"Sleepy Girl Mocktail": Warum der Drink nur begrenzt wirkt
Schlafdrink trendet bei Tiktok:"Sleepy Girl Mocktail": Was ist dran?
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Sauerkirschsaft, Magnesiumpulver und Limo. Mit diesen Zutaten soll der "Sleepy Girl Mocktail" beim Einschlafen helfen. Wie sehr nützt das Trendgetränk aus TikTok-Videos wirklich?
In TikTok-Videos wird der "Sleepy Girl Mocktail" als Einschlafhilfe angepriesen.
Quelle: dpa
Es ist schon spät, man wälzt sich im Bett hin und her, blickt immer wieder verzweifelt auf die Uhr. Morgens quält man sich dann müde aus dem Bett. Das Problem kennen viele Menschen. Kein Wunder also, dass der "Sleepy Girl Mocktail" in den sozialen Medien zum Trend geworden ist.
In zahlreichen Videos kann man jungen Frauen im Schlafanzug dabei zusehen, wie sie aus Sauerkirschsaft, Magnesiumpulver und wahlweise Limo oder Mineralwasser einen alkoholfreien Drink zaubern. Dieser soll den Schlaf fördern, ist schnell gemixt und wirkt hipper als eine Tasse Kamillentee. Doch was sagt die Wissenschaft dazu?
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Es geht um das Hormon Melatonin
"Das ist in dem Fall nicht so einfach zu beurteilen", sagt die Ernährungswissenschaftlerin Luisa Hardt vom Uniklinikum in Erlangen. Auf den ersten Blick könnten die Bestandteile sinnvoll sein, allerdings sei die Art der Inhaltsstoffe zu berücksichtigen, meint sie.
Der Körper brauche Magnesium, um aus der Aminosäure Tryptophan das Hormon Melatonin zu bilden, das für den Schlaf-Wach-Rhythmus zuständig sei. Der Sauerkirschsaft enthalte wiederum sekundäre Pflanzenstoffe, die den Tryptophan-Abbau im Körper hemmen könnten, sodass mehr dieses Ausgangsstoffs für die Melatoninbildung zur Verfügung stehe.
Ernährungsmediziner Hauner warnt vor Magnesium-Überdosis
Der Ernährungsmediziner Hans Hauner von der Technischen Universität München ist trotzdem skeptisch. "Die Datenlage dazu ist sehr dünn. Das sind meistens kleine Studien mit einer ausgewählten Gruppe von Testpersonen." Er zweifelt vor allem daran, dass es sinnvoll ist, Magnesium zusätzlich einzunehmen.
Außerdem könne der Körper Magnesium besser in kleineren Mengen über den Tag verteilt aufnehmen als einmal in einer höheren Dosis, ergänzt Hardt. Nahrungsergänzungsmittel seien oft sehr hoch konzentriert und überschritten die vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlene Tageshöchstmenge von 250 Milligramm.
"Das kann zu Magen-Darm-Beschwerden, vor allem Durchfällen, führen - was die Nachtruhe erheblich stören kann."
Spezieller Sauerkirschsaft nötig
Ähnlich könnte sich der Sauerkirschsaft bei Menschen auswirken, die empfindlich auf Säure reagieren, sagt Hauner. Die sekundären Pflanzenstoffe, die den Schlaf fördern sollen, seien dagegen nur in Mikrogrammmengen enthalten, sodass eine Wirkung nicht plausibel sei.
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Zumal der Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen von Sauerkirschsaft zu Sauerkirschsaft nach Angaben von Hardt stark schwanken kann. Studien zu dessen schlaffördernder Wirkung verwendeten meist Saft der Montmorency-Sauerkirsche, einer speziellen Sorte mit viel Melatonin, erläutert sie.
Diese werde aber hauptsächlich in den USA und Kanada angebaut und sei in deutschen Supermärkten nicht erhältlich.
Schlaf-Experte sieht Schlafstörung als Volkskrankheit
Sechs bis zehn Prozent der Menschen in Deutschland litten an einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung, sagt Hans-Günter Weeß, Leiter des interdisziplinären Schlafzentrums des Pfalzklinikums in Klingenmünster in Rheinland-Pfalz.
Oft haben Betroffene seit vielen Jahren Probleme, ein- und durchzuschlafen - und sind verzweifelt. Sie seien oft sehr empfänglich für teure pseudo-medizinische Angebote oder Smartwatches, die den Schlaf überwachen sollen, sagt Weeß. "Damit wird man eine veritable Schlafstörung aber nicht behandeln können."
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Schlafexperte: "Sleepy Girl Mocktail" wirkt nicht
Auch der "Sleepy Girl Mocktail" hat seiner Ansicht nach keinerlei Wirkung - zumindest, wenn man nur die Inhaltsstoffe betrachtet. "Was wir bei Menschen mit Schlafstörungen in Studien feststellen ist, dass sie stark auf Placebos reagieren. Es könnte also sein, dass jemand eine Wirkung bei dem Drink spürt, wenn er fest daran glaubt", erläutert Weeß.
Allein das Ritual, sich abends etwas zu entspannen, könne beim Einschlafen helfen. "Es ist durchaus etwas, was man bei Schlafproblemen ausprobieren kann", findet Ernährungswissenschaftlerin Hardt. Im Vergleich zu Schlaftabletten seien deutlich weniger Nebenwirkungen zu erwarten.