Ersthelfer-Apps: So funktioniert das First Responder-System

    So funktionieren Ersthelfer-Apps:Schnelle Rettung aus der Nachbarschaft

    von Anja Braunwarth
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    Überall kann jemand mit einem Herz-Kreislaufstillstand zusammenbrechen. Dann sollte sofort eine Wiederbelebung beginnen. Per App können Ersthelfer zu dem Notfall gerufen werden.

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    Jedes Jahr sterben etwa 65.000 Menschen in Deutschland an einem Herz-Kreislaufstillstand. Dabei bricht der Blutkreislauf zusammen, die Organe werden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Nur wenn schnell reanimiert wird, besteht die Chance für die Betroffenen zu überleben, und das möglichst ohne bleibende Schäden.
    Die Zeit bis dahin ist das sogenannte therapiefreie Intervall. Am empfindlichsten reagiert das Gehirn auf den Sauerstoffmangel, erklärt Marc Dieroff, Notarzt und Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Wiesbaden.

    Kommt kein Sauerstoff mehr im Gehirn an, haben wir irreversible Schäden schon nach drei bis fünf Minuten.

    Marc Dieroff, Notarzt

    Die vorgegebenen Zeiten, bis der Rettungsdienst eintreffen sollte, schwanken je nach Bundesland. In der Regel sind es maximal 15 Minuten - zu lange für das Gehirn.
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    Ersthelfer verkürzen therapiefreies Intervall

    Wer den Rettungsdienst bei einem Herz-Kreisstillstand unterstützen will, kann sich als Ersthelfer (First Responder) registrieren. Er wird dann alarmiert, wenn er sich in der Nähe eines Notfalls befindet und kann vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes mit der Wiederbelebung, der Reanimation, beginnen. Die Alarmierung erfolgt in der Regel über eine App. Von diesen Ersthelfer-Apps gibt es sowohl für iOS als auch für Android eine größere Auswahl.

    Ärzte, Rettungsdienstpersonal, Feuerwehrleute oder Polizisten können durch ihre Ausbildung jederzeit First Responder werden. Wer als Laie tätig werden möchte, muss in der Regel einen Erste-Hilfe-Kurs mit acht Doppelstunden sowie eine Sanitätsausbildung mit 64 Stunden absolvieren. Außerdem bekommt er eine Schulung in Herz-Lungen-Wiederbelebung und eine Einweisung in den Umgang mit einem Defibrillator. Rettungsdienste empfehlen die regelmäßige Auffrischung der Kenntnisse.

    Wie die Alarmierung per Ersthelfer-App funktioniert

    Bei einem Notfall erhalten registrierte Ersthelfer, die sich nahe des Notfallortes aufhalten, eine Push-Mitteilung auf ihr Smartphone und werden aufgefordert, den Einsatz zu übernehmen. Je nach verwendeter App können auch bestimmte Aufgaben an Einzelne delegiert werden, zum Beispiel einen Defibrillator an den Einsatzort zu bringen. Manche Apps bieten zudem interaktive Hilfe bei der Reanimation und leiten die Ersthelfer Schritt für Schritt an.

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    Die Ersthelfer können den Einsatz auch ablehnen, betont Maximilian Haller, Projektkoordinator Mobile Retter Wiesbaden von der Berufsfeuerwehr Wiesbaden.

    Ich muss natürlich den Einsatz nicht annehmen, wenn ich andere Pflichten habe, beispielsweise mein Kind, oder ich darf das von der Arbeit her nicht.

    Maximilian Haller, Projektkoordinator Mobile Retter Wiesbaden

    Stimmen die First Responder zu, erhalten sie die gleichen Informationen wie der Rettungsdienst, in erster Linie die Adresse des Notfallorts und den Namen des Betroffenen. Man versucht, immer zwei Ersthelfer an den Einsatzort zu bekommen, erklärt Haller. Zum einen, damit sie sich bei der anstrengenden Reanimation abwechseln können, zum anderen, damit sie sich sicherer fühlen.

    Europaweit gilt für Feuerwehr und Rettungsdienst die Notrufnummer 112. Von dort aus werden Rettungsdienst und Ersthelfer alarmiert.

    Wer über eine Ersthelfer-App verfügt, kann einen Notfall auch direkt darüber melden. Die App wählt zum einen ebenfalls die 112 für die Weiteralarmierung an. Zum anderen alarmiert die App selbst die registrierten First Responder, die sich in der Nähe befinden.

    Kein bundesweit einheitliches Konzept in Deutschland

    Es gibt in Deutschland kein bundesweit übergreifendes Alarmierungssystem für Ersthelfer-Apps. Die Apps sind nicht vernetzt und funktionieren oft nur lokal begrenzt. So können potenziell verfügbare Ersthelfer bislang nicht alarmiert werden, wenn sie sich abseits des Leitstellengebietes aufhalten, bei dessen App sie registriert sind. Experten fordern daher ein bundeseinheitliches elektronisches Alarmierungssystem über eine zentrale Schnittstelle. Die Umsetzung scheitert bislang unter anderem an der Finanzierung der dafür nötigen Technik.

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    FAQ

    Hilfe für Ersthelfer nach dem Einsatz

    Gerade für Laien im Ersthelfer-Dienst können die Einsätze eine große psychische Belastung darstellen, vor allem wenn eine Reanimation nicht erfolgreich war. Der teilnehmende Rettungsdienst bietet dann Unterstützung, erklärt Maximilian Haller.

    Es gibt rund um die Uhr erreichbare Hotlines, die die Ersthelfer wählen können, um dann diesen Einsatz nachzubesprechen.

    Maximilian Haller, Projektkoordinator Mobile Retter Wiesbaden

    Reicht das nicht aus, hilft das Team des Rettungsdienstes, weiterführende Hilfe zu organisieren, etwa eine psychosoziale Notfallversorgung. Zu ihr gehören zum Beispiel Akuthelfer, die eine zeitnahe persönliche Unterstützung anbieten, um das Erlebte zu verarbeiten.
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    Quelle: dpa

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