Elektronisches Rezept: So läuft das neue Verfahren
FAQ
Ab Januar verpflichtend:Wie das E-Rezept funktioniert
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Ab Januar 2024 ist das E-Rezept für Arztpraxen verpflichtend. Was Patienten jetzt über das neue Verfahren wissen müssen.
Die "Aufholjagd" zur Digitalisierung im Gesundheitssystem hat laut Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit dem E-Rezept begonnen. Bis Anfang 2024 sollen E-Rezepte in Praxen Normalität werden.
10.08.2023 | 1:31 min
Das elektronische Rezept soll in Deutschland bald zum Alltag gehören. Nachdem die Apotheken bereits seit Herbst E-Rezepte entgegennehmen und diese seit Juli auch über die Gesundheitskarte einlösen können, soll die Nutzung ab 2024 auch für Arztpraxen verpflichtend werden.
Ein Überblick über die Funktion des digitalen Rezepts und die Vorteile für Patienten und Patientinnen.
Wie können Patienten das E-Rezept einlösen?
Nachdem ein Arzt das Rezept digital erstellt und in der Praxis in einer zentralen Datenbank gespeichert hat, können Patientinnen und Patienten ihr E-Rezept in einer Apotheke einlösen.
Dafür gibt es drei Möglichkeiten: die E-Rezept-App, die elektronische Gesundheitskarte oder ein Papierausdruck.
Ab dem 1. Juli 2023 sollen gesetzlich Versicherte die Möglichkeit bekommen, Rezepte nur mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) einzulösen, ohne dass eine spezielle PIN notwendig ist.
Laut Angaben der Nationalen Agentur für Digitale Medizin (Gematik) gehe das auch bei verordneten Arzneimitteln im Rahmen einer Videosprechstunde oder bei telefonisch bestellten Folgerezepten, ohne dass ein erneuter Besuch in der Praxis nötig sei. Voraussetzungen dafür sind ein Update der Apothekensoftware und ein entsprechendes Kartenterminal am Tresen der Apotheken.
Alternativ haben gesetzlich Versicherte die Möglichkeit, über ein NFC-fähiges Smartphone eine spezielle App (Gematik-App) zu nutzen. Dafür ist jedoch eine Anmeldung mit einer ebenfalls NFC-fähigen elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und einer speziellen PIN erforderlich. Ob eine elektronische Gesundheitskarte die NFC-Funktion hat, erkennen Versicherte anhand des sechsstelligen Zahlencodes auf der oberen Vorderseite.
Möglich ist auch die Nutzung einer Variante der App von der gesetzlichen Krankenkasse. Aber: In der Regel muss man sich dort vorher über das Post-Ident-Verfahren oder persönlich in der Servicestelle der Krankenkasse identifizieren.
Vorteile der E-Rezept-App:
Wer die E-Rezept-App nutzt, kann vorab per Smartphone anfragen, ob die Wunsch-Apotheke geöffnet und das Medikament vorrätig hat und sich so etwa Wege ersparen.
Bietet die Apotheke einen Botendienst an, kann das Rezept über die App bestellt werden.
Bei Online-Apotheken muss zudem kein Originalrezept mehr verschickt werden. Das E-Rezept kann digital an die Versandapotheke übermittelt werden.
Bieten Mediziner Videosprechstunden an, kann das E-Rezept ebenfalls ohne Praxisbesuch in die App übermittelt werden.
Wer schon ein Vorrezept hat und im gleichen Quartal ein Folgerezept benötigt, kann die Arztpraxis bitten, das Folgerezept über die App direkt auf das Smartphone zu übermitteln. Ein weiterer Arztbesuch entfällt.
Was passiert, wenn man kein Smartphone oder keine elektronische Gesundheitskarte mit PIN hat? Dann erhalten Patienten einen Papierausdruck über das E-Rezept. Sie bekommen also nicht das eigentliche Rezept, sondern nur einen digitalen Schlüssel (E-Rezept-Token) ausgehändigt. Er ist auch ohne händische Unterschrift des Arztes gültig. Mit diesem Schlüssel kann anschließend die Apotheke das digitale Originalrezept vom zentralen Server herunterladen und bearbeiten. Damit unterscheidet sich diese Variante jedoch kaum vom bisherigen Rezept auf Papier.
Quelle: Gematik (Nationale Agentur für Digitale Medizin)
Stellen alle Ärzte E-Rezepte aus?
Nein. Zwar sind fast alle Praxen technisch entsprechend ausgestattet, die verpflichtende Nutzung soll aber erst Anfang nächsten Jahres kommen. Bislang wurde die Ausstellung des E-Rezepts in Pilotregionen ausprobiert.
Welche Vorteile hat das E-Rezept für Patienten?
Das Bundesgesundheitsministerium verweist auf mehr Komfort für die Patientinnen und Patienten durch den Verzicht auf Papierrezepte. So können elektronische Rezepte auch in einer Videosprechstunde ausgestellt werden.
"Man fragt sich, warum es in 20 Jahren nicht gelingen kann, dass wir elektronisch endlich in diese Zeit kommen", so Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz.10.08.2023 | 5:03 min
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz bezeichnet das E-Rezept als "Herausforderung":
Auch für Folgerezepte müssen Betroffene nicht mehr zwingend in die Praxis kommen. Das vierteljährliche Vorzeigen der Gesundheitskarte entfällt damit allerdings nicht.
Zudem kann eine andere Person E-Rezepte für einen Patienten oder eine Patientin einlösen, dafür brauchen sie die Gesundheitskarte oder den Ausdruck. Via App kann die Apotheke informieren, wenn das Medikament gerade nicht vorrätig ist.
Ist das E-Rezept sicher?
Nach Angaben der zuständigen Gesellschaft für Telematik (Gematik) sind die Daten nur für den Versicherten, das ärztliche Fachpersonal und die entsprechende Apotheke einsehbar.
Die E-Rezepte werden demnach von der Arztpraxis verschlüsselt an einen zentralen Dienst übertragen, dort verschlüsselt gespeichert und verarbeitet und wieder verschlüsselt von der Apotheke abgerufen.
Kassenpatienten warten im Schnitt doppelt so lange auf einen Termin beim Facharzt wie Privatpatienten. Solche Wartezeiten soll man verkürzen können. Welche Möglichkeiten es gibt.
von Thomas Förster
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Anhand der elektronischen Signatur kann die Apotheke feststellen, ob das E-Rezept womöglich gefälscht wurde. Damit sind E-Rezepte der Gematik zufolge vor unbefugtem Zugriff geschützt.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betont, der Datenschutz werde "extrem ernst genommen". In Deutschland seien die Standards beim E-Rezept und bei der elektronischen Patientenakte im Vergleich zu anderen Ländern sehr hoch.
Welche Probleme gab es bisher?
Das E-Rezept gilt als wichtiger Baustein bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Es soll dazu beitragen, Abläufe in Praxen und Krankenhäusern zu verbessern, und dafür sorgen, dass die Zettelwirtschaft im Gesundheitswesen beendet wird.
Die Einführung des ist schon seit über 20 Jahren geplant und hatte sich zuletzt immer wieder verzögert - wegen Bedenken beim Datenschutz und weil es technische Probleme bei Apotheken und Arztpraxen gab. Seit Mitte 2021 wurden rund 1,6 Millionen E-Rezepte bearbeitet.
Sind weitere Entwicklungen geplant?
Das E-Rezept soll stufenweise ausgebaut werden. Künftig sollen auch Verordnungen für Betäubungsmittel und digitale Gesundheitsanwendungen sowie Überweisungen für Fachärzte, Heilmittel, Hilfsmittel oder häusliche Krankenpflege digitalisiert werden.
Perspektivisch soll die App über mögliche Wechselwirkungen der Medikamente informieren und an die Einnahme von Arzneimitteln erinnern.
Bekommen auch Privatversicherte das E-Rezept?
Für Privatversicherte wird es vorerst weiterhin das blaue Rezept geben. Die Einführung des E-Rezepts ist aber auch hier angedacht.
Was ist mit nicht-rezeptpflichtigen Medikamenten?
Für Medikamente, die nicht rezeptpflichtig sind, stellen Ärztinnen und Ärzte weiter das grüne Papierrezept aus. Auch Rezepte für Betäubungsmittel werden derzeit noch nicht als E-Rezept ausgestellt.
Karl Lauterbach macht Druck in Sachen Digitalisierung. Das E-Rezept wird bis Januar Pflicht, ein Gesetz zur elektronischen Patientenakte soll noch im August vorgestellt werden.