Halsschmerzen: Welche Medikamente helfen tatsächlich?
Stiftung Warentest:Halsschmerzmittel sind nur wenig wirksam
von Ebba Petzsche
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Zahlreiche Mittel versprechen Linderung bei Halsschmerzen. Doch welche helfen tatsächlich? Stiftung Warentest hat 24 Mittel unter die Lupe genommen - mit überraschendem Ergebnis.
Halsschmerzen sind unangenehm, da ist eine schnelle Linderung wünschenswert. Doch welche Präparate wirken wirklich?
Quelle: imago/Elmar Gubisch
Typisch für den Start in die kalte Jahreszeit: Es kratzt im Hals. Spätestens wenn sich das Kratzen zu unangenehmen Halsschmerzen auswächst, greifen viele zu Medikamenten. Über 30 Millionen rezeptfreie Produkte gegen Halsschmerzen wurden 2023 in Apotheken verkauft. Das Angebot ist so reichhaltig wie unübersichtlich.
Nicht oder nur eingeschränkt empfehlenswert
Stiftung Warentest hat Studien zu Wirkung, Nutzen und Risiken von 24 Mitteln ausgewertet. 15 davon gelten aufgrund ihrer Inhaltsstoffe als Arzneimittel, neun als Medizinprodukte. Die Arzneimittel enthalten Antiseptika, lokal wirkende Antibiotika oder auch lokal betäubende und entzündungshemmende Wirkstoffe. Die Medizinprodukte dagegen arbeiten mit Schleimstoffen, die sich wie ein Schutzfilm auf die Schleimhäute legen.
Was nach potentem Mittel klingt, das die Ursache bekämpfen soll, fällt im Test allerdings durch: Keines der 15 Medikamente wurde gegen Halsschmerzen als geeignet eingeschätzt - darunter bekannte Präparate wie Neo-Angin, Tantum Verde und Dolo-Dobendan. Von den physikalisch wirkenden Medizinprodukten wurden immerhin fünf als eingeschränkt geeignet bewertet - Gelorevoice, Ipalat und drei Lutschpastillen von Isla.
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Nebenwirkungen statt Wirksamkeit
Das Problem bei den Medikamenten sind mangelnde oder nicht nachgewiesene Wirksamkeit und Risiken für Nebenwirkungen. Die Mittel mit antiseptischen Wirkstoffen zum Beispiel dringen nicht in die Tiefe, töten oberflächlich aber auch nützliche Bakterien ab. Mittel mit lokal wirkenden Antibiotika werte Stiftung Warentest als nicht sinnvoll, weil Halsschmerzen in 80 von 100 Fällen von Viren verursacht werden, gegen die Antibiotika nicht wirken.
Auch bei den Medizinprodukten ist die therapeutische Wirksamkeit noch nicht ausreichend belegt, aber sie werden zumindest als gut verträglich eingeschätzt.
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Von Kombipräparaten, also Mitteln, die mehrere Wirkstoffe kombinieren, rät Stiftung Warentest ab. Die Begründung ist, dass sie im Vergleich mit Mitteln, die nur einen Wirkstoff enthalten, keinen therapeutischen Vorteil, dafür im Zweifel mehr Nebenwirkungen hätten.
Wirksame Hausmittel
Kein Mittel kann eine Halsentzündung wegzaubern. Doch man kann schon mit einfachen Hausmitteln eine Erleichterung der Symptome erreichen. Lutschpastillen oder -bonbons, möglichst zuckerfrei, regen den Speichelfluss an und sorgen so für Feuchtigkeit in Mund und Rachen.
Auch Tee hilft den Rachen feucht zu halten: Salbei-, Thymian- oder Lindenblütentee lange ziehen lassen, damit sich die ätherischen Öle lösen und wer mag, Honig zugeben. Ein weiterer Tipp von Stiftung Warentest: mit Salzwasser gurgeln. Das soll die Viren von den Schleimhäuten spülen. Dazu einen Teelöffel Salz in einen halben Liter warmes Wasser geben.
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Wirkstofffreie Lutschbonbons häufig ausreichend
Halsschmerzen werden in den meisten Fällen von Erkältungsviren ausgelöst. Sie heilen in der Regel nach zwei bis sieben Tagen von alleine ab. Häufig reichen daher Lutschbonbons zur Linderung. Bei starken Schmerzen können kurzfristig Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden. Klingt die Halsentzündung nicht ab, sollte man einen Arzt aufsuchen - es könnte eine bakterielle Infektion vorliegen, die mit Antibiotika behandelt werden muss.
Die getesteten Halsschmerzmittel aus der Apotheke kosten jeweils zwischen sechs und 17 Euro - angesichts der Masse an verkauften Produkten ein lukratives Geschäft. Es geht auch günstiger, so schreibt Stiftung Warentest: "Häufig können schon wirkstofffreie Lutschbonbons die Halsschmerzen lindern, die deutlich preiswerter sind."
Ebba Petzsche ist Redakteurin bei der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
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Quelle: ZDF
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