Lebergewebes geführt.
Unbehandelt droht ein Leberversagen
Eine schwere akute Leberentzündung muss sofort mit Immunsuppressiva behandelt werden. Das sind Medikamente, die die zerstörerischen Aktivitäten des Immunsystems unterdrücken und die fortschreitende Schädigung der Leber aufhalten sollen. Greife man in so einer Situation nicht therapeutisch ein, könne es zum Leberversagen kommen, erklärt der Hepatologe.
Dann bleibe nur noch eine notfallmäßige Lebertransplantation, so der Experte. Zu Therapiebeginn kommt hochdosiertes Kortison (Prednisolon) und im Verlauf ein weiteres Immunsuppressivum, zum Beispiel Budesonid oder Azathioprin, zum Einsatz.
Bei einer chronischen Hepatitis kommt es unbehandelt zur allmählichen Zerstörung der Leberzellen. Im weiteren Verlauf wird gesundes Lebergewebe immer mehr durch funktionsloses Bindegewebe ersetzt. Das wird als Fibrose bezeichnet.
Im Endstadium, der sogenannten Leberzirrhose, ist das Organ schließlich vollständig vernarbt. In diesem Zustand kann die Leber nicht mehr ihre vielfältigen Funktionen erfüllen. Das betrifft beispielsweise den Abbau von Giftstoffen oder die Bildung von Stoffen für die Blutgerinnung. Dies führt zu lebensbedrohlichen Störungen des Stoffwechsels, die meist eine Lebertransplantation erforderlich machen.
Eine Leberzirrhose kann sich nicht mehr zurückbilden. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Leberkarzinoms.
Hepatitis ist eine Leberentzündung, die verschiedene Ursachen haben kann. Spät erkannt kann sie lebensbedrohlich sein. Wie man sich schützen kann und welche Behandlungen es gibt.
von Laren Müller, Michaela Waldow (Grafiken)
mit Video
Wovon eine erfolgreiche Behandlung abhängt
Unbehandelt kann eine autoimmune Hepatitis lebensbedrohlich verlaufen. Rechtzeitig erkannt, ist sie heutzutage medikamentös gut beherrschbar, wenn auch nicht heilbar. Oft kommt die Autoimmunerkrankung durch die Therapie komplett zur Ruhe. Laut Christoph Sarrazin ist die Prognose nicht nur vom Schädigungsgrad der Leber abhängig. Die Leber könne zwar nachwachsen und regenerieren, so der Experte, aber:
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Wann man Medikamente reduzieren kann
Sind die Behandelten beschwerdefrei und wurde die Entzündung ihrer Leber gestoppt, kann die Dosis der Medikamente reduziert werden. Dabei gilt es, die starken Nebenwirkungen der Immunsuppressiva in Grenzen zu halten, da sie anfällig für Infektionen und andere Krankheiten machen.
Ziel ist, mit einer möglichst niedrigen Dosierung der Medikamente die Erkrankung dauerhaft zu kontrollieren. In einigen Fällen wird unter strenger Kontrolle gewagt, auf die Medikamente komplett zu verzichten. Bei fünfzig Prozent ist so ein Auslassversuch erfolgreich.
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