Kampf gegen Aids: Spritze verhindert HIV-Infektion

    Fortschritt bei Kampf gegen Aids:Halbjährliche Spritze verhindert HIV-Infektion

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    Zur Prävention einer HIV-Infektion sind bisher nur Wirkstoffe in Tablettenform zugelassen. Auf der Aids-Konferenz in München wurde nun eine Spritze als Alternative vorgestellt.

    25. Welt-Aids-Konferenz in München
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    Ein halbjährlich gespritztes Medikament soll nach Forscherangaben eine HIV-Infektion zuverlässig verhindern. Die Studie, die im "New England Journal of Medicine" (NEJM) veröffentlicht und auf der Welt-Aids-Konferenz in München vorgestellt wurde, weckt damit große Hoffnungen im Kampf gegen Aids.
    Zugleich wird die Forderung an das Pharmaunternehmen Gilead laut, die Herstellung preisgünstiger Generika zuzulassen, um das Mittel vor allem in den stark von HIV betroffenen Gegenden des Globalen Südens kostengünstig zugänglich zu machen. Das Mittel Lenacapavir ist in mehreren Ländern - auch in Europa - bisher nur zur HIV-Therapie für bestimmte Patienten zugelassen.
    Zu sehen sind Blutproben.
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    Keine einzige Infektion bei Teilnehmern der Studie

    An der Studie waren rund 5.338 Mädchen und junge Frauen in Südafrika und Uganda beteiligt, die ursprünglich HIV-negativ waren. Unter den gut 2.134 Teilnehmerinnen, die zwei Mal im Jahr Lenacapavir unter die Haut gespritzt bekamen, gab es keine einzige Infektion.
    Lenacapavir sei zu 100 Prozent effektiv gewesen, sagte die Studienhauptautorin und Direktorin des Desmond Tutu HIV-Zentrums an der Universität von Kapstadt Linda-Gail Bekker begleitet vom Applaus der Zuhörer bei der Aids-Konferenz, dem weltgrößten wissenschaftlichen Treffen zum Thema HIV. Sharon Lewin, Präsidentin der Internationalen Aids-Society (IAS), sprach von einem bahnbrechenden Fortschritt.
    Marc Franke
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    Forderung nach kostengünstigen Generika

    Das weitere Medikament Cabotegravir, das zur Behandlung mit HIV lebender Menschen sowie zudem zur PrEP in Europa zugelassen ist, schützt für etwa acht Wochen vor einer Ansteckung. Hierzu gab es eine Studie im ländlichen Uganda und Kenia zur Umsetzbarkeit bei Männern und Frauen in Afrika, die zeigte, dass viele die Injektion bevorzugten, allein schon, weil sie Sorge hatten, die Tabletten zu vergessen.
    Die UNAIDS-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima sprach von Wundermitteln. Sie rief speziell Gilead auf, alles zu tun, dass Lenacapavir schnell und kostengünstig für Menschen vor allem in Asien, Lateinamerika und Afrika zur Verfügung gestellt werden könne. Eine Zulassung von Lenacapavir als Präexpositionsprophylaxe in vielen Ländern könne bis Ende 2025 möglich sein.
    Pills on Hiv / aids paper background.
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    Effektiver als Impfung

    Weltweit wird weiter an einer Impfung geforscht. Die Prophylaxe mit Lenacapavir sei aber - sofern sich die 100-prozentige Wirksamkeit auf Dauer bestätige - effektiver als man von Impfungen hätte erwarten können, sagte der örtliche Kongresspräsident Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.
    Vor allem junge Frauen in Afrika als besonders von HIV betroffene Gruppe könnten von der lang wirksamen Prävention per Spritze profitieren, unterstrich die Forscherin Bekker. Laut UNAIDS infizieren sich wöchentlich weltweit 4.000 junge Frauen, mehr als 3.000 davon im Subsahara-Afrika. Teils werden Frauen wegen der Einnahme der bisher gebräuchlichen täglichen oralen Präexpositionsprophylaxe mit Pillen diskriminiert, etwa weil angenommen wird, sie seien bereits infiziert.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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